Die Tanz-AG der Grundschule Sande ist zwei- bis dreimal im Jahr zu Gast beim Ü60-Treff der Caritas-Konferenz. (Foto: Markus Jonas)
Als der Refrain des fast 90 Jahre alten Schlagers "Mein kleiner grüner Kaktus" aus der Musikbox erschallt, schnellen zwei Dutzend Kinderfinger hoch und stechen in die Luft: "… und der sticht, sticht, sticht." Begeistert und lachend tuen es ihnen viele der betagteren Zuschauerinnen und Zuschauer nach. Die Tanz‑AG der Grundschule Sande ist wieder zu Gast im Ü60‑Treff der Caritas-Konferenz Sande. Seniorinnen und Senioren sitzen bei Kaffee und von den Caritas-Helferinnen selbst gebackenem Kuchen, während die Viertklässler vor ihnen Schrittfolgen zeigen, die sie seit Monaten einstudieren. "Das Zusammenspiel von Jung und Alt bereitet allen Freude", sagt Silvia Kesselmeier, die den Treff ehrenamtlich leitet.
Seit neun Jahren ist sie Vorsitzende der örtlichen Caritas‑Konferenz. Als das frühere "Seniorencafé" zum Erliegen gekommen war, wollte man es gern in einer anderen Form wiederbeleben. "Wir dachten: Das ist doch eine schöne Sache für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind", erinnert sie sich. Gemeinsam mit ihrem Team belebte sie das Format neu und taufte es "ein wenig frech", wie sie augenzwinkernd sagt, Ü60-Treff. "Dann kommen wenigstens die 70-Jährigen." Etwa fünf bis sechsmal im Jahr treffen sich die mal mehr, bei schönem Wetter auch mal weniger Gäste im Pfarrheim - immer ohne Eintritt und ohne Pflicht. "Wer wenig hat, wirft nur einen Euro ins Sparschwein, wer mehr geben kann, gibt mehr. Bisher hat das immer die Kosten gedeckt", sagt Silvia Kesselmeier.
Organisieren den Ü60-Treff: ein Teil des Teams der Caritas-Konferenz Sande mit (von links) Margret Dubbi, Manuela Reintjes, Mieke Dormann, Silvia Kesselmeier, Hildegard Rugge, Stefanie Reineke-Schätti, Dr. Sigrid Urban, Cornelia Belting und Claudia Gehringhoff. (Foto: Markus Jonas)
Neben Klönrunde und Kuchentafel steht jedes Mal ein Thema auf dem Programm: Vorträge der Polizei über Enkeltrick und Verkehrssicherheit, Mitarbeiter der Biologischen Station, die über die heimische Flora und Fauna referieren, Informationen vom Roten Kreuz über Kleiderkammern oder ein indischer Pastor, der unterhaltsam aus seinem Heimatland erzählt. Das Highlight bleibt jedoch der Auftritt der Schulkinder, der meist zweimal jährlich fest eingeplant ist. "Aber wir kommen, wann immer wir gerufen werden", verspricht die Musiklehrerin Stefanie Brennholt, die die Tanz-AG an ihrer Grundschule seit mehr als zehn Jahren nachmittags anbietet. Ihr ist es wichtig, dass die Kinder Freude dabei haben und auch anderen mit ihren Auftritten Freude machen. Da sei das Gastspiel beim Ü60-Treff "eine echte Win-Win-Situation", sagt sie.
Der Tanz der Kinder sorgte für viel Freude und Begeisterung. (Foto: Markus Jonas)
Für Silvia Kesselmeier ist der Treff - vor allem auch mit dem Gastspiel der Kinder - ein echter Ort der Hoffnung. "Verschiedene Generationen kommen zusammen, und niemand bleibt allein. Wer Kontakte sucht, findet sie. Genau dieses Gefühl - ‚Ich gehöre dazu‘ - schenkt Hoffnung", sagt sie. Denn auch auf dem Land sieht die Ehrenamtliche wachsende Einsamkeit. Das wird deutlich, wenn das zwölfköpfige Caritas-Team die Gemeindemitglieder ab dem 80. Lebensjahr zum Geburtstag besucht. "Dabei sehen wir große Unterschiede: Manche werden im Kreis der Familie gefeiert, andere sitzen ganz allein zu Hause. Da tut jeder Besuch gut."
Nach mehreren Tanzeinlagen zu alten, aber auch aktuellen Liedern verneigt sich die Tanz-AG der Grundschule. Die Senioren applaudieren, den Kindern hat es sichtlich Spaß gemacht. Silvia Kesselmeier lächelt zufrieden. "Ich hoffe, dass wir noch lange weitermachen können", sagt sie und verabschiedet die Tanz-AG mit einem kleinen Geschenk für jedes Kind. In Sande kann er gern bald wieder stechen, der kleine grüne Kaktus. Und der Einsamkeit die Luft raus lassen.