Kommentar zum Welttag für menschenwürdige Arbeit am 07.10.2022
Doch dieser kurze, persönliche Kommentar zum "Welttag für menschenwürdige Arbeit" soll gar nicht dazu dienen etwas zu skandalisieren, was bereits seit Jahren in der Gesellschaft "common knowledge" (dt. "allgemein bekanntes Wissen") ist. Und ehrlich gesagt, wenn wir hier etwas skandalisieren sollten dann doch vielmehr, dass wir alle um die prekären Arbeitsverhältnisse in Deutschland wissen und es trotzdem hinnehmen, da es uns persönlich nicht betrifft. Ganz nach dem Motto: "In einer wirtschaftlichen Schieflage verliert dann wenigstens nur der Kollege oder die Kollegin den Job und nicht ich." Dieser Artikel soll vielmehr ein Appell sein und fängt daher mit einer kurzen Geschichte an:
(Foto:User:5671698 über Pixabay)
Gegenüber meiner Altbauwohnung findet samstags, unweit des Spielplatzes, immer ein Markt statt. Dort kann man neben Gemüse und frisch gepressten Säften bspw. auch ein Gebäckstück essen und einen frischen Kaffee trinken. Bei meinem letzten Besuch auf dem Markt wurde ich von einem Schüler (circa 12 Jahre) angesprochen. Er informierte mich darüber, wie wichtig es ist, dass ich beim Kauf von Schokolade darauf achte, dass auf den Kakaofeldern keine Kinder arbeiten müssen. Er wies mich im Rahmen eines Schulprojekts nicht nur auf das Problem hin, sondern berichtete mir gleich davon, welche Schokolade ich ohne schlechtes Gewissen genießen könnte. Mit einer Liste sammelten die Schüler*innen auf dem Marktplatz Unterschriften für ihre Petition. Sie fordern faire Kakaopreise, einen Schoko-TÜV und Begrenzung der Kakaopreis-Börsen-Spekulation.
Bei dieser Begegnung wurde mir wieder bewusst: Personen, die die finanziellen Möglichkeiten haben, sollte mit ihren Kaufentscheidungen verantwortungsvoll umgehen. Das beginnt beim FairTrade Kaffee, geht über zum Boykott der Fußball-WM in Katar bzw. dem Verzicht von Produkten der Unternehmen, die die WM sponsern und endet beim - mittlerweile politisierten Thema - Fleischkonsum. Wenn Klimaschutzgründe und Tierschutz nicht ausreichen, um den eigenen Konsum an Fleisch und tierischen Produkten zu reduzieren und wer viel mehr auf Quantität statt auf Qualität setzt, der sollte sich dringend über die Arbeitsbedingungen in einigen (deutschen) Unternehmen informieren. Und noch etwas: Wie klasse ist es, dass sich der Lehrer dort gemeinsam mit den Schüler*innen an einem Samstag für faire Arbeitsbedingungen engagierte? Ein wahres Empowerment für Eigenverantwortlichkeit, Offenheit und vor allem Demokratie. Denn Demokratie funktioniert nur, wenn Menschen partizipieren. Damit "Partizipation" auch Menschen miteinschließt die benachteiligt sind, setzt sich die Caritas für das Erzbistum Paderborn haupt- und ehrenamtlich ein.