2. April: Welttag des Autismus
Allen gemeinsam ist wohl, dass sie eine spezielle Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung haben, die ihnen besondere Schwierigkeiten in der menschlichen Kommunikation und im Sozialverhalten bereiten.
Ihr wortwörtliches Sprachverständnis führt im Alltag oft zu Missverständnissen. Folge dieser besonderen Schwierigkeiten sind häufig ein hohes Stresslevel, geringes Selbstwertgefühl und Ängste.
Im sozialen Miteinander werden Menschen mit autistischem Verhalten häufig als starrköpfig oder unkooperativ wahrgenommen. Kinder mit Autismus werden in der Kita unter Umständen als unberechenbar aggressive Regelbrecher wahrgenommen. Ihr als befremdlich registriertes Verhalten löst beim Gegenüber unter Umständen Unsicherheit oder Angst aus. Zu selten wird hinterfragt, was das befremdliche Verhalten auslöst, nämlich eine überfordernde neue Situation oder eine Reizüberflutung, die eine regelrechte Panik auslösen kann. Und panische Menschen schlagen um sich, laufen weg, schreien laut, weinen heftig oder erstarren. Dieses panische Verhalten passt für die Umgebung in der Regel überhaupt nicht und entsprechend unverständig gehen wir damit um. Eins der fatalen Missverständnisse im Umgang mit autistischen Menschen.
Reize aus der Umwelt werden im Gehirn autistischer Menschen anders verarbeitet als im Gehirn "neurotypischer" Menschen. In bildgebenden Verfahren kann man erkennen, dass bei bestimmten Reizen ungewöhnliche Bereiche des Gehirns aktiv werden, eine andere Form von Hirnarbeit führt also zu unterschiedlichen Reizempfindlichkeiten.
Alle Menschen reagieren auf Stress, aber aufgrund ihrer hohen Reizempfindlichkeiten geraten Menschen mit Autismus offenbar schneller in Stress. Diese unterschiedliche Reizverarbeitung und Reizempfindlichkeit im Verborgenen macht das soziale Miteinander mitunter so schwierig. Denn das übliche sich in den Anderen Hineinfühlen passt in diesen Fällen nicht. Das Gegenüber tickt eben einfach anders.
Das bedeutet für Menschen mit Autismus, dass sie sich sehr mühsam soziale Regeln aneignen müssen. Der intuitive Erwerb im Zusammensein mit Anderen gelingt nicht. Sie spüren, dass sie irgendwie anders ticken, haben aber auch das Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit. Das führt häufig zu einer negativen Sicht auf sich selbst und einem Selbstwertproblem.
Ein Mensch, der in Panik ist braucht geduldige Hilfe und Sicherheit. Halten, beruhigendes Sprechen, Vermitteln, dass keine Gefahr besteht. So auch autistische Menschen, die gerade übererregt sind.
Klare Strukturen und Absprachen, visualisierte Ablaufpläne, häufige und regelmäßige Ruhepausen, eindeutiges Sprechen und Verhalten (keine Ironie!) können helfen, Übererregungen in autistischen Gehirnen zu vermeiden. Außerdem ist es hilfreich, Methoden der Selbstberuhigung zuzulassen bzw. weitere Methoden zu trainieren.
"Anders" ist nicht "Falsch", sondern eine "Variation von Richtig, Wichtig und Wertvoll". Das betrifft eben auch unser Verständnis für Autismus und unseren Umgang mit autistischen Menschen. Wenn wir alle unseren Werkzeugkoffer für den sozialen Umgang und die Kommunikation um dieses Wissen und einige Ideen der Herangehensweise erweitern, dann können wir auch den wertvollen reizempfindlichen Menschen mit Autismus echte Teilhabe ermöglichen.
(Quelle: Anders ist eine Variation von Richtig, Josephin Lorenz)