Zwei Jahre nach der Flut - Caritasverband Iserlohn, Hemer, Menden, Balve
Claudia Michel ist seit August 2022 Koordination in der Fluthilfe des Caritasverbandes Iserlohn, Hemer, Menden, Balve und hat seitdem alle Hände voll zu tun. Denn obwohl - oder gerade weil - sie erst ein Jahr nach der Flut 2021 in den Verband kam, ist noch viel Bedarf in persönlichen Kontakten zu ermitteln, Netzwerke zu knüpfen und Unterstützungsleistungen zu ermöglichen. Und der Radius des Einzugsgebietes des Verbandes ist groß: Betroffen sind die Orte Iserlohn und Letmathe im Westen des Sauerlandes, wo die Lenne während der Flut punktuell mehrere Stadtbezirke überflutete. Weiter östlich die Stadt Hemer, die mit einigen innerstädtischen Siedlungen von der Flutkatastrophe betroffen war. Im Norden die Stadt Menden, an die die Ruhr und die Hönne mit ihren Nebenflüssen angrenzen und besondere Flutschicksale hinterließen. Und schließlich im Süden im Flusstal der Hönne die Stadt Balve, welche ebenfalls in vier von insgesamt sieben Stadtteilen starke Wassermassen und damit weitere Einzelschicksale zu verzeichnen hatte. "Wir möchten eine nachhaltige und langfristige Hilfeleistung von Seiten des Caritasverbandes in der Fluthilfe gewährleisten", sagt Claudia Michel. "Ich bin dementsprechend viel unterwegs und versuche, die in allen Gebieten von der Flut betroffenen Menschen und gemeinnützigen Vereine zu unterstützen." Dass auch Letztere von den Spendenmitteln für die Fluthilfe unterstützt werden können, ist eine gemeinsame Errungenschaft von Orts- und Diözesan-Caritasverband: "Frau Michel hat durch ihr Engagement neue Bedarfe an mich herangetragen", erklärt Kamila Kolakowski, Fluthilfekoordinatorin im Erzbistum Paderborn. "Diese Meldungen von der Ortsebene sind für mich sehr wichtig, da die Kolleginnen und Kollegen direkt mit den Betroffenen zu tun haben und wissen, was gerade gebraucht wird. Ich wiederum bin dann dafür da, diese Bedarfsmeldungen in für alle von der Flut 2021 betroffenen Orts-Caritasverbände gültige Verfahrensweisen und Maßnahmenpakete umzuwandeln. Speziell für die Unterstützung von sozialen Einrichtungen habe ich zusammen mit Caritas international Förderleitlinien entwickelt, nach denen nun alle vorgehen können."
Die vom Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (VKM) in Menden betriebene Villa Dominik. Brennweite – Fraukes Fotostudio e.K.
Die Fluthilfe im Erzbistum Paderborn ist ein lebendiges Projekt. Dass Richtlinien und Maßnahmen an aktuelle Bedarfe angepasst werden, ist sinnvoll. So konnte Claudia Michel für 2023 eine ganzjährige Kooperation mit dem Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (VKM) in Menden initiieren. Die vom Verein betriebene Villa Dominik, eine Einrichtung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ist von dem Hochwasser 2021 schwer beschädigt worden. Den insgesamt 20 Bewohnerinnen und Bewohnern mit Handicap ist zum Glück und auch durch die Hilfe der Mitarbeitenden nichts passiert - doch die Erinnerungen an die Nacht der Flut bleiben. Die Schäden am Haus sind mittlerweile größtenteils behoben. Nun sollen im Rahmen der Kooperation einzelne, auf das Jahr verteilte Projektbausteine den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Mitarbeitenden wieder ein Stück Normalität, aber auch Mut und Hoffnung schenken.
Im Rahmen eines umweltpädagogischen Projekts wird der Garten der Einrichtung naturnah umgestaltet. Es wurden beispielsweise Nistmöglichkeiten für Bienen geschaffen.Claudia Michel
Gestartet wurde Anfang des Jahres mit einer Feier zur Wiedereröffnung nach der Beseitigung der Flutschäden, beendet wird die Kooperation mit einer Theateraufführung, an der dank einer Theaterpädagogin auch die Bewohnerinnen und Bewohner aktiv teilnehmen. Und dazwischen gibt es Aktionen in Zusammenarbeit mit zahlreichen lokalen Akteuren, wie zum Beispiel mit dem Naturschutzzentrum "Arche Noah". Im Rahmen eines umweltpädagogischen Projekts wird der Garten der Einrichtung naturnah umgestaltet. "Hilfe zur Selbsthilfe" - so lautet das Motto, denn die Bewohnerinnen und Bewohner sollen im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitmachen. So sollen Nistmöglichkeiten für Bienen geschaffen, eine Hainbuchenhecke als Lebensraum für Vögel gepflanzt werden und es sollen Hochbeete entstehen, die möglichst unkompliziert gepflegt werden können. Aktiv werden können die Bewohner auch beim Nistkastenbau für Vögel - dank Fertigbausätzen von Arche Noah. "Wir sind sehr froh, dass wir auch solche Projekte mit Fluthilfemitteln unterstützen können", so Viola Herbel, Vertreterin des Vorstandes des Caritasverbandes Iserlohn, Hemer, Menden, Balve.