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Karl-Josef Laumann (Mitte), Pflege-Bevollmächtigter der Bundesregierung, diskutierte auch mit Leitern von Einrichtungen und Diensten der Caritas, mit (von links) Birgit Hoffmeier (Tagespflege „Lebensbaum“, Anröchte), Karl Wilhelm Koppers (Altenwohnheim St. Aegidius, Rheda-Wiedenbrück) und Marion Knicker (Caritas-Sozialstation, Paderborn). (Foto: cpd / Jonas) |
Den
„Pflege-TÜV“ abschaffen möchte der Pflege-Bevollmächtige der Bundesregierung,
Karl-Josef Laumann. Das System der Prüfung der Pflegeeinrichtungen in
Deutschland sei „grandios gescheitert“, sagte er in Paderborn vor 120
Einrichtungsleitern und Trägervertretern der Arbeitsgemeinschaft Alten- und
Gesundheitshilfe im Erzbistum Paderborn. „Das ist nicht zu kitten.“ Deshalb
werde er in wenigen Wochen ein Papier vorlegen, dass die Pflegenoten ausgesetzt
werden.
Die Pflege stehe vor massiven Herausforderungen, sagte Peter Wawrik, Vorsitzender
der Arbeitsgemeinschaft, die 256 Altenheime, ambulante Pflegedienste und Tagespflegen
mit rund 12.600 Mitarbeitern vertritt. „Wir brauchen eine Pflegewende, die die
Bedeutung der Energiewende haben müsste.“ Eine gewaltige Aufgabe sieht auch
Karl-Josef Laumann. Selbst wenn auch in Zukunft zwei Drittel der
Pflegebedürftigen zuhause gepflegt würden, brauche man jährlich 20.000 neue
Pflegekräfte in Deutschland. „Das macht mir Sorgen, wo wir die Leute für die
Pflege finden.“ Pflegeberufe müssten deshalb attraktiv sein. Die
Arbeitsbedingungen seien jedoch sehr unterschiedlich, in Nordrhein-Westfalen allerdings
besser als in anderen Bundesländern. Scharf kritisierte Laumann, dass die
Altenpflege in Deutschland schlechter bezahlt werde als die Krankenpflege. Aber
nicht bei der Caritas, betonte Brigitte von Germeten-Ortmann vom Diözesan-Caritasverband
Paderborn. „Alten- und Krankenpflege werden bei der Caritas gleich vergütet.“ „Die
Caritas gehört zu den Tariftreuesten“, lobte auch Laumann.
Der Pflege-Bevollmächtigte der Bundesregierung sprach sich für eine baldige
Umsetzung einer gemeinsamen Ausbildung in der Alten-, Kranken- und
Kinderkrankenpflege aus, wie es auch international üblich sei. Allerdings
müssten alle Bundesländer mitmachen. „Wir haben lange genug diskutiert.“
In Bezug auf das seit dem 1. Januar geltende erste Pflegestärkungsgesetz hob
Laumann hervor, dass die Leistungen für die Tagespflege verdoppelt worden
seien. Analog zum Ausbau der U3-Betreuung in den Kindertagesstätten müsse die
Zahl der Tagespflegeplätze für Pflegebedürftige massiv ausgebaut werden. „Wenn
wir die häusliche Pflege stabilisieren wollen, brauchen wir Tagespflegen, die
Pflegebedürftigen tagsüber eine stimulierende Betreuung bieten.“ Die Bedeutung dieses
Themas für die Zukunft hätten viele Kommunen noch nicht erkannt.
Mit Bezug auf die ausgeuferte Bürokratie in der Pflege verwies Laumann auf
Empfehlungen eines vom Bundesgesundheitsministerium initiierten Projektes, mit
deren Hilfe der Zeitaufwand für die Pflege deutlich reduziert werden soll. Der
Diözesan-Caritasverband helfe mit Schulungen, die Entbürokratisierung in den
Einrichtungen voranzutreiben, sagte Brigitte von Germeten-Ortmann. Unklarheit
gebe es noch bei der praktischen Umsetzung und der Überprüfung durch Behörden
vor Ort. „Entscheidend ist, dass Sie damit klarkommen“, gab Laumann den
Einrichtungsleitern mit auf den Weg und bot an, sich bei Problemen mit ihm in
Verbindung zu setzen.
„Sie haben vielen Einrichtungsleitern aus dem Herzen gesprochen“, bedankte sich
der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Alten- und Gesundheitshilfe im
Erzbistum Paderborn, Peter Wawrik, und signalisierte „viel Zustimmung für das,
was Sie auf den Weg gebracht haben“.
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Diskutierten die Herausforderungen der Pflege (von links): Christoph Menz (Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft), Peter Wawrik (Vorsitzender), Brigitte von Germeten-Ortmann (Diözesan-Caritasverband), Karl-Josef Laumann (Pflege-Bevollmächtigter der Bundesregierung), Domkapitular Dr. Thomas Witt (Vorsitzender Diözesan-Caritasverband) und Martin Peitzmeier (Vorstand Arbeitsgemeinschaft). (Fotos: cpd / Jonas) |