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Zu zweit beraten Energiesparhelfer wie Joachim Hykmann und Mahmoud Reza Faez (von links) einkommensschwache Haushalte und installieren kostenlos Stromsparhelfer, etwa Energie-Messgeräte, Energiesparlampen oder schaltbare Steckdosenleisten. Die beiden sind im Auftrag von IN VIA in Paderborn unterwegs. (Foto: cpd / Jonas) |
Mit einem
Preisschock startet das neue Jahr. Nahezu flächendeckend steigen die
Stromkosten in Deutschland. „Der Preisanstieg trifft vor allem Menschen mit
geringem Einkommen“, sagt Christoph Eikenbusch vom Diözesan-Caritasverband
Paderborn. Einkommensschwachen Haushalten bietet die Caritas deshalb vielerorts,
unterstützt von verschiedenen Kooperationspartnern, einen kostenfreien und
unbürokratischen Stromspar-Check an. „Zwischen 100 und 200 Euro im Jahr lassen
sich schon mit einfachen Mitteln einsparen“, erklärt Eikenbusch. Der
Stromspar-Check wird von Trägern der Caritas im Erzbistum Paderborn bisher in
Dortmund, Hagen, Herne, Iserlohn, Arnsberg, Detmold, Paderborn und in der
jeweiligen Umgebung angeboten. Aufgrund des Erfolges sind weitere Standorte
geplant.
„Die Leute sind meist erstaunt, wie leicht sie sparen können“, berichtet
Energiesparhelfer Joachim Hykmann. So koste ein Trockner im Durchschnitt mehr
als einen Euro pro Trockengang. „Da hängen viele ihre Wäsche lieber an die
Leine.“ Wahre Energieschleudern seien auch Kühlschränke und Deckenfluter. „Ein
Grad zu viel Kälte im Kühlschrank bedeutet rund 30 Prozent mehr an Kosten“,
weiß Energiesparhelfer Mahmoud Reza Faez. „Und ein Deckenfluter mit
fünfstündiger Nutzung am Tag kostet mehr als 140 Euro im Jahr.“ Nach einer
Beratung entscheiden sich denn auch viele dafür, den Deckenfluter durch eine
andere Lampe zu ersetzen.
Neben Energiespartipps bringen die Teams auch Einsparhilfen mit: Energiesparlampen,
schaltbare Steckdosenleisten, Kühlschrankthermometer oder Zeitschaltuhren im
Wert von rund 70 Euro montieren die Energiesparhelfer sofort und kostenlos
dort, wo sie sinnvoll eingesetzt werden können. Bundesweit konnten die
Stromkosten durch die eingebauten Einsparhilfen in den besuchten Haushalten um
durchschnittlich 13 Prozent gesenkt werden.
Der an mehr als 100 Standorten in Deutschland verfügbare Stromspar-Check ist
eine Gemeinschaftsaktion des Deutschen Caritasverbandes und des Bundesverbandes
der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands (eaD). Gefördert wird das
Projekt vom Bundesumweltministerium. Die Caritas-Aktion wurde in diesem Jahr in
Brüssel mit dem wichtigsten europäischen Umweltpreis, dem „Sustainable Energy
Europe Award“, ausgezeichnet.
Daneben verfolgt das Projekt in Zusammenarbeit mit Kommunen, Jobcentern und
Arbeitsagenturen auch arbeitsmarktpolitische Ziele: Für den Einsatz als
Energiesparhelfer werden vor allem Langzeitarbeitslose ausgebildet und
eingesetzt. „In dem Projekt werden Armutsprävention, Beschäftigungsförderung
und Umweltschutzaspekte intelligent miteinander verknüpft“, erklärt Heinrich
Westerbarkey, beim Diözesan-Caritasverband Ansprechpartner für die Anbieter des
Stromspar-Checks. Wer Beratungserfahrungen als Energiesparhelfer gesammelt hat,
habe eine größere Chance auf einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz.
An manchen Standorten hätten die Energiesparhelfer auch die Möglichkeit, ein
Zertifikat der örtlichen Handelskammer zu erwerben, so in Dortmund als
Serviceberater für Energie- und Wasserspartechnik. „Das erhöht die Motivation
der Teilnehmer und verbessert die beruflichen Aussichten ganz wesentlich“, sagt
Westerbarkey. Energiesparhelfer Dominique Kisiel profitiert denn auch doppelt von
seiner Tätigkeit: „Die Beratung macht mir Spaß und ich spare selbst 600 Euro im
Jahr durch die Energiespartipps.“
Die Auswirkungen der stetig steigenden Energiekosten auf einkommensschwache
Haushalte beschäftigt die Caritas im Erzbistum Paderborn schon länger. In einem
bundesweit einmaligen Projekt haben die Schuldnerberatungsstellen der Caritas
und anderer Wohlfahrtsverbände in Ostwestfalen seit mehr als fünf Jahren einen
direkten Draht zum Energieversorger Eon Westfalen Weser. Stromsperren aufgrund
von Überschuldung können dabei meist abgewendet werden. „In Zukunft wird es
immer wichtiger, dass für jedermann bezahlbare Energie zur Verfügung steht“,
betont Christoph Eikenbusch vom Diözesan-Caritasverband. „Wie arme Menschen
künftig die Kosten aufbringen können, damit bei ihnen nicht das Licht ausgeht,
müssen wir mit der Politik verhandeln.“
Info:
Einen Stromspar-Check anfordern können alle, die Arbeitslosengeld II,
Sozialhilfe oder Wohngeld beziehen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Kontakt unter
www.stromspar-check.de
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