Rassismus
Was tun nach einem rassistischen Angriff? Eine Empfehlung für Betroffene
Die mehrsprachige Handreichung "Was tun nach einem rassistischen Angriff?" informiert in zehn Sprachen über wichtige Sofortmaßnahmen für den Fall rassistischer Gewalt.
Eine klare Struktur, einfache Formulierungen und begleitende Illustrationen erhöhen die Verständlichkeit. So können Menschen, die auch in ihrer Muttersprache nicht über ausreichende Lesekompetenzen verfügen, die Inhalte besser erfassen. Die Handlungsempfehlungen werden auf einer Doppelseite pro Sprache übersichtlich behandelt. Eine Druck-Perforation macht es möglich, jede sprachliche Version einzeln herauszutrennen und weiterzureichen. Für die gesamte Broschüre und für jede Sprache einzeln sind zusätzlich QR Codes angelegt. Mithilfe dieser QR Codes können die Inhalte direkt auf ein Smartphone heruntergeladen werden.
Die Handreichung des Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG) in Kooperation mit dem Projekt react der Opferberatung Rheinland ist in folgenden Sprachen verfügbar: Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch, Kurmanyi, Farsi, Pashto, Tigrinya, Albanisch und Romanes.
Schule ohne Rassismus
Unter Schule ohne Rassismus finden sich Anregungen, wie Eure Schule in "10 Schritten" zu einer Courage-Schule mit einer Kultur des Hinsehens werden kann. In einer Schule mit Courage erklären mindestens 70 Prozent der Schulmitglieder in einer geheimen Abstimmung, dass sie sich aktiv gegen Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, einsetzen. Sie erklärten damit auch: Wenn es zu Gewalt und Diskriminierungen an ihrer Schule kommt, dann werden sie nicht wegschauen und schulterzuckend vorbeigehen, sondern sich aktiv mit der Situation auseinandersetzen. Schließlich ist der Titel "Schule mit Courage kein Zauberstab, der menschenverachtende Einstellungen wie Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Muslimfeindlichkeit oder die Herabwürdigung von Frauen einfach ausradiert. Es kommt darauf an, dass sich viele Menschen an der jeweiligen Schule aktiv gegen Ungleichwertigkeitsdenken und Diskriminierungen jeder Art einsetzen.
Ein mögliches Best-Projekt ist q.rage die Zeitung von Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage. Sie ist die größte überregionale, von Schülern und Schülerinnen produzierte Zeitung Deutschlands. Sie erscheint in einer Auflage von 100.000 Exemplaren und wird an alle Courage-Schulen kostenlos verteilt. Seit 2005 wird die q.rage einmal im Jahr von 20 bis 25 Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren mit Unterstützung von Journalisten und Journalistinnen produziert. Die Zeitung mischt sich in alle Fragen des Lebens ein und belebt so die Diskussionskultur in unserer Demokratie. Denn nur so können Jugendliche Antworten auf die Frage finden. Seit 2017 gibt es die q.rage auch online.
Regionalkoordinatoren und -koordinatorinnen, die über Kontaktadressen zu erreichen sind, beraten bei allen Fragen rund um den Beitritt ins Courage-Netzwerk, vermitteln passende Referenten und Referentinnen und Kooperationspartner und veranstalten regelmäßig Landes- und Regionaltreffen. Material gibt es zu Themen wie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie sowie hilfreichen Begriffsbeschreibungen.
Antisemitismus
Argumente gegen klassische antisemitische Klischees auf Plattformen wie Facebook und Twitter
Antisemitismus beginnt nicht erst dann, wenn jüdische Friedhöfe geschändet oder Menschen körperlich angegriffen werden, sondern bereits bei verbalen Entgleisungen im Sportverein, am Stammtisch oder unter Arbeitskollegen. Das Internet bildet diese gesellschaftlichen Verhältnisse in der virtuellen Welt ab. Die Amadeu Antonio-Stiftung beschreibt das auf ihrer Webseite so: "Ein Kontakt auf Facebook schreibt seltsame Dinge über Juden und du willst irgendwie widersprechen, aber dir fehlen die Worte. Du weißt, dass das, was dein Kontakt sagt, Blödsinn ist, aber irgendwie … Oder du stößt auf einen antisemitischen Beitrag in einem Forum, der Diskussionsspalte einer Nachrichtenseite oder einem sozialen Netzwerk, hast aber keine Lust, extra eine eigene Antwort darauf zu verfassen”
Die Stiftung hat eine Möglichkeit entwickelt, potentiell antisemitische Beiträge auf Twitter u.ä. nicht nur automatisch zu erfassen, sondern auch zu beantworten. Auf der Seite sind mit Gegenargumente zu den klassischen antisemitischen Klischees, die auch im Netz ihr Unwesen treiben. Statt eine eigene Reaktion auf die immer gleichen Argumente verfassen zu müssen, kann einfach auf die Beiträge der Stiftung zum Thema verweisen werden. Für Interessierte gibt es auch genauere Informationen zu den jeweiligen Themen.
Antisemitismus an Schulen - Handlungsempfehlungen für Schulleitungen und Lehrkräfte
Wie stellen sich Lehrerinnen und Lehrer menschenverachtenden Beleidigungen - bis hin zum Mobbing jüdischer Schülerinnen und Schüler - entgegen? Gibt es eine klare Haltung dazu an Ihrer Schule? Oder vielleicht sogar ein Handlungskonzept? Wissen Sie, wie Sie reagieren können, wenn in der Klasse die Stimmung "kippt" und einige Schülerinnen und Schüler vermehrt ihre Mitschülerinnen und Mitschüler ausgrenzen und sie mit antisemitischen Beschimpfungen attackieren? Sie fragen sich, wie Sie als Schulleitung oder Lehrkraft einschreiten können, wenn sich "Du Jude" zum geläufigen Schimpfwort auf dem Schulhof entwickelt?
Diese Broschüre gibt Handlungsempfehlungen, um antisemitischen Tendenzen an Schulen entschieden zu begegnen. Sie gibt außerdem konkrete Hinweise an die Hand, wie mit antisemitischen Vorfällen und Ausgrenzungen jüdischer Menschen umzugehen ist.
„Die Welt am Abgrund“ - Planspiel zum Zusammenhang von Verschwörungstheorien und Antisemitismus
In dem Spiel "Die Welt am Abgrund" - eine Publikation der Amadeu-Antonio-Stiftung - geht es um die Suche nach der Wahrheit in verunsichernden Zeiten: sieben mysteriöse Erdlöcher stürzen die Welt im Jahr 2031 in eine globale Katastrophe mit vielen Todesopfern. Die Menschen haben Angst und suchen nach Antworten. Im Namen der Wissenschaft, im Glauben an höhere Wesen oder als wahre Vertreter des "Volkes" entwickeln verschiedene Bewegungen und Staaten (Verschwörungs-)Theorien zur Ursache der Katastrophe. Sie treten in Wettstreit miteinander und entwickeln Forderungen.
Die Erklärungsansätze sind angelehnt an heute existierende Verschwörungstheorien. Beim Ringen um die Wahrheit entdecken die Spielteilnehmenden, wie einfach dieser Prozess ist. Sie wenden spielerisch Mechanismen von Verschwörungstheorien an - vermeintliche Schuldige werden gesucht, die Glaubwürdigkeit von Quellen und Theorien wird hinterfragt, Bündnisse werden geschlossen, um die Welt und das "Gute" vor dem "Bösen" zu retten. Die spielabschließende Entscheidung eines Gremiums für eine Theorie zeigt auf, dass die "Spinnereien" auch politische Konsequenzen nach sich ziehen können. Zusätzlich bietet das Planspiel eine Methode, um den Zusammenhang zwischen Verschwörungstheorien und Antisemitismus zu verdeutlichen. Zur Zielgruppe gehören Menschen ab 13 Jahren.
Die Zielsetzung des Spiels ist
- Spielfreude und positives Gruppenerlebnis (Möglichkeiten für neue Gruppendynamik)
- Offene Auseinandersetzung um den Begriff "Wahrheit"
- Offene Auseinandersetzung um Toleranz und die Grenzen von Toleranz hinsichtlich verschiedener ideologischer Erklärungen
- Quelle- und medienkritisches Denken
- Auseinandersetzung mit Ursachen, Funktion, Aufbau und Konsequenzen von Verschwörungstheorien
- Erkennen des Zusammenhangs von Verschwörungstheorien und Antisemitismus
Rechtspopulismus, Antiziganismus oder Antifeminismus
Was kann ich gegen Antifeminismus und stereotype Rollenbilder tun?
Antifeministische und homophobe Positionen prägen rechtsextremes Gedankengut. Es ist daher wichtig, eigene Geschlechtervorstellungen und deren Entstehung zu reflektieren, Geschlechterstereotype in Frage zu stellen und biologistische Zuschreibungen von Männer- und Frauenrollen abzulehnen. Auch die Vielfalt von geschlechtlichen Identitäten gilt es anzuerkennen. Auf der Webseite der Amadeu-Antonio-Stiftung gibt es dazu ausführliche Anregungen und Hilfsangebote. Hier einige zusammengefasste Beispiele:
Wer diskriminierende Äußerungen hinnimmt, trägt zur Normalisierung von Antifeminismus, Sexismus, Homo- und Trans*feindlichkeit bei. Es ist wichtig, Haltung gegen Ausgrenzung und Stigmatisierung in der Öffentlichkeit, in der Familie, im Freundes- und Freundinnenkreis, in der Schule, online und offline zu zeigen
Die biologistische Geschlechterideologie der "Volksgemeinschaft" ist äußerst anschlussfähig für die Mehrheitsgesellschaft. Rechtsextreme und Rechtspopulisten nutzen diese Themen, um auf sich aufmerksam zu machen und neue Mitglieder und Stimmen zu werben. Antifeminismus fungiert so als Scharnier zwischen Rechtsextremen und der sogenannten Mitte der Gesellschaft.
Auch heute noch prägen Homo- und Trans*feindlichkeit das Leben von Menschen, die sich jenseits heterosexueller Beziehungskonzepte und geschlechtlicher Eindeutigkeiten bewegen. Und auch Frauen erleben regelmäßig Beleidigungen, Belästigungen oder Übergriffe im öffentlichen wie privaten Raum. Solidarisieren Sie sich mit Betroffenen, die aufgrund ihres Geschlechts, stereotyper Rollenzuschreibungen oder ihrer Sexualität von Ausgrenzung und Gewalt betroffen sind!
Frauen werden insgesamt weniger als politisch und als Täterinnen wahrgenommen. Frauen gelten häufig als Mitläuferinnen in der rechtsextremen Szene und qua Geschlecht als "friedfertig", weniger gewalttätig und ungefährlicher als rechtsextreme Männer. Dadurch können sie oft unerkannt agieren. Eine gendersensible Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus ist daher überfällig.
"Kritische Auseinandersetzung mit Antiziganismus"
Die Broschüre "Kritische Auseinandersetzung mit Antiziganismus - 11 Aktivitäten für die schulische und außerschulische politische Jugend- und Erwachsenenbildung" der Bundeszentrale für politische Bildung aus dem Jahr 2020 ist eine Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen, Teamerinnen und Teamer.
Die elf erprobten Aktivitäten (Positionsbarometer, Standbilder, Wissensquiz usw.) sind ausführlich beschrieben, einschließlich Hinweisen zu 'best' und 'worst' practice. Die Auswahl beinhaltet Aktivitäten, die für den Einstieg geeignet sind, aber auch solche für eine Zielgruppe, die sich bereits ausführlich mit der Materie beschäftigt hat. Thematisch bietet die Broschüre Hilfen, um antiziganistische Einstellungen sichtbar zu machen, die dem Antiziganismus innewohnenden Strukturen, Dynamiken und Prozesse zu reflektieren und Handlungsoptionen aufzuzeigen.
Das zur Durchführung notwendige Zusatzmaterial kann über eine Downloadseite der bpb heruntergeladen werden (Hinweis in der Broschüre). Ergänzt werden diese Ausführungen durch Vertiefungstexte und eine kommentierte Auswahlbibliographie mit Schwerpunkt auf methodische Handreichungen und leicht zugänglicher Literatur zum Thema.
Gegen Stammtischparolen und Rechtspopulismus – Der "Argumentationstrichter“
Der Artikel von Dr. Alexander Klier (DGB Bildungswerk München, 2013) ist eine Handlungsanleitung, wie ganz allgemein mit Stammtischparolen und Rechtspopulismen umgegangen werden kann. Es geht dabei nicht um die Inhalte dieser Parolen, sondern um die Art und Weise, dagegen anzugehen, dagegen zu argumentieren. Für den Hausgebrauch und das Argumentieren im alltäglichen Zusammenhang gibt es eine relativ einfache Lösung: Den "Argumentationstrichter".
Beim Argumentieren gegen Stammtischparolen geht es nicht darum, Neonazis oder Rechtsextreme zu identifizieren und sie zu Verrückten zu erklären oder für Irre zu halten. Auch diese Menschen haben bei der Entwicklung ihres Denkens eine Verstandesleistung erbracht und versuchen - wie alle anderen auch - ihre Vorstellungen weiterzugeben. Anhand der typischen Argumente, die daraus folgen, kann (und muss) man versuchen, die Schädlichkeit einer solchen Einstellung, insbesondere der praktischen Konsequenzen, deutlich zu machen. Das wird am ehesten bei denjenigen gelingen, die noch kein geschlossenes Weltbild haben und sich auf das Argumentieren tatsächlich einlassen.
Politische Bildung kann insgesamt nur heißen, die Menschen als Menschen politisch und inhaltlich ernst zu nehmen und zu akzeptieren. Das heißt, in der Sache muss eine harte Auseinandersetzung im Sinne echten Argumentierens geführt werden. Die Ergebnisse einer solchen Auseinandersetzung sind allerdings unvermeidbar offen, weil jeder Erkenntnisakt im Sinne eines Überzeugens nur auf Basis eigener Bemühungen stattfinden kann. Letztlich müssen die Gesprächspartner als Subjekte selbst eine Änderung ihrer Meinung vollziehen. Dies ist langwierig und schwierig, da es mitunter ein dahinterliegendes Weltbild in Frage stellt.