Michael Bender berät geringverdienende Haushalte, wie sie Energie sparen können. Dafür bringt er auch einfache Hilfsmittel wie Zeitschaltuhren oder Kühlschrank-Thermometer mit. (Foto: cpd / Markus Jonas)
Die Energiekosten steigen auf immer neue Höchstwerte. Besonders hart trifft dies Menschen mit geringem Einkommen, niedriger Rente oder Menschen, die "Hartz IV", also Arbeitslosengeld II, oder Sozialhilfe beziehen. "Die Leute haben Angst. Sie bekommen mit dass die Preise explodieren", sagt Michael Bender, der für IN VIA in Paderborn Haushalte mit geringem Einkommen beim Energiesparen berät. "Sie haben Angst vor horrenden Summen an Nachzahlungen, die sie nicht mehr leisten können."
Bender ist einer der "Stromspar-Checker", die bundesweit an mehr als 150 Standorten aktiv sind. Sie beraten im Auftrag der Caritas und der Energie- und Klimaschutzagenturen Geringverdiener, wie sie Energie und damit bares Geld sparen können. Durch den Check können die Energiekosten meist deutlich gesenkt werden - durchschnittlich um 210 Euro pro Jahr. Zudem wird durch die Energiesparmaßnahmen der Umwelt geholfen - insgesamt wurde durch die Beratung von mehr als 390.000 Haushalten in den vergangenen Jahren der Ausstoß von mehr als 640.000 Tonnen CO2 verhindert.
Berater der Caritas im Erzbistum Paderborn und ihrer Fachverbände sind etwa in den Kreisen Minden-Lübbecke, Paderborn, Soest und im Hochsauerlandkreis aktiv, außerdem in Dortmund, Herne, Hamm und Hagen. Die Stromsparhelfer sind langzeitarbeitslose Menschen, die nach einer Einarbeitungsphase vor Ort unterwegs sind und neutral und unabhängig beraten. Deshalb will Michael Bender auf die häufige Frage nach dem günstigsten Stromanbieter auch nicht antworten. "Aber wir können sagen, dass die laufenden Verträge meist noch gute Preise anbieten", weiß er. Bei Neuverträgen werde oft das Doppelte und Dreifache verlangt.
Im Rahmen seiner Energieberatungen weist Bender die Haushalte auch auf verdeckte Fallstricke hin, etwa auf die korrekte und pünktliche Ablesung der Stromzähler. Denn Energieversorger dürfen drei Jahre lang den Verbrauch schätzen, wie er aus eigener schmerzhafter Erfahrung weiß. "Meine Frau und ich waren Vielverbraucher an Strom, weil wir beide arbeitslos und den ganzen Tag zu Hause waren." Doch der Verbrauch wurde vom Energieversorger niedriger geschätzt. "Da dachten wir, wir kommen hin mit dem Geld. Aber nach drei Jahren kam dann der große Knall: Wir mussten 1300 Euro nachzahlen", berichtet er. "Mit Hartz IV kann man das aber nicht. Für viele ist das eine Falle."
Die Stromspar-Checker besuchen Wohnungen und messen die Verbrauchswerte der Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Computer oder TV. "Unser Ziel ist, ohne Komfortverlust zu sparen", erklärt Jochen Schroeder, der die Stromspar-Checker bei IN VIA in Paderborn anleitet und begleitet. Am Ende des Besuchs geben sie Tipps, wie sich der Stromverbrauch senken lässt. "In Küchen gibt es oft Durchlauferhitzer, Fünf-Liter-Boiler, die im Dauerbetrieb schon mal 500 Kilowattstunden im Jahr verbrauchen, obwohl sie kaum oder nur zu bestimmten Uhrzeiten im Einsatz sind", weiß Schroeder. Entweder ausschalten und bei Bedarf lieber den Wasserkocher einsetzen oder mit einer Zeitschaltuhr genau auf die Stunden einstellen, wo sie gebraucht werden, ist sein Tipp. Bei einem zweiten Besuch bringen die Berater dann die nötigen Hilfsmittel sogar mit - energiesparende LED-Lampen etwa oder eben Zeitschaltuhren, und das kostenlos.
Haupt-Stromfresser sei allerdings der Kühlschrank. Sieben Grad Innentemperatur seien optimal, jedes Grad zu kalt, bedeute sechs Prozent mehr Stromverbrauch. Wenn der Kühlschrank älter als zehn Jahre sei, lohne es sich zudem, über eine Neuanschaffung nachzudenken, rät Jochen Schroeder. Dafür können die Berater der Caritas geringverdienenden Haushalten sogar einen 100-Euro-Gutschein anbieten. "Außerdem gibt es auch noch eine Förderung vom Land NRW, 50 Euro pro Person im Haushalt, bis maximal 200 Euro", weiß er. Ein Jahr nach den Beratungen überprüfe man dann noch einmal die Stromersparnis. "Die ist dann häufig noch höher als erwartet", berichtet Schroeder. "Denn ein Nebeneffekt ist, dass die Leute für den Stromverbrauch sensibilisiert werden und ihr Konsumverhalten entsprechend anpassen."
Info
Das Projekt Stromspar-Check der Caritas und des Bundesverbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands e. V. wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie wie bei IN VIA Paderborn in der Regel auch durch das Jobcenter gefördert. Aktuell steht es durch Pläne der Bundesregierung, die Hilfen für Langzeitarbeitslose und das Stromspar-Check-Programm zu kürzen, in Frage.
Das Projekt startete 2008 in knapp 60 Standorten mit Energiesparberatungen für Menschen mit geringem Einkommen. Mittlerweile gibt es den Stromspar-Check in mehr als 150 Städten und Landkreisen. Mehr Infos auch zu den Standorten unter www.stromspar-check.de.
Im Erzbistum Paderborn sind Stromspar-Checker der Caritasverbände Dortmund, Hagen, Herne und Minden unterwegs, außerdem der Caritas-Fachverbände SKM Dortmund, IN VIA Paderborn und KSD Hamm.