Weil sie ihren täglichen Bedarf nicht mehr bezahlen können, wenden sich immer mehr Hilfesuchende an die Beratungsstellen der Caritas und ihrer Fachverbände. "Für viele ist mit der Corona-Pandemie die Existenznot förmlich über Nacht hereingebrochen", sagt Christoph Eikenbusch, Leiter der Abteilung "Armut - Teilhabe" beim Diözesan-Caritasverband Paderborn. Deshalb hat die Caritas im Erzbistum Paderborn ihr Beratungsangebot ausgeweitet. Jetzt können auch Kleingewerbetreibende und Solo-Selbstständige Beratungstermine vereinbaren. Das neugestaltete Internetangebot "Existenz sichern und Verschuldung vermeiden im Portal" (www.Ehrport.com ) bietet zudem weiterführende Informationen zu Sozialleistungsansprüchen und zum Umgang mit Schulden.
Angesichts der zum Jahresende auslaufenden Kurzarbeiterregelung rechnet Eikenbusch damit, dass die Arbeitslosigkeit "mit großer Härte" zuschlagen werde. Arbeitslos zu sein bedeute, vorhandene berufliche Qualifikationen zu verlieren. In Zeiten von Digitalisierung und High-Tech bestehe die Gefahr, dauerhaft für neue Unternehmen nicht mehr attraktiv zu sein. "Der Verlust an Qualifikationen und die Armutsbedrohung sind sowohl für jeden Betroffenen als auch die Gesellschaft eine Katastrophe", sagt Eikenbusch. "Jetzt schon neue Arbeitszeitregelungen zu entwickeln ist absolut notwendig. Die hohe Solidarität, die sich in den letzten Monaten in der Gesellschaft gezeigt hat, lässt sich dadurch fortsetzen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer je nach persönlicher und betrieblicher Möglichkeit bereit sind, ihre Arbeitszeit zu teilen oder abzugeben", schlägt er vor. Dafür müsse allerdings noch die gesetzliche Voraussetzung geschaffen werden, damit Arbeitszeitreduzierungen und Lohnausfall nicht negativ zur Anrechnung kämen, wenn letztendlich doch die Arbeitslosigkeit nicht zu vermeiden sei.
Eikenbusch warnt davor, dass im Zusammenspiel von Krise und Digitalisierungsoffensiven Arbeitsplätze abgebaut würden. "Es muss alles unternommen werden, damit aktuell von Arbeitslosigkeit und Langzeit-Arbeitslosigkeit betroffene Frauen und Männer nicht noch stärker an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden." Die Caritas wolle sich deshalb noch stärker als "Gewerkschaft" für die Interessen von Menschen einsetzen, die von Arbeit ausgegrenzt oder am Arbeitsmarkt benachteiligt seien. Über die sich seit Jahren abzeichnenden Veränderungen in der Arbeitswelt und deren Folgen müsse in der Gesellschaft breit diskutiert werden. "Ansonsten droht, dass Gewinner und Verlierer in unserer Gesellschaft einen unsozialen Konkurrenzkampf ausfechten", sagt Christoph Eikenbusch.