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Caritas-Verantwortliche aus acht polnischen Diözesen informierten sich jetzt über die Situation polnischer Haushaltshilfen in Deutschland. Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig (2. v. r.) und Prälat Dr. Marian Subocz (4. v. r.), Direktor von Caritas Polen, vereinbarten eine enge Zusammenarbeit, um die Frauen seitens der Caritas zu unterstützen und zu begleiten. Neben Prälat Subocz waren Caritas-Direktoren aus den Diözesen Graudenz, Siedlce, Elbing, Tschenstochau, Gleiwitz, Zielonogorsko-Gorzowski und Lodz zu Gast im Erzbistum Paderborn. Gastgeber waren neben dem Diözesan-Caritasverband die örtlichen Caritasverbände Olpe, Soest, Brilon und Paderborn. (Foto: cpd/Sauer) |
Eine Delegation der
Caritas Polen hat sich jetzt auf Einladung des Diözesan-Caritasverbandes über
die Situation polnischer Haushalthilfen in Deutschland informiert. Neben Prälat
Dr. Marian Subocz, Direktor von Caritas Polen, hatten Caritas-Direktoren aus
sieben polnischen Diözesen Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild über die
Erfahrungen der Frauen zu machen. Hierzu hatte der Diözesan-Caritasverband
Besuche in Paderborn, Brilon, Lippstadt, Anröchte und Olpe organisiert. Die
Kontakte zu den polnischen Haushaltshilfen sind durch die dortigen
Caritas-Sozialstationen hergestellt worden, die Kenntnis über deren
Einsatzstellen und oftmals auch über deren Arbeitsbedingungen haben. Letztere
sind oft problematisch, weil die Frauen mit Pflegesituationen konfrontiert
werden, auf die sie nicht vorbereitet sind. Physisch und psychisch geraten
viele an ihre Belastungsgrenzen, da sie oft rund um die Uhr im Einsatz sein
müssen. So berichtete eine Frau, dass sie bis zu vier Mal nachts einen
pflegebedürftigen, halbseitig gelähmten Mann zur Toilette bringen muss. „Es ist
ein enormer Stress für die Frauen“, lautet das Fazit für Renate Stanczyk von
der Caritas Elbing. Viele Frauen würden zu pflegerischen Tätigkeiten gezwungen,
für die sie nicht qualifiziert seien. Hinzu kämen Sprachbarrieren, kaum
Freizeit- und Kontaktmöglichkeiten.
Prälat Subocz berichtet, dass die Familien in Polen zunächst froh seien über
das zusätzliche Einkommen. Mit zunehmender Abwesenheit der Frau oder Mutter
führe dies jedoch häufig dazu, dass Kinder ihre Hausaufgaben vernachlässigten
oder nicht mehr regelmäßig zur Schule gingen. Die Familie nähme erheblichen
Schaden. In Polen spricht man bei den betroffenen Kindern bereits von
„Euro-Waisen.“ Besonders belastend sei die Situation der illegal arbeitenden
Haushaltshilfen. Sie lebten ständig in Angst, bei den Behörden aufzufallen.
Daher verließen sie ungern das Haus und vermieden es selbst bei schweren
Erkrankungen zum Arzt in Deutschland zu gehen.
Die Caritas Polen und der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn planen
eine enge Kooperation, um die Situation der polnischen Haushaltshilfen zu
verbessern. Polnischen Frauen, die in deutschen Haushalten arbeiten oder an
einer solchen Tätigkeit interessiert sind, soll vor allem ein legales
Arbeitsverhältnis ermöglicht werden. Hierzu wird der offizielle Weg über die
Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV)
genutzt. Die Caritas selbst betätigt sich nicht als Vermittler. Die deutsche
Familie stellt die Haushaltshilfe ein, nicht die Caritas. „Aufgabe der Caritas
ist es, Unterstützung und Begleitung für die Frauen, aber auch für die
beteiligten Familien in Polen und Deutschland bieten“, betont
Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig. In einem Pilotprojekt soll zunächst in
den Caritasverbänden Paderborn, Brilon, Soest und Olpe erprobt werden, ob eine
solche Unterstützung in deutsch-polnischer Caritas-Kooperation gelingen kann.
Hierzu werden einheitliche Standards und Regeln erstellt, z. B. über die
Vorbereitung und Begleitung der Frauen durch die Caritas. „Wichtig ist, dass
wir jetzt den ersten Schritt machen“, ist Prälat Subocz erfreut, dass ein
drängendes Problem endlich angepackt wird.