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Haben ein Projekt zur Prävention von kindeswohlgefährdendem Elternverhalten gestartet (von links): Anne Rühländer und Lena Leffers (beide Katholische Hochschule NRW), Eva Brockmann, Paul Krane-Naumann und Christoph Eikenbusch (alle Diözesan-Caritasverband Paderborn), Prof. Dr. Albert Lenz (Katholische Hochschule) sowie Norbert Köring (Caritasverband Castrop-Rauxel). Auf dem Foto fehlen Friedhelm Hake (Caritasverband Paderborn) und Rainer Holtmann (Caritasverband Hamm). (Foto: cpd / Jonas) |
Sie können
zum Risiko für ihre eigenen Kinder werden: Psychisch kranke, suchtkranke und
von Armut betroffene Eltern gelten als Risikogruppe für kindeswohlgefährdendes
Elternverhalten. Zur Prävention solchen Verhaltens haben der
Diözesan-Caritasverband Paderborn und die Katholischen Hochschule NRW,
Abteilung Paderborn, ein Projekt gestartet unter dem Titel: „Kinder schützen
durch Stärkung der Eltern – Kommunale Präventionsansätze zum Schutz von Kindern
psychisch kranker, suchtkranker und von Armut betroffener Eltern.“ Gemeinsam
mit den Caritasverbänden Castrop-Rauxel, Hamm und Paderborn soll ein Konzept
entwickelt werden, das Eltern bei der Verarbeitung von Belastungen stärkt.
„Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Bewältigung der Belastungen und
dem Misshandlungsrisiko“, sagt Prof. Dr. Albert Lenz, wissenschaftlicher Leiter
des Projektes. Bei Eltern, die in belastenden Situationen nicht angemessen mit
Stress und Überforderung umgingen, bestehe die Gefahr, dass sie negative
Emotionen gegen ihre Kinder richten. „Daher greifen allgemeine Programme zur
Förderung der Erziehungsfähigkeit zu kurz, da sie nicht an den tieferliegenden
Ursachen für Gewalt an Kindern ansetzen“, erklärt Lenz. Ein verbesserter Umgang
mit Belastungen und negativen Gefühlen, die Erhöhung der Stresstoleranz sowie
die Förderung von sozialer Unterstützung sieht der Wissenschaftler als
Kernelemente, die in der Arbeit mit den Eltern gefördert werden müssen, um die
Kinder vor Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung zu schützen.
Die Projektleitung übernimmt Paul Krane-Naumann, Referatsleiter der Erziehungs-
und Familienhilfen beim Caritasverband für das Erzbistum Paderborn. „Wir freuen
uns sehr, dass wir mit diesem Projekt wissenschaftliche Erkenntnisse in ein
Gruppenprogramm für betroffene Eltern umsetzen und praktisch erproben können,
in enger Kooperation mit den Erziehungs-, Sucht- und Schuldnerberatungsstellen
der Caritas-Ortsverbände.“
Das Projekt, das im ersten Jahr durch Mittel des Sonderfonds für
Armutsorientierte Dienste der Caritas ermöglicht wird, ist zunächst auf ein
Jahr befristet, in der die Konzeptentwicklung erfolgen soll. Eine zweijährige
Anschlussphase wird angestrebt.
Körperliche Misshandlung, sexueller Missbrauch, psychische und emotionale
Misshandlung und Vernachlässigung haben schwerwiegende Folgen insbesondere für
die psychische Gesundheit der Kinder. Vermehrt treten bei ihnen kurzzeitige
Folgen, wie depressives, ängstliches, zurückgezogenes, aber auch aggressives
Verhalten auf. Aber auch die Langzeitfolgen von Missbrauch und Vernachlässigung
sind gravierend: So haben rund 80 Prozent der an einer Borderline-Störung
erkrankten Patienten eine Vorgeschichte von Misshandlung und Vernachlässigung
in der Kindheit.