Setzten sich beim „Tag der Pflege“ in Paderborn für die Interessen von Pflegekräften ein (v. l.): Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig, Nicole Katrin Gertzen, Andrea Roensch, Nicole Barth, Eva-Maria Müller und Jens Albrecht. (Foto: cpd / Jonas)
Für die Gründung einer Landespflegekammer in Nordrhein-Westfalen setzt sich der Diözesan-Caritasverband Paderborn ein. Diese sei „ein wichtiges Instrument“ für die Interessen der rund 200.000 in der Pflege Tätigen in Nordrhein-Westfalen, sagte Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig beim „Tag der Pflege“ vor rund 60 Pflegekräften in Paderborn. Bei aller aktuellen politischen Diskussion um die Pflege genieße diese noch immer nicht die Wertschätzung, die sie verdiene. Für die Zukunft zeichne sich vielmehr nach wie vor „ein riesiger Mangel an Pflegekräften ab“, sagte Lüttig. Der steigende Arbeitsdruck auf die Pflegekräfte habe inzwischen dazu geführt, dass die Verweildauer im Beruf auf teilweise unter zehn Jahre gesunken sei. Die Pflegekräfte rief Lüttig dazu auf, ausreichend auf sich selbst zu achten, um ihrem Beruf gesund und erfolgreich nachgehen zu können.
Die Vorzüge einer Landespflegekammer als Interessenvertretung der Pflegenden schilderte Jens Albrecht, Mitglied im Landespflegerat NRW und Leiter des Bildungszentrums für Berufe im Gesundheitswesen am Franziskus-Hospital in Bielefeld. Als öffentlich-rechtliche Körperschaft werde diese dringend als Sprachrohr aller Pflegefachkräfte gebraucht. Bevor die Pflegekammer errichtet werden kann, wolle die NRW-Landesregierung eine repräsentative Befragung bei den Pflegekräften durchführen lassen. Als Alternative zur Landespflegekammer solle dabei auch das bayerische Modell einer „Vereinigung der Pflegenden“ angeboten werden. Das biete allerdings keine Pflichtmitgliedschaft und damit auch keine Mitbestimmungsrechte, kritisierte Albrecht. Anders als eine Pflegekammer vertrete die bayerische Vereinigung der Pflegenden nur die Interessen eines kleinen Teils der Pflegekräfte und sei zudem direkt dem bayerischen Gesundheitsministerium untergeordnet. Welche Bedeutung einer Pflegekammer auch auf Bundesebene zukomme, zeige die Tatsache, dass die große Mehrheit der Staaten in Europa eine solche eingerichtet habe, sagte Albrecht.
Auf einen „doppelten Demografieeffekt“ in der Pflege wies Eva Maria Müller vom Diözesan-Caritasverband Paderborn hin. Denn gemeinsam mit der Bevölkerung altern auch die Pflegekräfte. Dies werde zu einem stetig wachsenden Mangel an Pflegekräften führen. „Doch je mehr Patienten auf eine Pflegekraft kommen, umso größer ist das Risiko für Unzufriedenheit auf allen Seiten“, betonte Müller.
Zur Stärkung der eigenen Widerstandskraft im Rahmen der „Selbstpflege“ erhielten die Pflegekräfte beim „Tag der Pflege“ in verschiedenen Foren Tipps und Anschauungsbeispiele. Andrea Roensch und Nicole Barth von der Sprachwerkstatt Paderborn stellten zudem ihr neu entwickeltes Trainingsprogramm für Pflegekräfte „Wortwert – Reden ist Gold“ vor. Ziel dieses Programms ist eine klare, eindeutige und wertschätzende Kommunikation auf allen Ebenen.