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Richteten ein Festmahl für Obdachlose aus (v. l.): Wolf Ekkehard Gelbert, Gerhard Wölfer, Ernst Kuhnt, Christian Eckardt, Landrat Manfred Müller, Gerrit Löchner, Joachim Veenhof vom SKM - Katholischer Verein für soziale Dienste in Paderborn, Burkhard Bernemann, Dirk Tschischke, Carsten Jungewelter, Karl-Heinz Lieb vom Malteser-Hilfsdienst aus Hövelhof, Rainer Frensemeier, Franz-Peter Kudak vom Malteser-Hilfsdienst aus Hövelhof und Schulleiter Andreas Czorny. Foto: Kreis Paderborn |
Günther
(*Name geändert) hatte das, was man ein gutes Leben nennt. Vor neun Jahren entschied
sich der gelernte Elektromechaniker und spätere Entwicklungs- und
Serviceingenieur, seinen Traum von der Selbständigkeit zu verwirklichen. Doch
das ging schief. „Weihnachten 2005 habe ich dann draußen im Freien gefeiert“,
erzählt der 53-Jährige. „Ohne festen Wohnsitz“ steht heute in dem Ausweis des
Mannes, der seitdem auf der Straße lebt. „Das ist nicht immer leicht“, erzählt
er. Gerade in den Wintermonaten, wenn die Temperaturen Richtung Gefrierpunkt sinken,
gehe es nicht selten ums nackte Überleben. „Wir möchten Menschen wie Günther
das Gefühl vermitteln, dass sie Teil dieser Gesellschaft sind und wir sie wertschätzen.
Deshalb haben wir sie zum zweiten Mal zum Adventsessen eingeladen. Auch wem das
Leben derzeit nicht wohlgesonnen ist, soll die Weihnachtsbotschaft spüren“,
erklärt Schirmherr Landrat Manfred Müller. Die Idee hatte er im letzten Jahr
bereits bei Frank Zanders „Weihnachten für Obdachlose“ abgeguckt. Und so bat er
die Malteser Hilfsdienste und den Sozialdienst Katholischer Männer
(SKM)
um Unterstützung, die sich schon seit Jahren
mit Herzblut für die wohnungslosen Männer und Frauen engagieren. 40 von ihnen
nahmen die Einladung an. Für jeden einzelnen von ihnen war ein Platz an einer
festlich gedeckten und weihnachtlich dekorierten Tafel im Übungsrestaurant des
Helene-Weber-Berufskollegs reserviert, auf der schon kurz darauf ein festliches
Menü serviert wurde.
Kredenzt wurden ein bunter Salatteller, eine Kräutercremesuppe, Tafelspitz mit
brauner Soße, Pommes Macaire, Spitzkohl, abgerundet mit einem großen
Dessertbüffet. An Herd und Backofen standen an diesem Vormittag die
(ehrenamtlichen) Köche von der Köchevereinigung Paderborner Land e.V. Von dem
professionellen Wirken und Werken der kreativen Kochprofis hinter der Küchentür
des Übungsrestaurants im Helene-Weber-Berufskolleg bekamen die Gäste vorne (bis
auf die „Menüansage“) kaum etwas mit. Sie lauschten den weihnachtlichen Klängen
des Schulchores und genossen den Service der angehenden Hotelfachfrauen und
–männer des Kreiskollegs. Nicht nur die Köche, auch die Lehrerinnen und Lehrer,
Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs „waren sofort Feuer und Flamme“ für
das gemeinnützige Projekt, sagt der Schulleiter des Helene-Weber-Berufskollegs
Andreas Czorny. „So haben unsere Schülerinnen und Schüler nebenbei auch noch
die Möglichkeit, eine reale berufliche Situation zu üben und gleichzeitig etwas
Gutes zu tun“, betonte Czorny.
Die Organisation im Hintergrund übernahmen Karl-Heinz Lieb und Franz Peter
Kudak von den Maltesern aus Hövelhof. Sie organisierten auch den Fahrdienst zum
Berufskolleg. Bei früheren Aktionen verteilten sie bereits belegte Brötchen,
Gebäck zum Rosenmontag, luden die Männer und Frauen zu einem gemeinsamen
Grillen ein oder stellten für sie selbstgemachte Mützen und Schals her. In
diesem Jahr gab es als Zugabe noch ein Weihnachtspäckchen. „Die Gesellschaft
ist auf Menschen angewiesen, die Not erkennen und helfen“, lobte Landrat
Manfred Müller die vorbildliche Arbeit der Vereinsmitglieder. „Weil Nähe zählt“
sei der Wahlspruch der Malteser, „den sie immer wieder aufs Neue mit Leben
füllen“, so Müller. Der Landrat dankte auch dem Katholische
n
Verein für soziale Dienste in Paderborn e.V. (SKM).
Diplom-Sozialarbeiter Joachim Veenhof unterstützt gemeinsam mit seinen
Kolleginnen und Kollegen täglich Menschen wie Günter darin, eine neue
Zukunftsperspektive zu finden. In Paderborn überbrachte er vor kurzem die
Weihnachtseinladung an die wohnungslosen Männer und Frauen.
Neben einer Übernachtungsstelle und einer Tagesstätte bietet der Verein eine Fachberatung für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten an. Darüber hinaus hält der SKM stationäre und ambulante Hilfen bereit. „Das sind wichtige Begleitungen von der Straße wieder in ein `normales Leben´“, erklärt Joachim Veenhof. Das Sozialkaufhaus, die Kreativwerkstatt und weitere Arbeitsplätze sollen Menschen wie Günter die Teilhabe an der Gesellschaft sicherstellen und den Weg in eine selbstbestimmte Existenz ebnen.