Wer ist (in stärkerem Maße) von Diskriminierung betroffen?
Nicht alle Personen oder Gruppen sind gleichermaßen von Diskriminierung betroffen. Jedes Individuum hat eine Ausprägung der jeweiligen im AGG geschützten Merkmale oder kann einer solchen Ausprägung zugeordnet werden, zum Beispiel haben alle Personen eine ethnische Zugehörigkeit, ein Alter oder ein Geschlecht. Deshalb könnte jede Person theoretisch auf Basis jedes dieser Merkmale Diskriminierung erfahren. Es sind im Alltag aber immer wieder Personen, die bestimmten Gruppen zugeordnet werden, in stärkerem Maße von Diskriminierung betroffen. Hier einige Beispiele:
Das Risiko, aus rassistischen Gründen oder aufgrund der (ethnischen) Herkunft Diskriminierung zu erfahren, ist für Personen, die als Migranten nach Deutschland kamen, und ihren Nachkommen deutlich erhöht. Es zeigt sich, dass rassistische Diskriminierungserfahrungen in allen erfassten Lebensbereichen häufig vorkommen. Hierunter fällt auch das Erfahren rassistischer Diskriminierungen bei verdachtsunabhängigen Polizeikontrollen (racial profiling)..
Frauen erleben überproportional häufig Geschlechtsdiskriminierungen im Arbeitsleben, worunter die unterschiedlichsten Bereiche fallen. Diskriminierung im Arbeitsleben reicht vom Praktikum über die Arbeitssuche und Bewerbungsverfahren bis hin zu Benachteiligungen innerhalb eines Beschäftigungsverhältnisses. Frauen berichten besonders häufig von sexualisierten Übergriffen im Bereich der Öffentlichkeit und Freizeit, die dabei vielfach auch mit dem Merkmal der sexuellen Orientierung verschränkt sind und somit insbesondere lesbische Frauen betreffen.
Trans*- und Inter*Personen erfahren massive verbale und körperliche Übergriffen, die vielfach mit sexuellen Übergriffen einhergehen. Aber auch in anderen Lebensbereichen erleben Trans*- und Inter*-Personen Benachteiligungen, die oft ihren Ursprung in normativen binären Vorstellungen von Geschlecht haben. Zudem erleben sie Diskriminierungen im Gesundheitsbereich dadurch, dass ihre Lebenssituation nicht berücksichtigt wird: Im Arbeitsleben erfahren Trans*- und Inter*Personen Diskriminierung vor allem bei der Arbeitssuche und im Bewerbungsverfahren
Religion oder Weltanschauung ist ein häufiger Ausgangspunkt von Diskriminierungen im Bildungs-, Gesundheits- und Pflegebereich, die Personen mit einer nicht christlichen Religionszugehörigkeit besonders stark erfahren. Im Bereich der Öffentlichkeit und Freizeit wird religiöse Diskriminierung häufig in Form von verbaler und körperlicher Gewalt erfahren. Dies betrifft vor allem muslimische Personen. Auch im Arbeitsleben erfahren Personen anhand ihrer Religionszugehörigkeit Benachteiligungen. Hierbei handelt es sich häufig um Arbeitsstellen bei Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaften, bei denen eine bestimmte Religionszugehörigkeit als Einstellungsvoraussetzung gilt. (siehe dazu mit mehr Informationen unter Punkt 2 d)
Personen mit einem geringen Einkommen haben ein erhöhtes Risiko, aufgrund einer Beeinträchtigung Diskriminierung zu erfahren, weil sie nicht über entsprechende finanzielle Ressourcen verfügen, um Benachteiligungen möglicherweise selbst zu kompensieren. Weil ihre Lebenssituation oft nicht berücksichtigt wird, sind Menschen mit Beeinträchtigung im Gesundheits-, Pflegebereich und auch im Arbeitsleben von Diskriminierung betroffen. Der Bildungsbereich zeigt sich ebenfalls als nicht ausreichend inklusiv. Bei Geschäften und Dienstleistungen, hier insbesondere im Gaststätten- und Unterhaltungsbereich und auch in Ämtern und Behörden, wird von den Betroffenen besonders häufig die mangelnde Barrierefreiheit als zentrales Problem angegeben. Durch fehlende Barrierefreiheit kann in der Folge für Menschen mit Beeinträchtigungen ein ganz grundlegendes Gefühl des Ausschlusses und der verwehrten gleichberechtigten Teilhabe entstehen.
Beim Diskriminierungsmerkmal "Alter” ist zu beachten, dass alle Menschen aufgrund des Lebensalters potenziell von Diskriminierung betroffen sein können, da sie in Lebensphasen waren, sind oder kommen werden, in denen Altersdiskriminierung besonders relevant ist: Menschen werden in unterschiedlichen Zusammenhängen als zu jung oder zu alt wahrgenommen und erfahren deshalb Benachteiligung. Häufig steht hinter den Diskriminierungen, dass Menschen wegen ihres Lebensalters bestimmte Fähigkeiten entweder noch nicht oder nicht mehr zugetraut werden.
Benachteiligungserfahrungen anhand der sexuellen Orientierung werden beinahe ausschließlich von nicht heterosexuellen Personen gemacht. Lesben sind dabei deutlich häufiger als Schwule auch von sexualisierten Übergriffen betroffen