"Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist." Die Bauernregel zum 15. Mai ist allen (Hobby-)Gärtnern geläufig. Doch am Tag der "kalten Sophie" geht es in diesem Jahr nicht nur um das Wohl von Pflanzen: NRW wählt einen neuen Landtag, und das in bewegten Zeiten, die sich seit 2020 für viele Menschen rauer und kälter anfühlen. Grund genug für den Diözesan-Caritasverband Paderborn, Landespolitikerinnen und -politiker aus dem Bereich des Erzbistums Paderborn zu fragen, wie ihr "Frostschutz" aussieht, sowohl im heimischen Garten als auch für die Gesellschaft. Elf Statements von aktuellen Landtagsabgeordneten sowie von Kandidatinnen und Kandidaten aus Ost- und Südwestfalen sowie dem östlichen Ruhrgebiet kamen zusammen.
"In den letzten zwei Jahren sind wir auf eine soziale Eiszeit zugesteuert, die besorgniserregend ist. Demokratiefeinde mischen sich unter besorgte, verunsicherte und verängstigte Menschen und nutzen die entsetzliche Zeit der Pandemie aus, um die Gesellschaft zu spalten und Menschen gegeneinander aufzuhetzen", betont beispielsweise der Arnsberger SPD-Politiker Frank Neuhaus. Und Wibke Brems, Grünen-Kandidatin aus Gütersloh, erklärt: "Der Frostschutz in der Gesellschaft erfordert mehr Aufwand und zwar von vielen - Tag für Tag. In sozialen Medien wird der Ton rauer und Hass nimmt zu. Dagegen hilft nicht Ignorieren, sondern freundliches, aber bestimmtes Dagegenhalten von allen Nutzer:innen und das Benennen von Rassismus, Sexismus und anderen Diskriminierungen." Gezielt gegen Fake News vorgehen und Medienschaffende besser vor Bedrohungen schützen, möchte beispielsweise der medienpolitische Sprecher der NRW SPD-Fraktion, Alexander Vogt aus Herne.
Einig sind sich alle antwortenden Politikerinnen und Politiker, dass Demokratie nicht von allein funktioniert. Marc Lürbke (FDP) aus Paderborn: "Mit der Demokratie ist es wie mit dem eigenen Garten: Wenn man möchte, dass alles wächst und gedeiht, darf man sich nicht einfach zurücklehnen und blind darauf vertrauen, dass schon alles gut werden wird. Eine vielfältige und blühende Demokratie erfordert Anstrengung und Aktivität von uns allen." Die Demokratie in Deutschland sei ein hohes Gut, das jeder schätzen und nutzen sollte, betont auch der CDU-Landtagskandidat für den Kreis Höxter, Matthias Goeken: "Wie es in Staaten abläuft, in denen keine Demokratie herrscht, müssen wir gerade sehr schmerzhaft am Beispiel des Krieges, den Wladimir Putin gegen die Ukraine führt, erfahren."
Die Beiträge vermitteln aber auch Zuversicht. André Kuper, CDU-Politiker aus Rietberg und NRW-Landtagspräsident: "Täglich begegne ich Menschen, die für andere unterwegs sind. Viele von ihnen engagieren sich für ihre Nächsten, für Freunde, für Bekannte oder für Hilfsbedürftige. Darunter sind Jugendliche und Erwachsene, Kinder und Menschen aller Generationen. Wenn man mich fragte, müsste ich bezeugen: Unser Land, die soziale Demokratie und die große Mehrheit seiner Menschen sind auf dem sozialen Auge nicht blind. Das zu sehen und zu erleben, spornt mich auch selber immer wieder an und dafür bin ich dankbar!" Alles Statements zur Aktion "Frostschutz gegen soziale Kälte" unter www.caritas-paderborn.de.