Die KISSeS-Strategie - ein arbeitsfeldübergreifendes Konzept zur nachhaltigen Bekämpfung von Ausgrenzung, Ablehnung und Benachteiligung
KISSeS ist eine Abkürzung für [K]ontroll-, [I]ntegrations-, [S]innlichkeits- und [S]innerfahrungen [e]rfahrungsstrukturierenden Repräsentationen, [S]ozial- und Selbstkompetenzen. Das Konzept geht davon aus, "(…) dass problematische politisch-soziale Haltungen letztlich nicht durch ideologische Indoktrinationen entstehen, sondern auf Erfahrungen beruhen, die im Zusammenhang mit den Interessen an einer Lebensgestaltung, zumindest aber im Zusammenhang mit den Herausforderungen von Lebensbewältigung im Sinne des irgendwie Über-die-Runden-Kommens stehen (…). Werden in Hinsicht auf die Befriedigung basaler Bedürfnisse und Interessen Defizite erlebt, so wird es wahrscheinlich, sich anderweitig entsprechende Erfüllungen zu suchen. Es geht dabei um die Befriedigung nach:
- Kontrolle, also nach dem Wissen darum, das eigene Leben so weit wie möglich im Griff zu haben
- Zugehörigkeit, Wertschätzung, Partizipation und Identifikationsmöglichkeiten
- sinnlichem Erleben von positiver Wertigkeit
- Sinnstiftung(schancen) in den Lebensbereichen sozialer Akzeptanz
Für betreffende Personen können in einer solchen Lebensphase Haltungskomplexe und sie verbreitende Organisationen attraktiv werden, die derartige Kontroll-, Integrations-, Sinnlichkeits- und Sinnerfahrungen anbieten. Diese Angebote zeichnen sich dadurch aus, dass sie über bestimmte Kriterien (wie Ethnie, Kultur etc.) eine Differenzbestimmung vornehmen, oft auch Ausgrenzung propagieren und durchzusetzen versuchen.
Dabei werden dann passende Repräsentationen genutzt [Anmerkung: damit sind mentale Bilder der Realität gemeint], die bereits als Ordnungskräfte und Kommunikationsträger im individuellen Erfahrungsspeicher wirken und/oder sich im sozialen Umfeld andienen; dies gilt zumal dann, wenn das Niveau oben angedeuteter Selbst- und Sozialkompetenz gering ausgeprägt ist.(…)" Quelle https://jugendsozialarbeit.de/wp-content/uploads/2018/10/Aufsatz_Kurt_Moeller_2_.pdf
Literaturempfehlung:
"Mit Rückgrat gegen PAKOs! Eine Step by Step-Anleitung für die Jugendarbeit zur Gestaltung und Selbstevaluation von Angeboten gegen Pauschalisierende Ablehnungskonstruktionen.” Hamburg 2017; Herausgeber: Projektgruppe "Rückgrat! - Eine Wissenschafts-Praxis Kooperation gegen Rechtsextremismus und gruppierungsbezogenen Ablehnungen”.
https://www.bpb.de/shop/lernen/weitere/249751/mit-rueckgrat-gegen-pakos
In dem Buch "Wer will die hier schon haben?" Ablehnungshaltungen und Diskriminierungen in Deutschland" Unterschiedliche soziale Gruppen hierzulande sehen sich Ablehnung und Diskriminierung ausgesetzt. Umgekehrt finden sich solche Haltungen in vielen Milieus. Das Buch beleuchtet Ursachen und Ausprägungen von Diskriminierungshaltungen, und es stellt Ansätze vor, ihnen in der Praxis zu begegnen. Herausgeber: Kurt Möller / Florian Neuscheler, Seiten: 340, Erscheinungsdatum: 09.10.2019, Erscheinungsort: Bonn, Bestellnummer: 10428
https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/298321/wer-will-die-hier-schon-haben