In einem Pilotprojekt werden Menschen mit Beeinträchtigung zu Peer-Beraterinnen und -Beratern ausgebildet. Eine erste Schulung fand in der Caritas-Werkstatt St. Laurentius in Hagen statt.(Foto: cpd / Borgmeier)
Menschen mit Beeinträchtigung Beratung auf Augenhöhe bieten - das ist das Ziel eines gemeinsamen Projektes der Caritas in den Erzbistümern Köln und Paderborn. "Dabei sollen Menschen, die mit einer Beeinträchtigung leben, befähigt werden andere zu beraten, die sich in einer ähnlichen Situation befinden", erklärt Christina Habig vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn, die das Projekt gemeinsam mit Michaela Borgmann leitet. Die ersten Schulungen des Projektes, das von der Aktion Mensch Stiftung finanziert wird, wurden nun beendet. 23 Menschen mit Beeinträchtigung wurden qualifiziert, 100 weitere sollen folgen.
"Ich bin ein sehr sozialer Mensch und helfe gerne anderen", sagt Heike Schieweck, die an der Schulung teilgenommen hat. "Ich lebe sehr selbstständig und kann anderen rund um das Thema eigene Wohnung, Haushalt und Alltag Tipps geben." Aber auch zu anderen Themen wie Arbeit und Freizeit bieten die Peer-Beraterinnen und -Berater Gespräche an. "Durch ähnliche Lebenssituationen der Menschen mit Beeinträchtigungen können mögliche Hemmschwellen abgebaut werden und dabei helfen, das ergänzende Beratungsangebot anzunehmen", sagt Michaela Borgmann.
Christina Habig und Michaela Borgmann (von links) schulten Menschen mit Beeinträchtigung für die Beratung auf Augenhöhe.(Foto: cpd / Borgmeier)
Unterstützt werden die Peer-Beraterinnen und -Berater dabei von Beratungsfachkräften, ihren "Tandem-Partnern", die ebenfalls einen Teil der Schulung mit dem Titel "Peer-Beratung im Tandem-Modell" (PiT) besuchen. Das Projekt knüpft an die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an und möchte damit einen Beitrag zu mehr Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigungen leisten. In der elftägigen Schulung setzten sich die Teilnehmer verstärkt mit den Themen Empowerment und Teilhabe auseinander, lernten unter anderem Gespräche zu führen und wie sie mit schwierigen Situationen umgehen können. "Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich trotz der pandemiebedingten Umstände sehr motiviert an den Schulungen beteiligt, und alle haben die Schulung erfolgreich abgeschlossen", ziehen Christina Habig und Michaela Borgmann ein positives Fazit.
Die Pilotschulungen wurden in den St. Laurentius Werkstätten in Hagen und in den Alexianer Werkstätten in Köln durchgeführt. Weitere Schulungen finden in Behinderteneinrichtungen in Olsberg-Bigge, Brilon, Warburg, Arnsberg, Olpe, Leverkusen, Bonn, Meckenheim und Euskirchen statt. Bis zum Ende des Projektes im Juni 2023 sollen insgesamt 120 Peer-Berater ausgebildet werden.