Unna: „Sattelfest“ – Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht!
Das Märkische Berufskolleg Unna setzt sich nicht erst seit der Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention für Inklusion ein. Das Berufskolleg beherbergt, anders als die Berufsschule, Bildungsgänge von der Berufsvorbereitung bis hin zur allgemeinen Hochschulreife. Junge Menschen mit geistiger/körperlicher Beeinträchtigung gehören somit selbstverständlich zur Schülergemeinschaft.
Seit Jahren machen wir auf eine eklatante Lücke bei der Förderung benachteiligter Schüler aufmerksam.
Wenn Schüler mit geistiger und/oder körperlicher Beeinträchtigung die Hauptschule besuchen, erteilen Lehrkräfte aus gut gemeinter Absicht zum Ende der Schulzeit trotz unzureichender Qualifikationen häufig einen Hauptschulabschluss. Diese Schülerinnen und Schüler gelten dann trotz geistiger/ körperlicher Beeinträchtigung als „nicht beeinträchtigt“ und bekommen damit auch keinerlei weitere Förderung oder Unterstützung. Ein Antrag beim Jobcenter auf erneuten Förderstatus wird nur sehr selten bewilligt. Dadurch entfällt die Möglichkeit der Inanspruchnahme eines Nachteilausgleichs. Hinzu kommt, dass Eltern von vermeintlich erfolgreichen Hauptschülerinnen und -schülern in der Regel keinen Förderantrag stellen wollen.
Somit stehen junge Menschen mit Behinderungen zumeist ohne entsprechende Förderung und Nachteilsausgleich den „normalen, stärkeren“ Schülerinnen und Schülern gegenüber. Misserfolge und Motivationslosigkeit sind somit vorprogrammiert. Erfolgserlebnisse stellen sich nicht ein. Die jungen Menschen sind emotional sehr angespannt und haben Schwierigkeiten ihre Emotionen zu steuern. Dadurch wird u. a. das Miteinander in der Klasse stark belastet.
Das Lehrpersonal, insbesondere im Fachbereich Ethik/Religion, will sich trotz bisher erfolgloser politischer Lobbyarbeit mit diese Situation nicht abfinden. Deshalb wird nach Instrumenten der Jugendberufshilfe gesucht, die entsprechend Abhilfe schaffen. Gemeinsam haben der IN VIA Fachverband Unna und das Berufskolleg ein Lösungsmodell erarbeitet, bei dem sich Schülerinnen und Schüler einer Klasse mit ihren sehr unterschiedlichen Fähigkeiten/Kompetenzen auf Augenhöhe begegnen und die Diversität genutzt wird, um allen Beteiligten einen echten Mehrwert zu verschaffen. Favorisiert wird die Methode „Lehrer-Pferd“. Diese Methode findet in anderen Bereichen der Behindertenhilfe bereits Anwendung. Neu ist, dass diese Methode im Rahmen von Inklusion nun auch aktiv zur Berufsfindung eingesetzt wird.
Träger des Projektes:
IN VIA Unna e. V., in Kooperation mit dem Märkischen Berufskolleg, Unna
Gürtelstraße 18
59423 Unna
Ansprechpersonen:
Frau Tina Geißen
Vorstand
Telefon: 02303/98612-12
E-Mail: tgeissen@inviaunna.de
Frau Wibke Knoche
Koordinatorin
Telefon: 02303/98612-10
E-Mail: wknoche@inviaunna.de
Frau Sonja Mrotzek
Oberstudienrätin
E-Mail: mrotzek@mbk-unna.de