Diözesan-Caritasdirektor Ralf Nolte (rechts) verlieh dem nach acht Jahren aus dem Vorsitz der Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn ausgeschiedenen Heinrich Stolze aus Herne das Caritas-Ehrenzeichen in Gold(Foto: Vinzenz-Konferenzen)
Nach acht Jahren als Vorsitzender der Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn ist Heinrich Stolze aus Herne verabschiedet worden. Im Rahmen eines Diözesantages im Haus Maria Immaculata in Paderborn würdigte Diözesan-Caritasdirektor Ralf Nolte das jahrelange und vorbildliche Engagement von Heinrich Stolze. Er habe sich nicht nur auf der Orts- und Bistumsebene engagiert, sondern sich auch auf der Bundesebene der Vinzenz-Konferenzen eingebracht. Dafür verlieh er ihm das Ehrenzeichen in Gold des Deutschen Caritasverbandes, deren Fachverband die Vinzenz-Konferenzen sind. Zum neuen Vorsitzenden der Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn wurde Dr. Dirk Lenschen aus Paderborn gewählt. Stellvertreter wurde Christoph Bartosch aus Castrop-Rauxel.
Im Rahmen des Diözesantages zogen die Teilnehmer nach zehn Jahren eine Bilanz ihrer Aktion "Den Durchblick behalten". Im Rahmen dieser Aktion setzen sich die Vinzenz-Konferenzen dafür ein, Menschen mit einem geringen Einkommen zu einer Brille zu verhelfen. Politisch bemühen sie sich um eine sozialrechtliche Verankerung des Anspruchs auf eine Brille. Praktisch unterstützen die Vinzenz-Konferenzen Bedürftige mit einem finanziellen Zuschuss. Bislang wurden 1642 Menschen bei der Anschaffung einer Sehhilfe unterstützt. Dafür wurden 135.635 Euro eingesetzt. Bei den politischen Bemühungen gab es einen kleinen Erfolg insofern, als die Dioptrienzahl, ab der einem Sehbeeinträchtigten ein Festzuschuss der Krankenkasse zu seinen Brillengläsern gewährt wird, gesenkt wurde. Neben der Bezuschussung von Brillen und der sozialpolitischen Arbeit sammelt die Initiative "Den Durchblick behalten" auch gebrauchte Brillen für die Aktion "Brillen weltweit".
Delegierte von 14 Vinzenz-Konferenzen aus dem Erzbistum Paderborn trafen sich in Paderborn. (Foto: Vinzenz-Konferenzen)
Beim Diözesantag berichtete der Vorsitzende der Paderborner Bezirksgruppe des Blinden- und Sehbehindertenvereins, Rüdiger Kühl, von konkreten Problemen, denen Sehbehinderte immer wieder gegenüberstehen. So seien bei der Errichtung eines neuen Busbahnhofs durch geteilte Querungen und Bordsteinkanten Stolperfallen für Sehbeeinträchtigte entstanden. Die Teilhabe dieses Personenkreises am öffentlichen Nahverkehr werde so deutlich erschwert. Auch Poller, die in Paderborn an verschiedenen Stellen installiert wurden, bedeuteten ein Hindernis für sehbeeinträchtigte Menschen. Die Poller entsprächen zwar der gesetzlichen Norm, dem Bedarf der Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen würden sie aber nicht gerecht, kritisierte Rüdiger Kühl. Eine ernste Gefahrenquelle für Sehbeeinträchtigte stellten auch die E-Roller dar, die wahllos im öffentlichen Raum abgestellt würden. Rüdiger Kühl mahnte eine deutschlandweite gesetzliche Lösung an. Sozialpolitischen Handlungsbedarf sieht er auch beim Blindengeld, zu dem es in den Bundesländern unterschiedliche Regelungen gebe. Als positives Beispiel für inklusive Projekte nannte Rüdiger Kühl die inklusive Domführung in Paderborn. Dabei werden durch lebendige Beschreibungen Bilder für das, was die Teilnehmenden nicht sehen können, vermittelt. Insgesamt werde sehbeeinträchtigen Menschen viel Geduld abverlangt, sagte Rüdiger Kühl, der selbst vom schrittweises Verlust seiner Sehkraft betroffen ist.
Angesichts des Themas "Sehen" war der Austragungsort des Diözesantages der Vinzenz-Konferenzen gut gewählt: Das Tagungshaus Maria Immaculata ist Bildungshaus der Schwestern der Christlichen Liebe, deren Gründerin Pauline von Mallinckrodt eine Blindenschule ins Leben rief.
Info
Die Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn e.V. sind unter dem Dach der Caritas ein Verband ehrenamtlich tätiger Laien in den katholischen Pfarrgemeinden, der 1848 gegründet wurde. Sie wollen im Sinne des heiligen Vinzenz von Paul zur solidarischen Hilfe in den Gemeinden verwirklichen helfen. Im Erzbistum Paderborn gibt es 156 Mitglieder in 14 Ortsverbänden in zehn Kommunen. Vinzenz-Konferenzen gibt es im Erzbistum in Attendorn, Brilon, Castrop-Rauxel, Herne, Iserlohn, Paderborn, Rheda-Wiedenbrück, Unna, Wenden-Hünsborn und Witten.