Der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss in Deutschland ist gestiegen. Die Quote lag 2017 bei 6,9 Prozent und damit einen Prozentpunkt höher als zwei Jahre zuvor, aber auf demselben Niveau wie vor zehn Jahren. Das zeigt die neue Bildungsstudie des Deutschen Caritasverbandes. Bundesweit haben mehr als 52.000 Jugendliche die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen, im Erzbistum Paderborn sind mehr als 3700 Jugendliche betroffen. In den meisten Kreisen und kreisfreien Städten sind die Quoten angestiegen, allerdings auf unterschiedlichem Niveau. Am höchsten liegen die Quoten innerhalb des Erzbistums Paderborn, das von Minden im Norden und Siegen im Süden sowie von Höxter im Osten und Herne im Westen reicht, mit 10 Prozent in Herne (2015: 8,2 Prozent) und 8,8 Prozent in Bielefeld (7,7 Prozent). Den niedrigsten Wert weisen der Kreis Herford mit 4,3 Prozent (4,7 Prozent) und der Kreis Siegen-Wittgenstein mit 4,6 Prozent (5,4 Prozent) auf, wo die Quoten sogar sanken. Die Daten für alle Kreise und kreisfreien Städte können unter www.caritas.de/bildungschancen abgerufen werden.
Die hohe Zahl junger Menschen ohne Schulabschluss sei besorgniserregend, sagt Heinrich Westerbarkey vom Diözesan-Caritasverband Paderborn. Ein fehlender Schulabschluss führe häufig in eine Abwärtsspirale. „Viele der jungen Menschen ohne Abschluss begegnen der Caritas später in ihren berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen sowie in ihren Beratungsstellen, etwa in der allgemeinen Sozialberatung, in der Jugendberatung oder aber in der Schuldnerberatung.“ Der schulischen Bildung komme gerade in Zeiten der Digitalisierung eine besonders große Bedeutung zu.
Eine Erklärung für die gestiegene Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss ist die Zuwanderung. Für viele Jugendliche sei es eine große Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit eine neue Sprache zu lernen und einen Schulabschluss zu machen, sagt Westerbarkey. Hinzu komme, dass die schulische Vorbildung sehr unterschiedlich sei. Ein weiteres Hemmnis gerade auch für junge Flüchtlinge besteht darin, dass sie während der Unterbringung in einer Erstaufnahmeeinrichtung häufig nicht sofort eine Schule besuchen können. Da die Situation regional sehr unterschiedlich sei, müsse man diese vor Ort sehr genau prüfen, sagt Westerbarkey. „Entscheidend für die Verbesserung von Bildungschancen sind nach wie vor der politische Wille und die Kooperationen vor Ort“, sagt er.
Die Caritas trage dazu mit vielen Angeboten vor Ort bei: Angebote der Berufsorientierung und Ganztagsbetreuung, Schulsozialarbeit, Familien- und Elternarbeit, Lernförderung, die Begleitung von schulmüden Jugendlichen und vielfältige Beratungs- und Unterstützungsangebote für junge Flüchtlinge und EU-Zuwanderer.