Physiotherapeutische Prävention bietet das Arbeitslosenzentrum in Herne für Langzeitarbeitslose. Viele Betroffene leiden unter chronischen Verspannungen und Schmerzen. Auch dieses Angebot profitiert von Mitteln des Fonds für spezifisch armutsorientierte Dienste der Caritas im Erzbistum Paderborn. (Foto: cpd/Sauer)
Mittel in Höhe von rund einer Million hat jetzt die Vergabekonferenz des Sonderfonds für spezifisch armutsorientierte Dienste der Caritas bewilligt. Dabei handelt es sich um Mittel des Erzbistums Paderborn, die in caritative Projekte fließen, für es keine anderweitige Finanzierung gibt. Gefördert werden z. B. Patenprojekte für Jugendliche in prekären Lebenssituationen, Begegnungsangebote für isolierte lebende Bedürftige oder konkrete materielle Hilfen zur Bekämpfung von Armut. "Dabei wollen wir den Staat nicht aus seiner sozialen Verantwortung entlassen", betont Christoph Eikenbusch vom Diözesan-Caritasverband. "Manche Projekte helfen Menschen dabei, dass sie gesetzliche Ansprüche geltend machen können." Auch 25 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Armutsberichtes des Deutschen Caritasverbandes habe sich wenig daran geändert, dass in der Gesellschaft ein viel zu hoher Anteil von Menschen lebt, die Sozialleistungen beantragen könnten, dies aber aus Scham und Unwissenheit nicht tun. "Insbesondere diese ´verdeckte Armut` führt dazu, dass Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden."
Möglich ist die Förderung von armutsorientierten Diensten, weil das Erzbistum Paderborn hierfür Projektmittel von insgesamt sechs Millionen Euro bereitstellt. Dieser Sonderfonds ist dadurch gekennzeichnet, dass die Antragstellung nicht durch komplexe Förderrichtlinien von vornherein eingegrenzt wird. Vorgabe ist lediglich, dass es sich um ein armutsorientiertes Vorhaben handelt. "Die Vielfalt der Projekte wird dadurch gefördert. Vieles ist absolut innovativ", so Eikenbusch. Armut werde so aus der Abstraktion von Statistiken und Studien geholt. "Die Projekte geben armen Menschen konkret ein Gesicht und machen die Lebenssituation dieser Menschen erfahrbar."
Seit 2014 gibt es diese Form der finanziellen Förderung. Aktuell profitieren davon über 50 Projekte. Viele Initiativen sind bereits abgeschlossen. Wenn Projekte enden, lässt sich in der Regel eine wichtige Erkenntnis feststellen. "Sobald das Existenzminimum von Betroffenen gesichert ist, verbessert sich auch deren Zugang zum gesellschaftlichen Leben", weiß Eikenbusch. Häufig werde zurückgemeldet, dass die Projekte Wirkungen auf die örtliche Sozialpolitik haben. Auch Kirchengemeinden würden für das Thema Armut sensibilisiert. Eine wichtige Basis bilden die regelmäßig stattfindenden armutsorientierten Workshops, bei denen sich die Träger austauschen, ihre Ergebnisse vorstellen und Strategien entwickeln. Die wissenschaftliche Begleitung hat hierbei Prof. Dr. Martin Heidrich von der Kath. Hochschule in Münster übernommen.