Der Pauline-von-Mallinckrodt-Preis der Caritas-Stiftung für das Erzbistum Paderborn geht in diesem Jahr an drei Projekte, die sich ehrenamtlich für Benachteiligte einsetzen und ihnen helfen ein Zuhause zu finden, zu erhalten oder zu gestalten. Den ersten, mit 2.500 Euro dotierten Preis, erhielt der "Jordan-Treff" des Bruder-Jordan-Werks in Dortmund, wo Bedürftige und Obdachlose an jedem Werktag ein Frühstück erhalten. Mit dem zweiten Preis (1.500 Euro) wurde die Caritas-Konferenz St. Johannes Baptist Delbrück mit ihrem ehrenamtlichen "Essen auf Rädern" ausgezeichnet. Sie versorgt seit 1984 täglich bis zu 80 gebrechliche und chronisch-kranke Menschen mit Essen und einem Gespräch und ist damit zum Pionier eines inzwischen häufig gegen Entgelt angebotenen Dienstes geworden. Der dritte Preis (1.000 Euro) ging an den Sozialdienst katholischer Männer (SKM) Lippstadt mit seiner Wohngemeinschaft für wohnungslose Männer.
Erzbischof Hans-Josef Becker überreichte die Preise am Samstag, 4. August, im Rahmen des Caritas-Tages in der Libori-Festwoche in der Kaiserpfalz in Paderborn. Eine unabhängige Jury hatte die Träger des Preises, der unter dem Motto "Zuhause: finden - erhalten - gestalten" stand, aus zwölf vorgeschlagenen Projekten ausgewählt.
Domkapitular Dr. Thomas Witt, Kuratoriumsvorsitzender der CaritasStiftung, würdigte den Einsatz der Menschen, die sich in Kirche und Caritas unentgeltlich in ihrer Freizeit für andere Menschen engagieren. "Mit ihrem Dienst machen sie in vorbildlicher Weise christliche Nächstenliebe erfahrbar."
Festredner Uwe Browatzki, Streetworker beim Caritasverband Iserlohn, berichtete, wie notwendig eine Anlaufstation für Menschen vom Rand der Gesellschaft sei, bei der sie sich buchstäblich "ausheulen" können. "Ich weiß, wie es ist, wenn man jemanden braucht, der einem beim Schweigen zuhört." Browatzki, der nach eigener Aussage sein halbes Leben "in Grund und Boden gesoffen" hat und selbst zwei Jahre wohnungslos war, bemüht sich heute um das Vertrauen der Menschen am Rand, um ihnen einen Ausweg aufzeigen zu können. "Was wir machen müssen, ist da zu sein und Menschen an die Hand zu nehmen. Das ist ein Arbeitsfeld, das in vielen Städten fehlt."
Im mit dem ersten Preis ausgezeichneten Jordan-Treff in Dortmund erhalten bedürftige und wohnungslose Menschen an jedem Werktag ein Frühstück. Die Idee und der Name gehen zurück auf Bruder Jordan Mai, der Anfang des 20. Jahrhunderts im Dortmunder Franziskaner-Kloster als Pförtner tätig war und zahllosen in Not geratenen Menschen half. Aus dieser Tradition entwickelte sich das Obdachlosenfrühstück. 2012 entstand die Bezeichnung "Jordan-Treff". Dieser ist werktags im Gewölbekeller des Dortmunder Franziskanerklosters geöffnet. Täglich werden so 60 bis 70 benachteiligte Menschen mit einem Frühstück versorgt, insgesamt 1200 im Monat. "Die Jury war nicht nur von der großen Einsatzbereitschaft der Ehrenamtlichen des Jordan-Treffs beeindruckt, sondern auch von der großen Anzahl von 40 Ehrenamtlichen", sagte Witt. "Die Ehrenamtlichen versorgen die Menschen aber nicht nur mit Lebensmitteln. Sie stehen auch für Gespräche bereit, spenden Trost und vermitteln weitergehende Hilfen. Im Jordan Treff erfahren bedürftige Menschen Achtung und Wertschätzung."
Bei der zweitplatzierten Caritas-Konferenz St. Johannes Baptist Delbrück liefern im Projekt "Essen auf Rädern" an jedem Werktag acht bis neun Ehrenamtliche mit ihren privaten PKWs täglich eine warme Mittagsmahlzeit an alte, gebrechliche und kranke Menschen im Raum Delbrück aus. Aktuell werden täglich 80 Mittagessen verteilt. Bei der Verteilung der Mahlzeiten nehmen sich die Ehrenamtlichen auch immer Zeit für ein kurzes Gespräch und vermitteln bei Bedarf professionelle Hilfe. Das 1984 gegründete Angebot gehört zu den Pionieren eines inzwischen häufig gegen Entgelt angebotenen Dienstes. "In einer Zeit, in der die Schwachen in unserer Gesellschaft häufig an den Rand gedrängt werden und vereinsamen, schenken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts Essen auf Rädern alten und kranken Menschen Gemeinschaft und Anerkennung", würdigte Witt das Engagement der Caritas-Konferenz. Die Jury habe sich beeindruckt von der großen Kontinuität des Projekts gezeigt.
Die mit dem dritten Preis gewürdigte Wohngemeinschaft für wohnungslose Männer beim SKM Lippstadt gibt es seit 40 Jahren unter dem Motto "Wohnen ist kein Selbstläufer. Mann muss schon etwas dafür tun". Sie bietet ein Übungsfeld für Wohnungslose, für die der Schritt zurück in eine eigene Wohnung eine große Herausforderung darstellt. Die Wohngemeinschaft unterstützt den Einzelnen dabei, sich einzuleben, neue Kontakte zu knüpfen, die Finanzen in den Griff zu kriegen und wieder Arbeit zu bekommen. "Die Jury war sehr beeindruckt von der Tatsache, dass die Wohngemeinschaft bereits vor 40 Jahren ins Leben gerufen wurde und bis heute fortgeführt wird", sagte Witt. "Bemerkenswert ist auch, dass in der Wohngemeinschaft das Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe in vorbildlicher Weise in die Tat umgesetzt wird. Jeder Bewohner der Wohngemeinschaft bringt ein eigenes Schicksal mit. Jeder ist anders aber alle sitzen im gleichen Boot."
Der Preisverleihung ging ein buntes Fest der Begegnung auf dem Kardinal-Degenhardt-Platz vor der Stadtbibliothek in Paderborn voraus. Rund 800 Haupt- und Ehrenamtliche aus Pfarrgemeinden, caritativen Diensten und Einrichtungen im Erzbistum Paderborn genossen Musik, Aktionen und Impulse.
Hintergrund: Pauline-von-Mallinckrodt-Preis
Benannt ist der Preis der CaritasStiftung nach der seligen Pauline von Mallinckrodt (1817-1881), der Begründerin der Blindenfürsorge in Paderborn und Gründerin der Ordensgemeinschaft der Schwestern der christlichen Liebe. Der Preis wird jeweils im Rahmen des Caritas-Tages in der Paderborner Libori-Festwoche verliehen. Mit dem Preis fördert die CaritasStiftung ehrenamtliche Caritas-Initiativen im Erzbistum, die sich in besonderer Weise im Sinne des jeweiligen Mottos verdient machen.