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Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig (von links) gratulierte den beiden Vertretern von Trägern caritativer Einrichtungen im Erzbistum Paderborn in der Regionalkommission, Norbert Altmann und Patrick Wilk. Prof. Dr. Hermann Reichold von der Universität Tübingen betonte die nach wie vor gültige Aktualität des sogenannten „Dritten Weges“ zur Aushandlung von Lohntarifen für die Mitarbeiter caritativer Einrichtungen. (Foto: cpd / Jonas) |
Als Vertreter
von 172 Trägern caritativer Einrichtungen im Erzbistum Paderborn ist Patrick
Wilk, Vorstand des Caritasverbandes Paderborn, in die Regionalkommission NRW
wiedergewählt worden. Zusätzlich wurde Norbert Altmann vom
Diözesan-Caritasverband in die zehnköpfige Dienstgeberseite der Kommission entsandt,
die maßgeblich an der Aushandlung des Lohntarifes für rund 47.000 Mitarbeiter
im Erzbistum Paderborn mitwirkt. Für Patrick Wilk ist es die zweite
vierjährige Amtsperiode in der Kommission, die als eine von sechs
Regionalkommissionen die Bundeskommission wählt. Norbert Altmann vertritt die
Dienstgeber der Caritas bereits seit sechs Jahren in der Bundeskommission, seit
acht Jahren in der Regionalkommission.
Gemäß den Arbeitsvertragsrichtlinien des Deutschen Caritasverbandes (AVR)
handeln Dienstnehmer und Dienstgeber in paritätisch besetzen Kommissionen Lohntarife
aus. Dieser sogenannte „Dritte Weg“ im Arbeitsrecht sei durch Angriffe seitens
der Gewerkschaften und einige Gerichtsentscheidungen im vergangenen Jahr unter
Druck geraten, erklärte Prof. Dr. Hermann Reichold, Arbeitsrechtler der
Universität Tübingen. In einem Vortrag vor der Diözesanen Wahlversammlung im
Paderborner Liborianum betonte er, dass der Weg des „kirchlichen
wirtschaftsfriedlichen Kommissionensystems“ dennoch nach wie vor ein funktionierendes
Konfliktregelungsverfahren sei, „und das auch ohne Streikrecht“. Auch wenn der
„Dritte Weg“ von Gewerkschaften teilweise „dämonisiert“ werde, beschreibe er
ein Verfahren, „das sich bewährt hat und weiter bewähren kann“.
Prof. Dr. Hermann Reichold bezweifelte, dass ein Systemwechsel hin zum „Zweiten
Weg“ des Tarifrechts in kirchlichen und caritativen Einrichtungen bessere
Bedingungen für Arbeitnehmer erzeugen könne. Das zeige der schwindende Einfluss
von Großverbänden wie den Gewerkschaften. Die „öffentliche Funktion der
Verbände“ müsse deshalb zunehmend durch staatliche Kommissionen und
Mindestlöhne ersetzt werden.
Für die weitere Akzeptanz des „Dritten Weges“ sei es wichtig, dass Kirche und
Caritas als Dienstgeber glaubwürdig und transparent agierten und eine Goldene
Regel beachteten: „Behandle deinen Verhandlungspartner so, wie auch du
behandelt werden willst“, gab Prof. Reichold den Vertretern von Trägern
caritativer Einrichtungen im Erzbistum mit auf den Weg.