Der neu gewählte Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Hospizbewegung (von links): Bernd Müller (Caritas-Sozialstation Lippstadt), Christopher Durst (Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft), Ursula Elisa Witteler (Ambulanter Hospizdienst „Sternenweg“ Arnsberg), Marion Eichhorn (Heilig-Geist-Hospiz Unna), Birgit Wonderschütz (Seniorencentrum St. Laurentius Löhne), Gabriele Kösters (St. Marien-Hospital Hamm), Sabine Breimann (Caritas-Konferenzen im Erzbistum Paderborn), Pfarrer Thomas Siepe (Diözesanbeauftragter für die Hospizseelsorge, Arnsberg), Gerd Eisenberg (Hospizkreis Balve) und Frank Decker (Caritas-Station Attendorn).(Foto: cpd / Jonas)
Kommt häusliche Gewalt auch bei der Pflege und Begleitung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase vor? Mit dieser brisanten Frage hat sich die Arbeitsgemeinschaft Hospizbewegung im Erzbistum Paderborn bei ihrer Mitgliederversammlung in Paderborn auseinander gesetzt. Die Antwort des Gastreferenten Prof. Dr. Dr. Rolf Hirsch, Psychiater und Psychologe mit dem Schwerpunkt Gerontologie aus Bonn, ist eindeutig: "Ja, es gibt häusliche Gewalt an Pflegebedürftigen in der Häuslichkeit, begangen durch Kinder oder Ehepartner." Aber anders als bei der Gewalt gegen Kleinkinder gebe es bei körperlich misshandelten Senioren keine genau definierten Verletzungen, die Ärzten und Pflegepersonal einen eindeutigen Rückschluss auf Gewalterfahrungen ermöglichen würden. Dies mache die Aufdeckung und Verfolgung von Körperverletzungen bei Pflegebedürftigen oder Sterbenden schwer, sagte Hirsch.
Provokant fragte Hirsch die Vertreter der 52 katholischen Hospiz- und Palliativeinrichtungen im Gebiet des Erzbistums Paderborn, ob es wirklich stationäre Hospize und andere Einrichtungen der Palliativ-Medizin brauche, um in Deutschland in Würde sterben zu können? "Sind andere Einrichtungen wie Altenheime oder Krankenhäuser unwürdige Sterbeorte?" fragte der Psychologe und forderte einen besseren Personalschlüssel in der Pflege als Grundvoraussetzung für ein würdevolleres und "besseres" Sterben.
Als unangemessene Versorgungen in der Sterbephase beschrieb Hirsch Fälle, in denen etwa sterbende Menschen und deren Familie sich aufgrund mangelnder Aufklärung nicht bewusst seien, dass der Tod unmittelbar bevor stehe. Als eine Form von Gewalt bezeichnete er auch, wenn Patienten unter starken und nicht kontrollierten Symptomen wie Schmerzen und Unruhe versterben würden.
In seinem Vortrag ging Hirsch nicht nur auf Gewalterfahrungen von Pflegebedürftigen, sondern auch von Pflegepersonal ein. Diese seien nicht selten Opfer von Übergriffen und Gewalt. "Sie alle kennen dies: Im verwirrten Zustand eines an Demenz erkrankten Menschen kann es sein, dass er um sich schlägt."
Im Rahmen der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Hospizbewegung wurde ein neuer Vorstand gewählt. Diesem gehören neben Geschäftsführer Christopher Durst an: Bernd Müller (Caritas-Sozialstation Lippstadt), Ursula Elisa Witteler (Ambulanter Hospizdienst "Sternenweg" Arnsberg), Marion Eichhorn (Heilig-Geist-Hospiz Unna), Birgit Wonderschütz (Seniorencentrum St. Laurentius Löhne), Gabriele Kösters (St. Marien-Hospital Hamm), Sabine Breimann (Caritas-Konferenzen im Erzbistum Paderborn), Pfarrer Thomas Siepe (Diözesanbeauftragter für die Hospizseelsorge, Arnsberg), Gerd Eisenberg (Hospizkreis Balve) und Frank Decker (Caritas-Station Attendorn).
Info
Die Arbeitsgemeinschaft Hospizbewegung im Erzbistum Paderborn wurde 1998 im Auftrag des damaligen Erzbischofs Johannes Joachim Degenhardt als Unterstützung der wachsenden Zahl ehrenamtlicher Hospizinitiativen gegründet. Zur Arbeitsgemeinschaft gehören 52 katholische Hospiz- und Palliativeinrichtungen im Gebiet des Erzbistums Paderborn. Ziel ist es, Vernetzungen zu schaffen und den Hospizgedanken in allen katholischen Einrichtungen im Erzbistum zu festigen und zu vertiefen. Zu diesen Einrichtungen gehören insbesondere ambulante Pflegedienste, Altenhilfeeinrichtungen, Krankenhäuser und Behinderteneinrichtungen.