1928: Eine „Wanderkarte“ für Arbeitslose
„Wanderer“ so bezeichnete man jene Personen, die der Verlust ihres Arbeitsplatzes auf die Landstraßen getrieben hatte, um sich fern der Heimat oft als Tagelöhner durchzuschlagen. Gegen Ende der Weimarer Republik zogen Hunderttausende über die Straßen – auf der Suche nach Arbeit, Brot und Unterkunft. Eine Arbeitslosenversicherung wurde erst 1927 eingeführt, war aber mangels Rücklagen wirkungslos. Der Staat förderte ein Hilfsangebot, das ergänzend zu den Arbeiterkolonien viele dezentrale Anlaufpunkte für die Betroffenen vorsah. Diese so genannten Wanderarbeitsstätten boten für einige Tage Unterkunft, Verpflegung und vermittelten Gelegenheitsarbeiten. Im Bistum Paderborn entstanden fünf so genannte „Christophorushäuser“: in Meschede, Altenhundem, Niedermarsberg, Lippstadt und in Arnsberg. Allein in Meschede beherbergte man 1929 fast 7200 Personen, also fast 20 pro Tag. Auch diese Menschen konnte nicht dauerhaft bleiben, sondern mussten auf festgelegten Routen zur nächsten Wanderarbeitsstätte weiterziehen. Entweder zu Fuß oder mit der Bahn. Die Strecken waren auf der „Wanderkarte von Westfalen“ verzeichnet.