Herford: "Kost-Bar" - Gemeinsames Essen als Lebens-Mittel-Punkt
Mit Ausnahme aufsuchender Beratungsangebote der Wohlfahrtsverbände sind soziale Einrichtungen für die Ärmsten in Herford meist im Rahmen einer "Komm-Struktur" ausgelegt: Tafeln, Warenkorb, Mittagstisch und Wärmestuben setzen voraus, dass Hilfebedürftige auch gleichzeitig Hilfesuchende sind.
Erfahrungen der Caritas-Sozialarbeit im Ambulant betreuten Wohnen für psychisch kranke Menschen ("BeWo") haben jedoch ergeben, dass die Schwächsten unter den Hilfebedürftigen diejenigen sind, deren soziale Kontaktfähigkeit eingeschränkt ist. Die Betroffenen suchen keine Ausgabestellen oder Treffpunkte auf: teils, weil ihnen ein urbanes Orientierungsvermögen fehlt, vor allem aber, weil sie sich in einer Ballung von Hilfesuchenden nicht einbringen oder durchsetzen können (Hackordnung). Dies beobachtet der Caritasverband Herford bei den psychisch beeinträchtigten Bewo-Klienten, aber auch bei vielen anderen Menschen, die sie im Umfeld wahrnehmen: Einsame, von Wohnungslosigkeit Bedrohte, aber auch Arme, die zu stolz sind, soziale Einrichtungen aufzusuchen.
"Kost-Bar" ist eine aufsuchende Hilfe, die als mobiles offenes Angebot Sammlungspunkte der betroffenen Klientel anfährt, um dort die Erfahrung einer vollwertigen Mahlzeit, soziale Anknüpfung und menschenzugewandte Wertschätzung miteinander zu vereinen.
Ein Kleinbus mit Kleinstküche und wenigen Sitzplätzen steuert bekannte Sammlungspunkte an. Zwei hauptamtliche Kräfte stellen Material, Verpflegung und Anleitung zur Ausrichtung eines kleinen "Straßenfestes" bereit, in dem sich, je nach ihren Fähigkeiten, Klienten und Interessierte einbringen können. Tische, Bänke und ggf. ein Zelt werden aufgebaut, die Tische gedeckt und geschmückt, Außenstehende werden eingeladen und einbezogen.
Jeder Projekttag (zunächst wöchentlich) beinhaltet zwei je zweistündige regelmäßige Stopps sowie einen wechselnden Kurzstopp in sozialen Brennpunkten.
Bereits in der Vorbereitungsphase ist es gelungen, Klienten und weitere Menschen aus der Zielgruppe einzubinden: Planungszeichnungen und Gestaltungsvorschläge für Plakate und Fahrzeugbeschriftung stammen aus ihrer Feder. Der Innenausbau des vorhandenen Fahrzeugs wird im Rahmen ihrer Möglichkeiten von Klienten vorgenommen.
Außerdem ist es bereits jetzt gelungen, ein örtliches Unternehmen dafür zu gewinnen, in der eigenen Lehrwerkstatt einen Pavillon entwickeln und anfertigen zu lassen.
Da der Caritasverband Herford über keine eigene Küche verfügt, werden die Mahlzeiten transportfertig durch das örtliche katholische Pflegeheim bereitgestellt.
Zunächst bewilligt für 24 Monate, soll die "Kost-Bar" fester Bestandteil der Herforder "Soziallandschaft" werden. Wegen der fordernden Persönlichkeitseigenschaften der Zielgruppe wird das Projekt zunächst nur mit hauptamtlichen Kräften betrieben werden. Wenn es gelingt, einen Teil der Aufgaben auf geeignete Ehrenamtliche zu übertragen, werden die Projektkosten auch durch Spenden gegenfinanzierbar werden.
Träger des Projektes:
Caritasverband für die Stadt und den Kreis Herford e. V.
Clarenstraße 24
32052 Herford
Ansprechperson:
Herr Richard Knoke
Telefon: 05221/1673-30
E-Mail: r-knoke@caritas-herford.de