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Schwester Alberta besucht Mascha und Alexander und ihre beiden Kinder. Die Familie lebt in einem verfallenen Haus in der russischen Exklave Kaliningrad (Königsberg). Gemeinsam mit der Caritas versuchen polnische Katharinenschwestern, sozial schwachen Familien materielle Hilfe und emotionalen Halt zu geben. (Foto: cpd/Lenschen) |
„Als wir den Schaden gesehen haben, den das Feuer
angerichtet hat, hätten wir nicht im Traum geglaubt, dass es möglich sein wird,
das Kinderheim wieder aufzubauen“, berichtet Schwester Alberta, Leiterin des
Caritas-Kinderheimes im russischen Mamonowo nahe Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg.
Jetzt, knapp zwei Jahre später, herrscht große Freude bei der Ordensschwester, aber
auch bei den von ihr betreuten Mädchen und Jungen. Denn Ende Oktober kann das Kinderheim
nach rund eineinhalb Jahren Bauzeit wieder bezogen werden. Ermöglicht wurde
dies maßgeblich mit Hilfe von Spenden aus dem Erzbistum Paderborn.
Im Dezember 2013 hatte der Orkan Xaver in der russischen Exklave zu heftigen
Spannungsschwankungen im Stromnetz geführt. Für das Kinderheim in Mamonowo, dem
früheren Heiligenbeil, hatte dies fatale Folgen: Im Altbau der Einrichtung, in
dem die Ordensschwestern und einige Kinder wohnen, löste ein Kurzschluss einen
Brand aus. Bis zum Eintreffen der Feuerwehr hatte sich das Feuer schon zum
Dachstuhl ausgebreitet. Zum Glück wurde niemand verletzt. Die Schwestern und
die Kinder konnten nach dem Brand zunächst im benachbarten
Caritas-Sozialzentrum eine Bleibe finden.
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Besuch aus Paderborn: Ulrich Gelhard von der Caritas-Konferenz St. Liborius bei einer Kindergruppe im Sozialzentrum Mamonowo. Die Caritas-Konferenz St. Liborius unterstützt die Arbeit der Caritas Kaliningrad schon seit vielen Jahren mit Waffelback-Aktionen auf dem Paderborner Wochenmarkt. (Foto: cpd/Lenschen ) |
„Das neue Kinderheim macht einen hervorragenden Eindruck“,
berichten Dr. Dirk Lenschen, Referent für Auslandshilfe beim Diözesan-Caritasverband
Paderborn, und Ulrich Gelhard von der Caritas-Konferenz St. Liborius Paderborn nach
einem Besuch in Mamonowo. „Die Zimmer sind hell und freundlich, und die Kinder
hatten sogar die Möglichkeit, eigene Wünsche bei der Gestaltung der Wohnräume einzubringen“,
sagt Lenschen. Insgesamt 110.000 Euro an Spendengeldern aus dem Erzbistum
Paderborn haben es möglich gemacht, dass das Haus, in dem bis zu 15 Kinder
untergebracht werden können, wieder hergestellt werden konnte. Geleitet wird
das Haus gemeinsam von der Caritas sowie von zwei aus Polen stammenden
Katharinenschwestern.
Der Diözesan-Caritasverband Paderborn unterstützt seit den 90er Jahren die
Arbeit der Caritas Kaliningrad, insbesondere das Kinderheim in Mamonowo sowie
die Hilfe für sozialschwache Familien. Im Kaliningrader Gebiet leben viele
kinderreiche Familien und Alleinerziehende in bitterer Armut. Die Caritas
versorgt diese Familien mit Kleidung und Essen, unterstützt die Kinder bei den
Hausaufgaben und bietet psychologische Beratung an. „Ziel der Caritas ist es,
die sozial schwachen Familien zu stabilisieren und den Kindern eine Perspektive
für die Zukunft zu geben“, erklärt Lenschen.
Die meisten dieser Familien wohnen in ehemaligen Landarbeiterhäuschen, die oft
noch aus deutscher Zeit stammen. „Das sind bessere Ruinen, für die zwar nur
wenige Rubel Miete gezahlt werden müssen, die aber im Winter enorme Heizkosten
verursachen“, berichtet Lenschen. Auch die 31-jährige Mascha und ihr Ehemann Alexander
(36) wohnen zusammen mit ihren zwei Kindern in einer solchen Behausung. An den
Wänden Schimmel, kaputte Stromleitungen, das Dach ist undicht, und eine
Toilette gibt es nur draußen im Hof. Alexander ist Hilfsarbeiter in einer
Fabrik für Fischkonserven. Das Haushaltseinkommen reicht gerade einmal für das
Allernötigste. Wie ein Dutzend andere Familien könnten auch Mascha und ihre
Kinder ohne regelmäßige Lebensmittelpakete von der Caritas kaum überleben.
Und die Situation hat sich in den letzten Monaten noch weiter verschlechtert. Aufgrund
der hohen Inflation in Russland zerrinnt der Rubel momentan zwischen den
Fingern. Am empfindlichsten lässt sich die Geldentwertung beim Einkauf von
Lebensmitteln spüren. Gemüse ist im Einzelhandel in den letzten zwölf Monaten deutlich
teurer geworden. Bei Weißkohl etwa betrug der Preisanstieg 53 Prozent, bei
Tomaten 22 Prozent und bei Kartoffeln 23 Prozent. Leidtragende sind vor allem
die armen Bevölkerungsteile wie Rentner, Familien und Alleinerziehende.
„In den meisten Fällen können die Kinder in ihren Familien bleiben“, erklärt
Dr. Dirk Lenschen. „Aber wenn im Elternhaus Gewalt und Alkoholmissbrauch
herrschen, ist es notwendig den Kindern einen geschützten Rahmen zu geben. Und
dafür ist das Kinderheim da.“ Da es für den laufenden Betrieb des Heimes so gut
wie keine staatliche Unterstützung gibt, fördert der Diözesan-Caritasverband
Paderborn die Kosten für Lebensmittel, Strom und Heizung jährlich mit
Spendengeldern in Höhe von 30.000 Euro.
Spenden für die Arbeit der Caritas in Kaliningrad sind möglich auf das Konto
des Diözesan-Caritasverbandes, Nr. 4300 bei der Bank für Kirche und Caritas BLZ
472 603 07 oder als Sepa-Überweisung: IBAN DE54 4726 0307 0000 0043 00
(Stichwort: Kinderheim Mamonowo)