Unter dem Motto „Europa in Dortmund“ stand der diesjährige Josefstag der katholischen Jugendberufshilfe in Dortmund (v. l.): Susanne Skaliks-Weitner (Caritasverband Dortmund), Tina Gerding (IN VIA Dortmund), Aleksandra Nankova (Diakonisches Werk Dortmund und Lünen), Georg Rupa (Caritas), Gyulfize Kurnaz, Sanie Krasimirova, Generalvikar Prälat Alfons Hardt, Lyubomir Ivanchev, Elena Genova (Caritas) und Frank Merkel (Caritas).
Seit der Ost-Erweiterung der EU im Jahr 2007 hat sich die Zahl der in Dortmund lebenden Menschen aus Bulgarien verzehnfacht. Inzwischen leben dort mehr als 3.400 Personen aus dem Balkanland, darunter viele junge Leute. Drei von ihnen hatten jetzt Gelegenheit, ihre Geschichte zu erzählen. Anlass war der traditionelle Josefstag der katholischen Jugendberufshilfe, der in Dortmund gemeinsam vom Caritasverband und vom Verband IN VIA Dortmund organisiert wird. Teilnehmer der Veranstaltung waren neben Teilnehmern aus berufsvorbereitenden Maßnahmen auch Vertreter der verbandlichen Caritas und der katholischen Kirche, darunter der Generalvikar des Erzbistums Paderborn, Prälat Alfons Hardt.
Für Lyubomir Ivanchev, Sanie Krasimirova und Gyulfize Kurnaz hat Europa eine ganz andere Bedeutung als vielleicht gleichaltrige junge Leute aus Deutschland, die an der EU eher die gemeinsame Währung oder den Wegfall von Roaming-Gebühren schätzen. Es sind vor allem die beruflichen Perspektiven, die Jugendliche wie Sanie Krasimirova nach Dortmund geführt haben. "Ich möchte hier Krankenschwester werden", erklärt sie. Ein Praktikum in einer Dortmunder Kita hat sie bereits absolviert. Der 18-jährige Lyubomir Ivanchev dagegen träumt von einer Fußball-Profi Karriere. Lyubomir, der vor einem Jahr mit seinem Vater nach Dortmund kam, kickt bei der Hammer Spielvereinigung in der A-Jugend. Für die 29-jährige Gyulfize Kurnaz gibt es einen anderen Lebenstraum: Die junge Mutter hat vor allem ihr Baby im Blick: "Es wird hier einmal ganz andere Möglichkeiten haben."
Jugendberufshilfe geht auch durch den Magen: Beim Josefstag im Josef-Cardijn-Bildungshaus sorgten die Auszubildenden im Projekt „Köche bei der Caritas“ für das Catering. Generalvikar Prälat Alfons Hardt (links) und Georg Rupa, Vorstand des Caritasverbandes Dortmund, nutzten die Gelegenheit, die leckeren Lachs- und Matjeshäppchen von Sarah Allmeroth, Alexander Blasczyk und Melissa Glock (v. l.) zu probieren. Foto: cpd / Sauer
Obwohl so viele Bulgaren in Dortmund leben, spielt der Kontakt untereinander kaum eine Rolle, wenn es um das eigene Zurechtfinden in der neuen, westlichen Kultur geht. Wichtiger für die Integration ist eher eine professionelle Begleitung. So wie die Anlaufstelle für EU-Bürger in der Dortmunder Nordstadt, die u. a. von Caritas und Diakonie getragen wird. Von der Feststellung beruflicher Kompetenzen, über die Hilfe bei der Jobsuche bis zur Begleitung von Familien (gemeinsam mit dem Jugendamt) reicht das Spektrum der Unterstützung. Das Team kann sich in 28 Sprachen verständigen. Einzige Bedingung für die Inanspruchnahme der Hilfe ist der Besitz eines EU-Passes.
Philip Hagedorn vom EU-Büro des Deutschen Caritasverbandes in Brüssel erinnerte beim Josefstag daran, dass die Europäische Union gerade für Jugendliche viel zu bieten habe. Die jugendpolitischen Ziele der Union richteten sich auch auf konkrete schulische und berufliche Hilfen. So biete die EU Jugendlichen ihrer Mitgliedsstaaten u. a. die Möglichkeit, Ausbildungsaufenthalte im Ausland zu absolvieren. Fördergelder gebe es u. a. für die Unterstützung junger Migranten, um im Wohnquartier den Start in eine Ausbildung zu schaffen. "Die Interessen von Jugendlichen enden heute nicht an Grenzen", betonte Hagedorn - und warb gleichzeitig dafür, die kommenden Wahlen zum EU-Parlament zu nutzen, damit Europa auch in Zukunft Perspektiven für Jugendliche bieten kann.