Rassismus
Deshalb seien bestimmte Gruppen gegenüber anderen höher- bzw. minderwertig. Die wesentliche soziale Funktion des Rassismus ist die Aufwertung und Stabilisierung des eigenen Selbstwerts.
Rassismus beruht auf der Überzeugung, dass sich Menschen in erblich bedingten Anlagen, Eigenschaften und Merkmalen unterscheiden. Deshalb seien bestimmte Gruppen gegenüber anderen höher- bzw. minderwertig. Es gibt jedoch keinen überzeugenden wissenschaftlichen Beleg, mit dem diese Überzeugung gestützt werden kann. Hellhäutige Menschen stammen nicht von anderen Vorfahren ab als dunkelhäutige. Genetische Untersuchungen haben bewiesen, dass alle Menschengruppen die gleichen Vorfahren haben. Erst Rassismus schafft Rasse, denn am Anfang des Rassismus steht die Einteilung der Menschen in "Rassen".
Rassismus ist nicht gleich Ausländerfeindlichkeit. Ausländerfeindlichkeit bezieht sich zwar auf eine ablehnende und feindselige Haltung gegen ausländische Bürgerinnen und Bürger, aber nur gegen bestimmte Ausländer. Auch Fremdenfeindlichkeit ist Rassismus. Fremdenfeindlichkeit ist ein Begriff, der ausdrücken soll, dass Menschen sich feindlich gegenüber anderen Menschen verhalten, weil sie ihnen fremd erscheinen - also nicht nur gegenüber Menschen, denen sie zuschreiben, z.B. Migranten und Migrantinnen zu sein, sondern auch gegenüber allen, die nicht als ihrem "Wir" zugehörig gesehen werden. Im Endeffekt werden auch hier Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes, ihrer Haut- und Haarfarbe, aufgrund biologistischer Merkmale abgewertet, angefeindet oder angegriffen.
Der Begriff "antimuslimischer Rassismus" trifft nur eine Teilmenge von antimuslimischen Haltungen, die in einem engeren Sinne rassistisch begründet werden. "Antimuslimische Haltungen" ist besser als Überbegriff geeignet für jene Haltungen gegenüber Muslimen bzw. gegenüber dem Islam. Ein eher enger Rassismusbegriff hat den Vorteil, nicht in Versuchung zu geraten, jedwede Ablehnungshaltung als "rassistisch" zu brandmarken. Eine Menge an Ablehnungshaltungen antimuslimischen Zuschnitts sind natio-ethno-kulturell konturiert. Der Begriff Islamophobie ist nicht akzeptabel, da er impliziert, dass antimuslimische Haltungen auf einer Krankheit beruhen.
Rassismus ist in der deutschen Öffentlichkeit lange Zeit ausschließlich als Praxis extremistischer Gruppierungen beschrieben worden. Demgegenüber erweist sich Rassismus als ein dauerhaft präsentes Problem mit alltäglichen Diskriminierungsformen. Es erscheint als Weltbild, das in sozialen Gruppierungen aller Klassen, jeden Alters, jeder Ethnie und aller Milieus verfestigt ist. Während nur noch wenige, vor allem Rechtsextreme einem biologistischen Rassismus anhängen, findet er auf andere Weise weite Verbreitung: als Kulturrassismus, als religiöser Rassismus oder als Wohlstandsrassismus.