|
Berieten den Abbau überzogener Dokumentationspflichten in der Pflege (von links): Christoph Menz (Diözesan-Caritasverband), Andrea Rose (MDK),Ulrike Hackenholt (Diözesan-Caritasverband), Peter Hansen (Buchenhof, Bad Salzuflen), Jochen Fallenberg (VICA), Esther van Bebber und Brigitte von Germeten-Ortmann (beide Diözesan-Caritasverband) sowie Friedhelm Rink (Projektkoordinator Bundesgesundheitsministerium). (Foto: cpd / Jonas) |
„Die
Bürokratie verbraucht wichtige Zeit, die eigentlich für die Pflege von
Patienten aufgewendet werden müsste“, kritisiert Brigitte von Germeten-Ortmann
vom Diözesan-Caritasverband Paderborn. Das soll sich künftig ändern. Wie – das
war Thema eines Fachtages der Caritas zur Effizienzsteigerung in der
Pflegedokumentation im Liborianum in Paderborn. Rund 160 Leitungskräfte von Diensten
und Einrichtungen der Alten- und Krankenpflege im Erzbistum Paderborn
informierten sich über die Ergebnisse und Empfehlungen eines vom
Bundesgesundheitsministerium initiierten Projektes, mit deren Hilfe der
Zeitaufwand für die Pflege deutlich reduziert werden soll.
Bisher koste die Dokumentation in der Pflege die deutsche Volkswirtschaft
jährlich rund 2,7 Milliarden Euro, sagte Projektkoordinator Friedhelm Rink. Vor
allem für die Dokumentation der Grundpflege sei nun ein neues System erarbeitet
worden, das einen „Paradigmenwechsel“ einleite. „Dabei geht es nicht nur um
‚weniger‘ in der neuen Dokumentationspraxis, sondern um die Kombination ‚effektiver
und effizienter‘“, sagte Rink. Der Anspruch sei, die Pflegedokumentation „fachlich,
übersichtlich, praxistauglich und zeitschonend“ zu gestalten.
Erfahrungen mit dem neuen System in der Praxis der ambulanten Pflege erläuterte
Jochen Fallenberg, Geschäftsführer von „VICA - die ambulante Pflege GmbH“ (Coesfeld).
Tatsächlich werde nach dem neuen System die Pflegedokumentationszeit reduziert.
Dadurch könne sich die Pflegekraft wieder hauptsächlich dem eigentlichen Schwerpunkt
ihrer Arbeit, nämlich der Pflege, widmen. „Die Erfassung stellt konsequent den
Menschen und seine Fähigkeiten in den Mittelpunkt“, sagte Fallenberg. Und auch
betriebswirtschaftlich gesehen lohne sich die Umstellung, müsse allerdings
fachlich begleitet werden, um eine reibungslose Umstellung in einer
Pflegeeinrichtung zu gewährleisten.
Peter Hansen, Leiter des Sozialdienstes der Seniorenwohnanlage Buchenhof in Bad
Salzuflen, erläuterte, wie er die Projektvorschläge den Bedarfen seines Hauses
angepasst hat. Denn: Die Ergebnisse des Projektes seien nicht eins zu eins
umsetzbar, kritisiert Ulrike Hackenholt, Fachreferentin beim
Diözesan-Caritasverband Paderborn. Zwar sei es „eine tolle Sache, dass ein ,heißes
Eisen‘ endlich angefasst wird“, aber Einrichtung und Dienste müssten ihren
eigenen Weg finden und die Ergebnisse des Projektes in eine eigene reduzierte
Pflegedokumentation umsetzen. Diese dann auch bei einer behördlichen Prüfung zu
verteidigen sei eine große Herausforderung, sagte Ulrike Hackenholt. „Denn die
Prüfkataloge sind sehr weich formuliert und können von den Prüfern vor Ort auch
individuell ausgelegt werden.“ Die Gefahr sei, dass sich durch unterschiedliche
Auslegungen im Lauf der Zeit die Dokumentation wieder aufblähe. Aber: „Die
Chance auf eine abgespeckte Dokumentation mit dem Ziel, mehr Zeit für den
Patienten oder Bewohner zu bekommen, ist mehr als eine Überlegung wert.“
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) werde das Projekt
unterstützen, versprach Andrea Rose vom MDK Westfalen-Lippe (Minden). „Nach
unseren bisherigen Erfahrungen lassen sich die Anforderungen der weiterhin
gültigen Qualitätsprüfungs- Richtlinien und Transparenzvereinbarung auch damit
umsetzen.“
Auf Landesebene hat die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege
in NRW erwirkt, dass gemeinsam mit den Vertretern der Landschaftsverbände, der
Pflegekassen und der MDKs Nordrhein sowie Westfalen-Lippe eine gemeinsame Strategie
zur flächendeckenden Umsetzung der Projektergebnisse erarbeitet wird.