1920 / 1947: „Liebesgaben“ aus den USA
Care-Pakete fürs Überleben. Prälat Paul Kewitsch koordinierte seit Oktober 1945 im Auftrag des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn die Unterstützung für Heimatvertriebene. Das Foto entstand ca. 1947. (Foto: Nies /Stadtarchiv Lippstadt 0497 e 61)
Prälat Aloys Braekling, der erste hauptamtliche „Sekretär“ des Diözesan-Caritasverbandes, beschreibt in seinen Erinnerungen, die Ankunft einer solchen Hilfslieferung im März 1920 in Paderborn: „Plötzlich kam von der Güterabfertigung der `Avis´ einer Liebesgabensendung. Wohin nur schnell mit den etwa 20 Ballen, Fässern, Kisten? Die Schwestern vom Josefshause am Kasseler Tor stellten einen Schuppen zur Verfügung. Da haben wir ausgepackt: Hosen, an denen noch der Lehm vom Felde klebte, Joppen, Westen, Kappen, Hüte, die noch den eingetrockneten Schweiß harter Landarbeit in sich trugen, Schuhe mit abgetretenen Absätzen und Sohlen, aber auch gut erhaltene Frauenmäntel, etwas eigenartige Damenhüte und –schuhe, gebrauchte, aber doch geflickte und saubere Wäsche aller Art.
Die Geldspenden waren nicht nur in sich wertvoller, sie machten auch weniger Arbeit. Aber Arbeit machten auch sie; denn sie sollten verwendet werden zu allererst nach dem Willen der Spender. Aber was meinte denn ein amerikanischer Spender, wenn er seine Gabe einem „städtischen Krankenhause“ zudachte? (…) Oder was für ein „Vinzenzhospital“ meinten die guten Leute in Amerika, die dem Bischof in einem langen Briefe zuerst erzählten, sie oder ihre Eltern stammen aus Brakel, dann sich erkundigten nach den Sorgen des Bischofs mit dem Priesterseminar usw. in Paderborn und schließlich eine ansehnliche Dollarsumme bestimmten „für das Vinzenzhospital“?
Den Spendern von Sach- und von Geldwerten im Ausland musste nicht nur die Ankunft ihrer Gaben mitgeteilt und dafür gedankt werden, es waren auch die Bezeichnungen zu ihnen zu pflegen. Was für gute, liebevolle Menschen haben wir dabei kennengelernt! Ich bin nie den Eindruck losgeworden: wir müssen uns schämen, soviel Liebe und Güte empfangen und fast als selbstverständlich entgegengenommen zu haben.“