Goldene Regeln
- Fragen Sie nicht nach der Herkunft, wenn es für den Zusammenhang keine Rolle spielt und nicht positiv gemeint ist.
- Bringen Sie einem Menschen zunächst grundsätzliche Wertschätzung für ihn und seine Anliegen entgegen, ohne sofort Kritik zu üben oder Widerstand anzumelden. (vgl. auch die Neuformulierung der klassischen Werke der Barmherzigkeit durch den ehemaligen Bischof von Erfurt, Joachim Wanke: "Sieben Werke der Barmherzigkeit für Thüringen heute")
- Besuchen Sie den anderen in seinem Zuhause, wo er sich sicher und stark fühlt. Warten Sie nicht, dass er zu Ihnen kommt.
- Nutzen Sie eine Sprache, die einem "Leben in Vielfalt" entspricht. Greifen Sie z.B. auf einfache Sprache zurück. Oder achten Sie darauf, dass Begriffe wie "Ausländer" und "Zuwanderer" nicht für Menschen verwendet werden, die schon länger hier leben und manchmal auch deutsch sind.
- Fragen Sie nach, wer mit "wir" und "uns" gemeint ist bei Äußerungen wie "wir in Deutschland" und "bei uns in Deutschland".
- Speichern Sie nicht jeden Unterschied zwischen Menschen vorschnell als verallgemeinerbare kulturelle Unterscheidung ab, das führt zu Stereotypisierung, Abwertung und Ausgrenzung. Es gibt keine bestimmte feststehende Kultur im Sinne von Werten, Einstellungen und Symbolen. Menschen gehören stets mehreren Kulturen an, sie entfernen sich von ihrer Herkunftskultur und verändern ihre kulturellen Orientierungen im Lebensverlauf.
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Setzen Sie nicht Menschen mit Kultur und Kultur nicht mit Ethnie oder Nation gleich, sondern sehen Sie, ausgehend von Ihrer eigenen Biografie, zuerst die Individualität des Anderen/der Anderen. Im Vordergrund steht immer die individuelle Person mit ihrer einzigartigen Biografie, ihren Selbstbildern, Selbstkonzepten, Träumen und Hoffnungen.
- Bei der Thematisierung z.B. sozialer Probleme ist immer zu fragen, welche unterschiedlichen Aspekte die jeweilige Situation prägen könnten: Geht es hier vielleicht um schicht- und klassenspezifische Fragen, Herkunft, Nationalität, soziökonomische Lage, soziale Klasse, Alter, Behinderung und sexuelle Orientierungen? Spielen Genderaspekte eine Rolle oder sind es kultur- und religionsbezogene Aspekte, die von Bedeutung sind?
- Schauen oder hören Sie bei Gewalt und rassistischen Übergriffen nicht einfach weg. Richten Sie sich nach Ihren persönlichen Fähigkeiten und spielen Sie nicht den Helden.
- "Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest." (Dritte Fassung des kategorischen Imperativs, Immanuel Kant 1724-1804)