Rassismus
Rassismus ist eine Ideologie, Gesinnung und Weltanschauung, die sich auf biologische oder vermeintlich biologische Unterschiede von Menschengruppierungen beziehen - in der Überzeugung, dass sich Menschen in erblich bedingten Anlagen, Eigenschaften und Merkmalen unterscheiden. Deshalb seien bestimmte Gruppen gegenüber anderen höher- bzw. minderwertig. Die wesentliche soziale Funktion des Rassismus ist die Aufwertung und Stabilisierung des eigenen Selbstwerts. Der Selbstwert ergibt sich aus der Zugehörigkeit zu in einer Gruppe und der sozialen Identität, die in der Gruppenzugehörigkeit begründet ist.
Rassismus beruht auf der Überzeugung, dass sich Menschen in erblich bedingten Anlagen, Eigenschaften und Merkmalen unterscheiden. Deshalb seien bestimmte Gruppen gegenüber anderen höher- bzw. minderwertig. Es gibt jedoch keinen überzeugenden wissenschaftlichen Beleg, mit dem diese Überzeugung gestützt werden kann. Hellhäutige Menschen stammen nicht von anderen Vorfahren ab als dunkelhäutige. Genetische Untersuchungen haben bewiesen, dass alle Menschengruppen die gleichen Vorfahren haben. Erst Rassismus schafft Rasse, denn am Anfang des Rassismus steht die Einteilung der Menschen in "Rassen".
Rassismus ist nicht gleich Ausländerfeindlichkeit. Ausländerfeindlichkeit bezieht sich zwar auf eine ablehnende und feindselige Haltung gegen ausländische Bürgerinnen und Bürger, aber nur gegen bestimmte Ausländer. Das sieht man schon daran, dass es Menschen z.B. aus Schweden in Deutschland viel leichter haben als aus anderen Ländern oder sogar leichter als viele Menschen, die einen deutschen Pass besitzen. Der deutsche Pass alleine hilft nicht gegen rassistische Anfeindungen, Diskriminierungen oder Übergriffe. Deshalb ist es eine gefährliche Verharmlosung, wenn man statt "rassistisch" immer nur von "ausländerfeindlich" spricht. Hier geht es um Rassismus und nicht um Ausländerfeindlichkeit.
Fremdenfeindlichkeit ist ein Begriff, der ausdrücken soll, dass Menschen sich feindlich gegenüber anderen Menschen verhalten, weil sie ihnen fremd erscheinen - also nicht nur gegenüber Menschen, denen sie zuschreiben, z.B. Migranten und Migrantinnen zu sein, sondern auch gegenüber allen, die nicht als ihrem "Wir" zugehörig gesehen werden. Im Endeffekt werden auch hier Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes, ihrer Haut- und Haarfarbe, aufgrund biologistischer Merkmale abgewertet, angefeindet oder angegriffen. Auch Fremdenfeindlichkeit ist Rassismus.
Der Begriff "antimuslimischer Rassismus" trifft nur eine Teilmenge von antimuslimischen Haltungen, die in einem engeren Sinne rassistisch begründet werden. "Antimuslimische Haltungen" ist besser als Oberbegriff geeignet für ablehnende Haltungen gegenüber Muslimen bzw. gegenüber dem Islam. Ein eher enger Rassismusbegriff hat den Vorteil, nicht in Versuchung zu geraten, jedwede Ablehnungshaltung als "rassistisch" zu brandmarken. Viele Ablehnungshaltungen antimuslimischen Zuschnitts sind nationalistisch, ethnisch oder kulturell geprägt. Der Begriff Islamophobie ist nicht akzeptabel, da er impliziert, dass antimuslimische Haltungen auf einer Krankheit beruhen.
Rassismus ist in der deutschen Öffentlichkeit lange Zeit ausschließlich als Praxis extremistischer Gruppierungen beschrieben worden. Demgegenüber erweist sich Rassismus als ein dauerhaft präsentes Problem mit alltäglichen Diskriminierungsformen. Es erscheint als Weltbild, das in sozialen Gruppierungen aller Klassen, jeden Alters, jeder Ethnie und aller Milieus verfestigt ist. Während nur noch wenige, vor allem Rechtsextreme einem biologistischen Rassismus anhängen, findet er auf andere Weise weite Verbreitung: als Kulturrassismus, als religiöser Rassismus oder als Wohlstandsrassismus.
Rechtsextreme versuchen neue Begründungen für ihren Rassismus zu finden, in dem sie von einem "kulturellen Rassismus" oder vom "Rassismus ohne Rassen" sprechen. An die Stelle der biologischen Ungleichheit (Rasse) tritt die Ab- bzw. Aufwertung bestimmter Kulturdimensionen wie Religion oder Herkunft, die unveränderlicher Bestandteil einer Gruppe seien und die Ausgrenzung von Menschen rechtfertigen soll. Die 'Kultur' von Menschen gilt nunmehr als Wesensmerkmal, als Sozialcharakter. Aspekte kultureller Identität (Sprache, Kleidung, Auftreten) geraten in den Fokus der Differenzmarkierung und werden stilisiert zum neuen Unterscheidungskriterium. Diese Aspekte gelten jetzt als Zeichnen der Unzulänglichkeit. Kulturdifferenz wird zur neuen Konfliktlinie und zum Ort der Herstellung sozialer Grenzziehungen und sozialer Hierarchien.