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Foto: Nelo Thies mit ihren eigens für das Präventionsprojekt gegen sexuellen Missbrauch an Menschen mit Lern- und geistiger Behinderung geschaffenen Figuren (Foto:cpd/Sauer) |
„Wer Menschen mit Lern- oder geistiger Behinderung vor
sexuellen Übergriffen schützen will, muss deren Selbstbewusstsein stärken“,
sagt Astrid Schäfers vom Diözesan-Caritasverband. Die Leiterin eines
Präventionsprojektes für diesen Bereich im Erzbistum Paderborn setzt dabei auch
auf den Einsatz von Puppen. „Mithilfe des Figurentheaters gelingt es, dass
Menschen mit derartigen Behinderungen widersprüchliche Gefühle beim Thema Liebe
und Sexualität benennen können und die vermeintliche Zärtlichkeit als Übergriff
entlarven“, so Frau Schäfers.
Die von der Pädagogin und Puppenspielerin Nelo Thies entwickelten Szenen hatten
jetzt Premiere vor rund 70 Menschen mit Behinderungen sowie Fachkräften in den
Schlosswerkstätten Paderborn-Schloß Neuhaus. Unter dem Titel „Liebe ist nicht
nur ein Wort“ waren die Bewohner von drei Wohnheimen und Außenwohngruppen der
Caritas Wohn- und Werkstätten im Erzbistum Paderborn zu diesem Themenabend
eingeladen. In einem Wortgottesdienst, gestaltet von Seelsorgerin Anja Fecke,
ging es zunächst um die Frage, was Jesus über Liebe, Partnerschaft und
Sexualität sagt. Was ist Verantwortung für den Nächsten, was ist Gottes-,
Nächsten- und Eigenliebe?
Der Gottesdienst schlug dann eine Brücke in das anschließende Theaterstück.
Eine Figur griff stellvertretend für manchen Teilnehmer Fragen auf: Wie merke
ich, dass ich verliebt bin? Was wünsche ich mir? Weiß „er“ es schon? Wie kann
ich es ihm sagen? Auch die Puppen im anschließenden Theaterstück mit Nelo Thies
knüpften daran: Wie finde ich einen Freund, eine Freundin? Was mache ich, wenn
ich verliebt bin? Wie kann ich über Sexualität reden? Was mancher Teilnehmer
realen Menschen nicht sagen mag, gelingt leichter bei Puppen, insbesondere wenn
sie lebensgroß daherkommen und durch Nelo Thies mit Leben erweckt werden.
Eingängige Texte und Lieder verhinderten eine Lehrstunde mit erhobenen
Zeigefinger. Liebe hat immerhin etwas mit Himmelhochjauchzen und manchmal auch
mit tiefer Trübsal zu tun. Aber leider auch mit fehlgeleiteten Gefühlen, die zu
Dominanz, Entwürdigung und zu Übergriffen führen.
Bei den Teilnehmern hinterließ das Stück eine tiefen Eindruck. Anja Fecke: „In
den Wohnheimen wird seitdem das Thema Partnerschaft, Sexualität und Liebe immer
wieder angeschnitten, zum Teil von den Bewohnern selbst angesprochen, zum Teil
vom Personal angeregt.“ Ein erster Schritt in eine wichtige Richtung sei in den
Einrichtungen getan worden.
Hinweis:
Einrichtungen der Behinderten- und Jugendhilfe können Aufführungen des Figurentheater-Stückes mit Nelo Thies zum Thema Liebe, Partnerschaft und Sexualität ab sofort buchen. Das Stück gibt es in drei altersspezifischen Varianten: für (Klein-) Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Kontakt: Diözesan-Caritasverband, Astrid Schäfers, Tel. 05251 209-304, Mail: a.schaefers@caritas-paderborn.de