Helle Sönnecken (Bündnis 90 / Die Grünen), Sundern (Foto: Helle Sönnecken, Bündnis 90 / Die Grünen)
Helle Sönnecken (Bündnis 90 / Die Grünen), Sundern
"Neid und Missgunst sind der größte Störenfried in einer Demokratie"
Ich bin mit meiner Familie vor knapp drei Jahren nach Sundern-Allendorf gezogen. Die Wahl auf dieses Dorf viel rasch, denn Allendorf hat für Familien mit kleinen Kindern viel zu bieten: einen großen Spielplatz, einen Kindergarten, eine Großtagespflege für die ganz Kleinen und eine eigene Grundschule, die für moderne, digitale Unterrichtsformen bereits Auszeichnungen gewonnen hat.
Als wir im April 2019 unser neues Eigenheim, ein EnergiePlus-Haus nach neuesten Standards, bezogen, schien unser Glück perfekt: Unser ältester Sohn war damals noch fünf Jahre alt und bereitete sich auf seine Einschulung in der nur zwei Straßen entfernten Grundschule vor. Im Neubaugebiet waren viele Kinder im selben Alter, mit denen er spielen konnte. Ich selbst erwartete Zwillinge, einen Jungen und ein Mädchen. Glücklicherweise hatten wir uns kurzfristig doch noch für ein drittes Kinderzimmer entschieden!
Unseren Garten gestalteten wir sehr sorgfältig nach klima- und umweltfreundlichen Richtlinien. Jede Pflanze sollte mehrjährig sein, insektenfreundliche Blüten oder Früchte tragen. "Tote" Zierpflanzen, wie tropische Gräser wollten wir auf keinen Fall. Auch besonders winterhart mussten die Pflanzen sein, denn es weht hier oft ein starker, frischer Wind. Obwohl es in Sundern keine Baumordnung gibt, war es uns dennoch sehr wichtig, mindestens zwei neue Bäume zu pflanzen. Im hinteren Garten setzten wir daher eine alte Apfelbaumsorte, im Vorgarten zwei Blutpflaumen. Diese halten im Sommer auch längere Trockenperioden aus und sind besonders frostresistent. Im Herbst wird in den nächsten Jahren jeweils nur ein kleiner Rückschnitt erforderlich sein, aber sonst keine weiteren Arbeiten um den Garten winterfest zu machen.
Im Neubaugebiet leben außer uns mittlerweile noch viele andere junge Familien. Eigentlich verfolgen wir gemeinsam dieselben Interessen: wir möchten friedlich beieinander wohnen und unsere Kinder aufwachsen sehen. Aber hier gilt auch das Recht des Stärkeren, das Recht auf der Seite derer, die zuerst im Neubaugebiet angesiedelt waren. Neidisch schaut man auf Nachbarn, die ein größeres Haus haben, ein hochwertigeres - und dann auch noch ein neues Auto vor der Tür!
Neid und Missgunst sind der größte Störenfried in einer Demokratie und verhindert den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Dabei werden diese Strukturen bereits in der Städteplanung verankert: die Bauordnung in diesem Neubaugebiet sieht vor, dass auf jedem Grundstück nur ein Einfamilienhaus mit maximal 1,5 Geschossen gebaut werden darf. Jedes Haus muss an jeder Seite mindestens drei Meter von der Grundstücksgrenze entfernt stehen. Kaum steht das Haus, wird sich um die Grundstückseinfriedung gekümmert - ein Zaun oder eine Hecke grenzen ein Grundstück vom anderen ab. Oftmals Streitthema Nummer 1 bei Nachbarn!
Dabei wäre es nicht nur förderlich im demokratischen Sinne, sondern auch für unsere Umwelt, in der wir immer weniger bebaubare Fläche zur Verfügung haben, vom Vorteil, wenn wir mehr Doppelhäuser und Mehrfamilienhäuser bauen würden. Große Gartenflächen auf den einzelnen Grundstücken sollten reduziert werden, damit Gemeinschaftsflächen, wie gemeinschaftliche Spiel- und Sitzplätze geschaffen werden können.
Denn: der gesellschaftliche Zusammenhalt beginnt für mich direkt vor der Haustür.