|
|
|
Berieten die Zukunft der Pflege in Deutschland (von links): Barbara Köberlein (Caritasverband Siegen-Wittgenstein), Alexander Prior (Spar- und Bauverein Paderborn), Anne Helmer (Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland), Christoph Menz (Referatsleiter Altenhilfe im Diözesan-Caritasverband), Anne Klar (Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte) und Hartmut Claes (Caritasverband Witten). (Foto: cpd / Jonas) |
„Wir stehen
vor großen Herausforderungen in der Altenhilfe.“ Christoph Menz, Referatsleiter
beim Diözesan-Caritasverband Paderborn, ist sicher: „Die aktuellen Angebote in
der Altenhilfe werden auf Dauer so nicht mehr funktionieren.“ Um neue Konzepte
und Angebote zur Gestaltung des Lebens im Alter ging es daher bei einer Tagung
des Diözesan-Caritasverbandes in Paderborn unter dem Titel „Vielfältige
Wohnformen im Alter und praktische Umsetzungsmöglichkeiten“.
Wie groß der Umbruch sein wird, vor dem die Gesellschaft in Deutschland in den
nächsten Jahrzehnten steht, schilderte Referentin Anne Helmer vom Verband
katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) vor rund 80 Leitern und
Mitarbeitern von Pflege-Diensten und Einrichtungen der Caritas. Laut
Statistischem Bundesamt werde die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit 2,34
Millionen bis 2050 auf das Doppelte steigen. Bei Pflegefachkräften werde schon
bis 2030 ein zusätzlicher Bedarf von etwa 150 000 erwartet – und das angesichts
eines sich schon heute abzeichnenden Fachkräftemangels. „Ein Boom ohne
Arbeitskräfte deutet sich an“, befürchtet Anne Helmer. Für die Zukunft gelte es
daher Wohnformen zu fördern, „die die Selbständigkeit, gegenseitige Hilfe und nachbarschaftliches
Zusammenleben mit professioneller Hilfe verbinden“. Beispiele dafür gebe es
bereits viele, etwa die in die Wohnviertel integrierten Projekte
„Sighard-Gärten“ und „Tegelbogen“ von Spar- und Bauverein und Caritasverband in
Paderborn. Mancherorts allerdings blicke der Bürger durch den „Dschungel“ des
vielseitigen Angebots nicht mehr durch. „Da müssen wir Netzwerke bilden, die
Orientierung schaffen.“
Um der Herausforderung einer alternden Gesellschaft gewachsen zu sein, sei vor
allem Kooperation wichtig, sagte Anne Helmer, insbesondere zwischen
Altenhilfe-Anbietern, Kommunen, Wohnungsbaugesellschaften und den Bürgern vor
Ort. Denn wohnortnahe Pflege-, Betreuungs- und Gemeinschaftsangebote seien
künftig „unerlässlich“, so die Expertin des Verbandes katholischer Altenhilfe.
Ganz zu schweigen von der nötigen barrierefreien Gestaltung des Wohnumfeldes.
„Gerade einmal fünf Prozent aller Altershaushalte leben in Wohnungen, die als
barrierefrei gelten.“ Eine große Herausforderung für die Wohnungswirtschaft und
für Privateigentümer.
Das klassische Alten- und Pflegeheim werde auch in Zukunft „unabdingbar“ sein,
sagte Anne Helmer. Eine erhebliche Zahl älterer Menschen werde auch künftig
nicht zu Hause gepflegt werden können, weil das Angebot häuslicher Pflege nicht
ausreicht oder nicht mehr finanziert werden kann. Allerdings sei es
wünschenswert, dass sich Altenheime weiterentwickeln – zum Ansprechpartner und
Vertrauenszentrum für die Betreuung und Pflege von Senioren in Stadtteil oder
Gemeinde.
Ein einfaches Rezept für die Lösung der Probleme einer alternden Gesellschaft
gibt es nicht. Künftig werde ein Mix an vielfältigen Wohnformen im Alter
benötigt, sagte Christoph Menz vom Diözesan-Caritasverband. Die Altenhilfe sieht
er kurz vor einem großen Aufbruch.