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Werben für respektvollen Dialog: Die Vertreter der Beschäftigten der Werthmann Werkstätten und der Bewohner der stationären Einrichtungen, (v .l.) Peter Opalka, Patrick Kaiser, Georg Eberts, Ümit Burunkaya, Uwe Kurth und Silke Kammerer. (Foto: cpd/CV Olpe). |
Anlässlich
des europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am
kommenden Sonntag verlangen auch Betroffene aus Caritas-Einrichtungen mehr
Respekt in der alltäglichen Kommunikation. Silke Kammerer vom Werkstattrat der
Werthmann-Werkstätten des Caritasverbandes für den Kreis Olpe in Attendorn:
„Wir fühlen uns häufig behandelt wie ein kleines Kind. Zu uns sagt man Du, auch
wenn wir erwachsen sind.“ Gerade Menschen im Rollstuhl litten häufig unter
Gesprächssituationen, in denen die Kommunikation „über deren Kopf hinweg“
geführt werde. Man spreche lieber die Betreuer an als die Betroffenen selbst. Silke
Kammerer: „Auch wir wollen respektvoll angesprochen werden.“
Doch solche Einschränkungen gebe es nicht nur verbal, sondern auch in vielen
alltäglichen Lebenssituationen. Ümit Burunkaya vom Werkstattrat in Attendorn:
„Wir möchten uns als Rollstuhlfahrer oder als Menschen mit einer Gehbehinderung
frei bewegen. Doch schon an der Kneipentür ist Ende. Stufen am Eingang machen
uns den Einlass unmöglich. Und spätestens die Toilette ist für uns
unerreichbar. Sie ist oft im Keller oder so eng, dass unser Rolli nicht durch
die Tür passt. Überall sind Barrieren, die uns Grenzen setzen.“ Grenzen hat auch
Georg Eberts vom Werkstattrat in Lennestadt erfahren. „Ein Besuch beim Arzt
ist eine Herausforderung. Steile Stufen, schmale Türen, enge Behandlungszimmer.
Schwierig ist auch oft die Verständigung. Als Menschen mit Behinderung fällt es
uns schon mal schwer, den Schmerz oder unser Anliegen genau zu beschreiben.
Doch die wenigsten Ärzte haben gelernt, mit uns umzugehen.“
Das Fazit aller Betroffenen: „Bei vielen Dingen im Alltag steckt die Inklusion
noch in den Kinderschuhen. Oftmals fehlt im Alltag das Gespür bei den
Mitmenschen für die kleinen Dinge, die das Zusammenleben leichter machen.“ Um
auf ihre Situation hinzuweisen, wollen die Einrichtungen ein Zeichen setzen.
Bis Montag wird über den Gebäuden ein großer roter Ballon mit der Aufschrift „Ich
bin auch SIE“ zu sehen sein.
Am Europäischen Protesttag beteiligt sich auch der Caritasverband für den Kreis
Soest. Bereits am Samstag, 4. Mai gibt es gemeinsam mit anderen Organisationen
der Behindertenhilfe im Kreis einen Aktionsstand in der Fußgängerzone der
Hellweg-Stadt.