Angesichts der Corona-Krise fordert der Katholische Verein für soziale Dienste in Paderborn (SKM) eine Stärkung der kontinuierlichen und professionellen Hilfen für Menschen in Wohnungsnot. Geschäftsführer Joachim Veenhof sieht durch Corona eine Zuspitzung der generellen besorgniserregenden Entwicklung: "Immer mehr jüngere, nicht nur wohnungslose, sondern auch psychisch kranke Menschen, zudem auch immer mehr Frauen, kommen zum SKM und brauchen Hilfe. Immer öfter reden wir in diesem Zusammenhang von `Systemsprengern´, also wohnungslosen Menschen mit - unbehandelten - psychischen Erkrankungen." Fehlende Krankheitseinsicht und Veränderungsbereitschaft machten sie zu besonders herausfordernden Fällen. Krankenhausaufenthalte würden nach wenigen Stunden beendet und unter bestimmten Bedingungen würde ihnen sogar ein Obdach versagt, denn wer etwa gewaltbereit und aggressiv ist, könne als "nicht unterbringungsfähig" gelten.
"Doch auch die weniger auffälligen Wohnungslosen mit einer Suchterkrankung, mit Ängsten oder Traumata stehen ganz hinten in der Schlange, wenn es um die Versorgung mit Unterkunft, persönlicher Hilfe und einer eigenen Wohnung geht", betont Veenhof. "Hier geht es dann nicht nur um die Grundversorgung mit Lebensmitteln und Kleidung. Diese Menschen brauchen eine umfangreiche Form der Hilfe." Viele Bausteine müssten fachlich abgestimmt werden, so seien trotz fehlender Krankheitseinsicht fachärztliche Gutachten einzuholen, damit beispielsweise rechtliche Betreuung gewährleistet werden könne.
Wohnungslose Menschen hätten oft viele negative Erfahrungen hinter sich. "Ängste aber auch das Wissen um permanentes Scheitern brauchen intensiven persönlichen Kontakt, Zeit, Ausdauer, oft auch schnelle unbürokratische Hilfen. Hier sorgt die Corona Krise für eine weitere unverantwortliche Zuspitzung des Problems." Denn nur digital zu vereinbarende Termine, Wartezeiten von Wochen und Monaten, fehlende persönliche Kontakte bei den behördlichen Entscheidern, geschlossene Türen in akuten Notfallsituationen grenzten gerade diese Menschen immer mehr aus. Habe das klassische Hilfesystem aus coronabedingten Gründen irgendwo eine Tür geschlossen, kämen Menschen in extreme Notlagen und landen dann u. a. beim SKM Paderborn.
Veenhof fordert eine Stärkung der bestehenden, aber auch einen systematischen Ausbau der Wohnungslosenhilfe, wie die Vermeidung von Wohnungslosigkeit und eine aufsuchende Sozialarbeit von wohnungslosen Menschen. "Gerade in der jetzigen Situation darf kein hilfesuchender Mensch alleingelassen werden. Es darf nicht nur ein System von Almosen geben, sondern eine stabile Hilfekette muss auch in Corona-Zeiten und besonders in der kalten Jahreszeit Menschen in der größten Not auffangen und aus der Not heraushelfen." Für Detlef Müller, Vorsitzender des SKM, ist es eine Stärke des SKM Paderborn, durch seine Mitarbeitenden seit Jahren wirkungsvolle profilierte Unterstützungsangebote vorzuhalten, "und dies oftmals von der Öffentlichkeit unbemerkt."
Der SKM Paderborn bietet wohnungslosen Menschen täglich offene Türen an, ob in der städtischen Übernachtungsstelle oder der Tagesstätte. In der Fachberatungsstelle des SKM wird beraten, aber auch konkrete Hilfe angeboten. Das Prälat-Braekling-Haus schafft als stationäre Einrichtung die Grundlagen für ein eigenverantwortliches Wohnen. Arbeit und Beschäftigung, ob in der SKM Kreativwerkstatt oder im Sozialen Kaufhaus des SKM geben dem Tag wieder einen Sinn und stabilisieren den Menschen in seiner Not.
Pressemitteilung
Stabile Hilfeketten gefragt
Erschienen am:
09.12.2020
Herausgeber:
Caritasverband für das Erzbistum Paderborn
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Am Stadelhof 15
33098 Paderborn
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