Altersdiskriminierung in der Medizin
Auch im System der medizinischen Versorgung kann es mitunter zu einer Anders-, wenn nicht sogar Schlechter-Behandlung von älteren Patientinnen und Patienten kommen.
Pedro Citoler
"In Deutschland entsteht eine Drei-Klassen-Medizin. Neben der Unterteilung in Privat- und Kassenpatienten scheint sich eine dritte Gruppe zu bilden: die der älteren Patienten. Da ihre Behandlung häufig als unrentabel empfunden wird, erhalten sie keine adäquaten medizinischen Leistungen." (weitere Infos unter: "Diskriminierung älterer Patienten nimmt zu" vom 02.08.2007 / Deutschlandfunk)
Wenn einem bestimmten Lebensalter gewisse (meist negative) Attribute zugeschrieben werden, kann sich dies auf die medizinische Behandlung auswirken. Eine Altersdiskriminierung liegt vor, wenn allein wegen des Alters Nachteile in der Versorgung entstehen. Gewisse Stereotype und Vorurteile gegenüber dem Alter können dazu führen, dass älteren Personen nicht dieselben Behandlungsoptionen aufgezeigt werden. Während der Corona-Krise wurden die älteren Menschen in den Medien sowie im politischen Diskurs häufig pauschal als "Risikogruppe" dargestellt. Debatten, ob das Lebensalter von Patientinnen und Patienten ein Grund für Behandlungsentscheidungen sein kann, wurden geführt. Darüber hinaus spielen ältere Menschen in der Gesundheitsforschung bisher eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.
Neben der Zuschreibung negativer Attribute, kann auch der Druck zur Kosteneinsparung zu einer Altersdiskriminierung in der Medizin führen. Ein Hauptgrund dafür ist, dass statistisch gesehen das letzte Jahr vor dem Tod eines Menschen im Durchschnitt für die Krankenkassen die meisten Kosten verursacht. Außerdem leiden ältere Personen in der Regel häufiger an mehreren behandlungsbedürftigen und damit kostspieligen Erkrankungen (Multimorbidität). Regelmäßig geht mit einem hohen Alter auch ein höherer Betreuungs- und damit verbundener Kostenaufwand mit der Behandlung einher. (siehe dazu: Prof. Dr. Johannes Siegrist: "Ist die Zwei-Klassen-Medizin angesichts knapper Mittel noch vermeidbar?")
Für eine diskriminierungsfreie Medizin und einen gleichwertigen Zugang zu Behandlungsoptionen sollte die Alterssensibilität beim medizinischen und pflegerischen Personal durch Schulungen kontinuierlich gestärkt werden. Bestehende Denkmuster und Stereotype-Vorstellungen müssen reflektiert und die Differenzierung von Alter und Risikofaktor in jeder Behandlung mitgedacht werden. (siehe dazu: Dtsch Arztebl 2020; 117(40): A-1876 / B-1598 "Altersdiskriminierung in der Medizin: Sicht auf ältere Menschen hinterfragen")
In den katholischen Diensten und Einrichtungen der Gesundheits- und Altenhilfe ist es eine lange Tradition, sich dem Menschen in seiner Ganzheitlichkeit zuzuwenden. Eine menschenwürdige Behandlung und Begleitung bis zum Lebensende wird sichergestellt.