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Inklusion als pädagogischer und pastoraler Auftrag: Maria Hörnemann (Diözesan-Caritasverband), Dr. Magdalene Marx (Leiterin Edith-Stein-Berufskolleg), Norbert Wenner (Edith-Stein-Berufskolleg), Prof. Dr. Maria Kron (Universität Siegen), Gerhard Schriegel (Edith-Stein-Berufskolleg), Ulla Wissing und Monika Lehmenkühler (beide Diözesan-Caritasverband) (Foto: cpd/Sauer) |
Inklusion erweist sich immer mehr als Thema mit
„Sprengstoff“: Langsam dringt es durch, was es heißt, behinderten und
nichtbehinderten Menschen von Anfang an gleiche Chancen einzuräumen, also Kinder
und Jugendlichen nicht in Schubladen einzusortieren mit Etiketten wie
„lernbehindert“ oder auch „sozial schwach“. Dies wurde jetzt bei einem Fachtag
des Diözesan-Caritasverbandes und des Edith-Stein-Berufskollegs in Paderborn
deutlich.
Chancengleichheit verträgt sich schlecht mit einem hoch differenzierten Schul-
und Fördersystem, das eher auf solche Schubladen setzt – mit oft lebenslangen Folgen.
Wer als Kind den Stempel „behindert“ bekommen hat, gerät früh auf einen Sonderweg.
Er führt in der Regel in die Förderschule, später oft in die Werkstatt für
Menschen mit Behinderung. „Man muss in Deutschland erst ausgegliedert werden,
um Eingliederungshilfe zu erhalten“, fasste Prof. Dr. Maria Kron von der
Universität Siegen dieses Dilemma vor den rund 200 Teilnehmern des Fachtags zusammen.
Doch solange es kaum Ressourcen für eine Förderung an „nomalen“ Kitas oder
Schulen gibt, werden spezielle Fördereinrichtungen benötigt. So wurden beim
Fachtag Beispiele aus Regeleinrichtungen genannt, in denen integrative
Fördemaßnahmen von Kindern mit Behinderungen im sprachlichen Bereich nur
unzureichend gelingen. Gerade auch aufgrund steigender Fallzahlen und damit
hoher Ansprüche an die Förderung wird jedoch eine fundierte integrationspädagogische
Ausrichtung in Regeleinrichtungen immer wichtiger.
Prof. Maria Kron betonte, dass insbesondere für Kinder mit
einer Behinderung im sprachlichen Bereich eine Sprachheilerzieherin in einer
Regeleinrichtung mehr erreichen könnte, als in einer Gruppe mit 20
sprachbehinderten Kindern. Kron: „Es ist eine Fiktion zu glauben, dass man nur
in homogenen Gruppen lernen kann.“
Inklusion als Lernen und Leben in der Heterogenität bedeutet nicht, dass jetzt
alle Fördereinrichtungen ersatzlos gestrichen werden können. „Es geht um eine
Ressourcenverlagerung“, betont Frau Kron. Inklusion sei kein Sparmodell, die
Mittel müssen anders verteilt werden müssen. „Dafür muss man politisch
streiten.“
Dass Inklusion auch ein pastoraler Auftrag ist, verdeutlichte bei der
Fachtagung Dipl.-Theol. Norbert Wenner, Beauftragter für die Schulseelsorge des
Erzbistums Paderborn am Edith-Stein-Berufskolleg. Inklusion habe eine zutiefst
spirituelle Dimension, betont Wenner. Es sei wichtig, nicht nur sensibel zu
werden für die eigenen spirituellen Bedürfnisse, sondern auch für die der
Menschen mit denen wir zu tun haben. „Inklusion beruht auf der Grundhaltung,
sich dem Reichtum in der Andersartigkeit einer Person bewusst zu sein, sich von
ihr überraschen und bewegen zu lassen.“ Das Gegenteil von Inklusion, die
Exklusion, treffe zum Beispiel zu, wenn ein Mensch mit geistiger Behinderung in
einer Einrichtung zwar anwesend ist, aber nicht als ernst zu nehmendes Mitglied
in Betracht gezogen oder in die Interaktion auf den Körper reduziert wird, weil
ihm kognitive Fähigkeiten nicht zugetraut werden.