Das Konzept KISSeS - Konsequenzen für die soziale und pädagogische Arbeit
Ohne an dieser Stelle auf Konsequenzen für einzelne der aufgelisteten Ungleichwertigkeitsvorstellungen einzugehen, ergeben sich arbeitsfeldübergreifende Konsequenzen für soziale und pädagogische Arbeit aus dem Konzept KISSes zur nachhaltigen Bekämpfung von Ausgrenzung, Ablehnung und Benachteiligung:
- Ablehnungs- und Ungleichwertigkeitsvorstellungen bei den Zielgruppen sozialer und pädagogischer Arbeit können von sozialer Arbeit weder ignoriert noch bagatellisiert werden.
- Die Änderung von Haltungen und Vorstellungen bzw. deren nachhaltige Prävention sind Voraussetzungen für eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung, Abwertung, Diskriminierung und Menschenverachtung.
- Lebensverhältnisse und Möglichkeiten der Lebensgestaltung für Zielgruppen sozialer Arbeit müssen sozialpolitisch und pädagogisch so gestaltet werden, dass Erfahrungen der Zielgruppen demokratiekompatibel, gewalt- und diskriminierungsfern gemacht werden können - idealerweise in sozialer Integration, getragen von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung und auf Grundlage einer Gestaltungs-, Selbst- und Sozialkompetenz der Zielgruppen.
- Neben der Prävention der Entwicklung von Ablehnungshaltungen ist die Intervention in der Alltagskommunikation und im Alltagsverhalten bei sich wiederholenden einschlägigen Vorkommnissen eine wichtige Aufgabe. Entscheidender als methodische Kreativität, die Kopie von Best-Practice-Beispielen und didaktisches Können ist hier die durch Wissen und Können angereicherte professionelle Haltung der Mitarbeitenden. Langfristige Beziehungsarbeit ist das Fundament für professionelle Einflussnahme auf Orientierungs- und Verhaltensänderungen
- Eine wissenschaftliche Herangehensweise von Mitarbeitenden, die in konzeptioneller Arbeit mündet ist hilfreich: analytisches Herangehen an Problemlagen, Bezugnahme auf theoretisches und empirisches Wissen zur Beschreibung und Deutung von Problemlagen, Anwendung von verschiedenen Problembearbeitungsweisen und Auswertung der Wirksamkeit der Maßnahmen und Aktivitäten
- In der Regel werden gegen Erfahrungen nur Erfahrungen und dadurch ausgelöste Irritationen wirksam. Bildungsarbeit, Info-Veranstaltungen und Belehrungen entfalten nicht genug Gewicht gegen Erfahrungen. Der Wunsch und die Suche nach neuen Orientierungen sollte durch Erfahrungen und über Begegnungen ausgelöst werden.
- Es gibt kaum gesellschaftliche Sektoren, in denen es keine Abwertungs- und Ungleichwertigkeitsvorstellungen gibt. Sie sind auch bei allen Adressatengruppen sozialer Arbeit verbreitet: sowohl Kinder als auch Jugendliche und Erwachsene sind einzubeziehen. Bei der Arbeit im Sozialraum an dieser Thematik sollte mehr auf lebensweltliche Gruppen mit gemeinsamen sozialen Alltagsbezügen eingegangen werden. Arbeit am Einzelfall ist sinnvoll wenn Ablehnungs- und Ungleichwertigkeitsvorstellungen durch biografische und andere persönliche Faktoren geprägt sind.