"Für Kleine eine große Katastrophe", so eine Bewertung zur jüngst geführten Diskussion im NRW-Landtag, in der es mal wieder um die Pandemie geht. Kinder und hier die Kleinsten, nämlich die Vorschulkinder, geraten zumeist völlig aus dem Blick der Politik. Egal, ob es um Inzidenzwerte, Impfungen oder Testungen geht, von effektiver Planung scheint alles weit entfernt zu sein.
Impfungen sind für diese Gruppe nicht in Sicht, Tests werden zwar vom Land zur Verfügung gestellt, deren Durchführung ist allerdings nicht geregelt. Von kindgerechten Tests sind diese so weit entfernt, dass man Eltern fast verstehen kann, wenn sie die geschenkten Tests auf Ebay zum Verkauf anbieten. Eltern und Erziehende in den Kitas werden mit dem Thema alleine gelassen, Verantwortung wird abgegeben.
Dabei wäre es so einfach, einen ersten Schritt in die gemeinsame Bewältigung der Krise zu gehen. Liebe politisch Verantwortlichen, bitte beteiligt die Kinder, indem ihr fragt, was sie zur Bewältigung benötigen! Die Folgen für Kinder werden kaum wahrgenommen und wenn, dann geht es um die Bildungsverlierer im Schulalltag. Die Bildung in Kita und Kindertagespflege wird bisher nicht thematisiert. Der politische Fokus liegt darauf, dass die Einrichtungen nicht geschlossen werden dürfen, weil Eltern (und damit Wählerinnen und Wähler) eine verlässliche Betreuung benötigen. Der Plan geht aktuell leider nicht auf, da ein Großteil der Kitas in NRW im Notbetrieb ist.
Deshalb ist klar, dass mehr passieren muss: Kitas müssen sicher gemacht werden. Das kann unter anderem durch die Anschaffung von Luftfiltern geschehen, mit denen zumindest der Landtag sehr gut ausgestattet ist. Oder durch die Einrichtung von Teststationen vor Kitas. Es ist nicht zu verstehen, warum in jeder Einkaufszone solche Stationen entstehen, es aber nicht möglich ist, diese für die Kinder zu organisieren. Wir haben keinen Überblick über die Impfsituation der Erziehenden, tatsächlich wissen wir nicht, wie hoch die Impfquote aktuell ist. Gleichzeitig ist diese Personengruppe dem Virus völlig ungeschützt ausgesetzt. Die Ansteckung der Kinder allerdings erhöht sich immens und damit auch die der Eltern. Wirkungsvolle Maßnahmen sind hier überfällig, damit sich das Infektionsgeschehen nicht unkontrolliert in diesem Bereich fortsetzen kann. Die landesseitige Umsetzung der Bundesnotbremse hat sich hier leider nicht bewährt.
Außerdem benötigen auch kleine Kinder Unterstützung bei der Ausstattung mit Bildungsmaterial. Und hier sind nicht die Mappen und kreativen Ideen gemeint, mit denen Kitas während coronabedingter Schließungen Kontakt zu den Kindern halten. Es müssen schlüssige Konzepte und Ideen zur Bewältigung des Corona-Alltags zuhause her. Diese Debatte muss auch die digitale Ausstattung im Vorschulbereich beinhalten, muss aber gleichzeitig das Zurverfügungstellen von Outdoorspielzeug, Ideen zur Freizeitgestaltung oder bildungsunterstützenden Lernmaterialien beinhalten. Solche einfachen Mittel helfen Chancengerechtigkeit in der Bildung zu stärken. Denn die Pandemie verschärft die Situation von armutsgefährdeten und bildungsbenachteiligten Kindern. Familienarmut steigt und in der Folge stellt sich natürlich die Frage: welches Kind kann am digitalen Morgenkreis teilnehmen?