Der langjährige Leiter der Katholischen Aussiedler- und Flüchtlingshilfe in der Landesstelle Unna-Massen, Bernhard Dittrich, ist am 26. Januar im Alter von 76 Jahren in seiner Heimatstadt Bochum verstorben. Neben seiner Tätigkeit in Unna-Massen begleitete Dittrich als Referent des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn u. a. die Dienste der Aussiedlerhilfe in den örtlichen Caritasverbänden des Erzbistums.
Bernhard Dittrich Ende der 1990-er Jahre vor dem Dienstgebäude der Katholischen Aussiedler- und Flüchtlingshilfe in der Landesstelle Unna-MassenFoto: privat
Der gelernte Kaufmann kam nach der Ausbildung zum Sozialarbeiter 1979 zum damaligen Katholischen Lagerdienst in Unna-Massen. Von 1982 bis 2004 leitet er diesen traditionsreichen Dienst, der nach dem Zweiten Weltkrieg vom Erzbistum Paderborn in Unna-Massen eingerichtet worden war.
Während zu Beginn seiner Dienstzeit die Hilfesuchenden fast ausschließlich aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in Polen kamen, so stand seit der Gorbatschow-Ära die Betreuung von Russlanddeutschen im Vordergrund. Zwischen 1990 und 1999 erreichte der Zuzug seinen Höhepunkt. Rund eine Million Menschen fanden seit 1979 Aufnahme in der Landesstelle, viele von ihnen suchten Hilfe bei der Caritas. Auch Vietnamesen, DDR-Bürger, jüdische Emigranten und Flüchtlinge aus Bosnien und dem Kosovo wurden versorgt.
Bernhard Dittrich arbeitete seit 1979 als Sozialarbeiter in Unna-Massen. Von 1982 bis 2004 leitete er die Katholische Aussiedler- und Flüchtlingshilfe. Jürgen Sauer
Im Dschungel der deutschen Gesetze und Bürokratie fanden Aussiedler und Flüchtlinge in Bernhard Dittrich einen kompetenten Berater. Er scheute auch den Konflikt mit Behörden nicht, wenn es um die Rechte der Betroffenen ging, insbesondere um den Nachzug von Familienangehörigen. "Ein Aussiedler, der ständig in Sorge lebt, ob seine Familie auch nachkommen kann, hat den Kopf nicht frei, um sich bei uns zu integrieren", so seine Überzeugung. Doch Integration zum Nulltarif ist nicht zu haben. Für diese Botschaft "klopfte" Dittrich immer wieder bei Politikern "auf den Tisch". Die Politik müsse begreifen, dass Aussiedler ein Gewinn sind. "Was wir heute in sie investieren, zahlt sich in fünf Jahren aus", so war sich Dittrich sicher Gerade das Potenzial der jungen Leute sei für eine alternde Gesellschaft lebenswichtig. "Vor 20 Jahren waren das geradezu prophetische Worte", erklärt der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig. Schaue man sich beispielsweise heute den Anteil von Personen mit russlanddeutschen Wurzeln in der Gesundheits- und Altenhilfe an, habe sich die damalige Einschätzung voll bestätigt.
1997 machte Bernhard Dittrich das Schicksal eines jungen Russlanddeutschen publik, bei dem ein lebensbedrohliches Nierenversagen eingesetzt hatte. Weil seine Familie noch nicht als Aussiedler anerkannt war, weigerte sich die Krankenkasse die Behandlungskosten von rund 100.000 Mark zu übernehmen. Die Caritas startete eine Spendenaktion - der junge Mann konnte gerettet werden. Jürgen Sauer
"Bernhard Dittrich war als echter `Caritäter´ überzeugt, dass es sich lohnt, für jeden Menschen eine Lebensperspektive zu ermöglichen, egal woher er kommt. Wir sind traurig über den Verlust dieses großartigen Kollegen, gleichzeitig dankbar, dass wir ihn in unseren Reihen hatten."