Auf Anfrage der Stadt hat Veronika Borghorst, Vorständin der Caritas Castrop-Rauxel (links), mitgewirkt, eine Koordinierungsstelle für Corona-Hilfsangebote ins Leben zu rufen. Caritas-Mitarbeiterin Nina Diring (rechts) und Kollegin Astrid Dähnke stellen jetzt Kontakte zwischen Menschen her, die während der Corona-Zeit Hilfe benötigen, und Freiwilligen, die Hilfe schenken möchten. Caritas Castrop-Rauxel
Diözese Münster / Castrop-Rauxel (cpm). Während der Corona-Pandemie ist Solidarität gefragt. Gerade die, die zur Risikogruppe gehören, brauchen jetzt Hilfe von ihren Mitmenschen, um persönliche Kontakte soweit es geht zu vermeiden. Die Bereitschaft zu helfen, ist groß. Damit Hilfegesuche und Hilfsangebote passend zusammenkommen, hat die Caritas Castrop-Rauxel kurzfristig eine Koordinierungsstelle ins Leben gerufen.
"Wir sind kompetent darin, Ehrenamtliche zu begleiten und dort hinzubringen, wo sie sich engagieren möchten", weiß Veronika Borghorst aus ihrer langjährigen Erfahrung mit der Ehrenamtsbörse der Caritas Castrop-Rauxel. Darum zögerte die Caritas-Vorständin nicht, als Bürgermeister Rajko Kravanja anfragte, ob die Caritas die Koordinierung von Freiwilligen in der Pandemie-Zeit zentral übernehmen könne.
Schon wenige Tage nach der städtischen Anfrage ging die Koordinierungsstelle der Caritas für Corona-Hilfsangebote an den Start. Unter einer extra eingerichteten Telefonnummer, die vormittags besetzt ist, und per Mail können seitdem Hilfesuchende und solche, die Hilfe anbieten möchten, ihre Anliegen platzieren - ganz kontaktlos natürlich. Auch die Stadt leitet Anfragen Freiwilliger weiter.
62 Hilfsangebote und 23 Hilfegesuche haben Nina Diring und Astrid Dähnke in den vergangenen knapp vier Wochen entgegen genommen. Sortiert nach grünen Zetteln für Angebote und rosa Zetteln für Suchende bringen die Caritas-Mitarbeiterinnen Menschen im selben Stadtteil passend zusammen und vermitteln einen Kontakt. Hauptsächlich sind es Senioren, die nachfragen, ob jemand ihren Einkauf erledigen könne. Für freiwillige Helfer, die in der Nähe wohnen, sei es unkompliziert für einen noch unbekannten Nachbarn den Einkauf mit zu erledigen und vor die Tür zu stellen, sagt Veronika Borghorst. "Alle 23 Anfragen konnten schnell realisiert werden".
An eine der ersten Aktionen, bei der die Caritas Hilfe vermitteln konnte, erinnert sich Borghorst außerdem gut. Eine Seniorin hatte einen Kühlschrank bestellt, der alte war defekt. Die Lieferung allerdings reichte nur bis zur Haustür. Einen Anruf später trugen starke Ehrenamtler der Dame den Kühlschrank in ihre Wohnung.
An dem Erfolg der Hilfskoordination maßgeblich beteiligt sind die vielen Freiwilligen. "Junge Leute, Studenten, die Semesterferien haben, oder Leute, die jetzt im Homeoffice sind, bieten ihre Hilfe an - meistens Frauen", sagt Hilfskoordinatorin Nina Diring. Die Ansprache von Ehrenamtlichen ist dem Verein nicht neu. Auch neben der besonderen Herausforderung während der Corona-Zeit begleitet die Caritas Castrop-Rauxel über ihre Ehrenamtsbörse Menschen, die sich gesellschaftlich engagieren möchten.
Dadurch, dass sich so viele hilfsbereite Menschen melden, kann die Caritas Castrop-Rauxel ihr Versorgungsangebot über die Tafel aufrecht erhalten und in der Virus-Zeit passend ausweiten. "Tafelkunden, die selber nicht mehr zur Ausgabestelle kommen können, weil sie zur Risikogruppe gehören, beliefern wir jetzt einmal pro Woche", sagt Veronika Borghorst. Es sei der Caritas besonders wichtig, gerade in schwierigen Zeiten für Tafelkunden mit einem geringen Einkommen da zu sein.
Auch wenn ungewiss ist, wie sich das gesellschaftliche Leben während der Corona-Pandemie weiterentwickelt, ist klar, dass sich gerade Menschen, die zur Risikogruppe gehören, noch eine Weile besonders schützen müssen. Aktuell seien die meisten über das persönliche Umfeld gut versorgt, so Borghorsts Eindruck. Sollte jedoch die Uni wieder starten oder Arbeit wieder aufgenommen werden können, kann die Versorgung schwieriger werden. Borghorst betont: "Wir sind auch noch da, wenn persönliche Hilfssysteme ermüden."
Hilfsbedürftige körperlich gut versorgt zu wissen, ist eine Sache. Mit Einsamkeit umzugehen, die aus der Isolation entsteht, eine andere. Auch hier möchte die Caritas unterstützen - und tut dies durch "Telefonbesuche". Die Caritas-Mitarbeiterinnen erleben, dass manche Alleinstehenden täglich anrufen, einfach, um zu erzählen. "Wir möchten unsere Telefonbesuche ausweiten", sagt Borghorst. Ehrenamtliche könnten helfen, indem sie beispielsweise jeden zweiten Tag für eine Viertelstunde mit jemandem telefonieren, der sonst niemanden zum Sprechen hat. Selbst Freiwillige, die selbst nicht mehr gut zu Fuß sind, könnten dabei unterstützen.
Die Idee vom Besuch per Telefon sei bereits aufgegriffen worden, sagt die Caritas-Vorständin. Der Bürgermeister, der sonst in den Ferien auf Tour geht und Bürger besucht, habe seine Pläne geändert: "Er macht jetzt Telefonbesuche".
031-2020 (bü) 15. April 2020