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Es muss nicht immer Plastikspielzeug sein, meinen die Schüler des Berufskollegs am Sozialseminar Detmold: (v.l.) Elena Tappe, Lisa Eckhoudt, Delia Bahlke, Saskia Senft, Lina Hunte, Sarah Schmitt, Lehrerin Martina Hilsmann, Marcel Fricke, Vincent Scheller, Diana Wehmeier und Lyuba Starina. (Foto: cpd/Flüter) |
Kaum etwas prägt
das moderne Leben mehr als Kunststoff – obwohl die mögliche Gesundheitsgefährdung
durch dieses Material bekannt ist. Wie häufig Kunststoff in
Kindertageseinrichtungen verwendet wird, haben Schüler des Berufskollegs am
Sozialseminar Detmold untersucht. Angeregt wurde die Studie vom Caritasverband
für das Erzbistum Paderborn.
Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher stellten die Ergebnisse ihrer
Untersuchung jetzt in einer multimedialen Präsentation vor. Sie dokumentierten
darin den Kunststoffanteil in 15 Kindertageseinrichtungen aus dem Kreis Lippe.
Ihr Ergebnis: In vielen Kitas liegt dieser Anteil bei etwa fünfzig Prozent.
Dabei haben die Schüler nicht nur das Spielzeug in die Bestandsaufnahme
einbezogen, sondern auch Böden, Einrichtungsgegenstände oder die Kleidung, die
zum Basteln, Malen oder bei Regenwetter angezogen wird.
Deutlich wurde, dass einige Kitas sehr bewusst auf die Auswahl der Materialien
achten und über die Wirkung von Inhaltsstoffen informiert sind. Dort fand sich
beispielsweise in der Puppenecke kein Geschirr aus Plastik, sondern aus
Porzellan. Die Schüler erarbeiteten weitere Vorschläge, wie Kitas auf Kunststoff
verzichten und mehr Naturmaterialien einsetzen können. Es gibt mittlerweile
viele Möglichkeiten, Kunststoffe zu verwenden, bei deren Erzeugung gesundheitsschädliche
Materialien weitestgehend vermieden werden. Schädlich sind vor allem Bisphenol
A (BPA) oder Phthalate, sogenannte Weichmacher. Sie beeinflussen den
Hormonhaushalt von Kindern und Föten. BPA könnte auch für Diabetes oder
Herz-Kreislaufprobleme verantwortlich sein.
Es gibt Wasserbälle, Sandschüppen, Schwimmreifen oder Wärmeflaschen, die ohne
diese gesundheitsgefährdenden Stoffe produziert wurden. Empfehlenswert ist vor
allem das Spielzeug, das aus dem nachwachsenden Biokunststoff Zelluloseacetat besteht.
Matthias Krieg vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn stellte während
der Präsentation in Detmold einige dieser Produkte vor. „Wir gehen im Rahmen
eines Demografie-Projektes unter anderem der Frage nach, wie weit
Umweltfaktoren für die aktuelle niedrige Geburtenrate ursächlich sind“, sagt er.
„Umweltgifte spielen dabei eine wichtige Rolle, weil sie zu Zeugungsunfähigkeit
führen und Fehlgeburten, Fehlbildungen und Krankheiten verursachen können.
Darauf soll das Caritas-Projekt aufmerksam machen. Martina Hilsmann, Lehrerin
am Berufskolleg, nahm den Gedanken auf und setzte ihn mit der Oberstufe im Fach
„Sozialpädagogik in Theorie und Praxis“ in einem vierwöchigen Projekt um. Die
Schüler des Kollegs, die schon bald in die Praxis gehen, sind die geeigneten
Multiplikatoren, die in den Einrichtungen Eltern und Kollegen auf die Gefahren
des angeblich problemlosen, weil pflegeleichten Kunststoffs aufmerksam machen
können.
Es besteht nach wie vor ein großes Bedürfnis nach sachlicher Information. So gibt
es zurzeit kein Gütesiegel, dass die Unbedenklichkeit von Kunststoff zuverlässig
anzeigt. „Gütesiegel verwirren die Verbraucher eher, als dass sie wirklich für
Klarheit sorgen“, sagt Martina Hilsmann. „Wer weiß schon, was sie tatsächlich
bedeuten?