Ein Jahr ist es her, dass das Hochwasser in Hagen am 14. Juli 2021 große Teile der Stadt überschwemmt hat. Zahlreiche Häuser, Wohnungen, Autos und Firmen wurden durch die Wassermassen zerstört. Wochenlang dauerten die Aufräumarbeiten und bis heute sind nicht alle Schäden der Flutkatastrophe beseitigt. Die Folgen bringen die betroffenen Familien, aber auch die Helfer und Helferinnen, auch ein Jahr danach noch an ihre Grenzen. Körperlich und vor allem seelisch. Mit zahlreichen Hilfsangeboten will der Caritasverband Hagen deshalb deutlich machen: "Wir lassen Euch nicht allein".
"Es geht jetzt vor allem um die Nachsorge der Betroffenen. Wir schauen in erster Linie wie es den Leuten geht und vermitteln sie gegebenenfalls an die entsprechenden Fachdienste", erklärt Thomas Doert, Projektkoordinator der Hochwasserhilfeprojekte. Kurz nach der Katastrophe haben die Menschen aktiv Hilfe gesucht, "mittlerweile hat sich die Situation etwas geändert. Die Menschen sind müde und kraftlos, deshalb müssen wir sie vermehrt aufsuchen, um sie zu erreichen", berichtet Thomas Doert. Verschiedene Angebote sollen, vor allem den betroffenen Kindern, Ablenkung vom belastenden Alltag geben. Abstand zu den Geschehnissen, einen Moment der Normalität bieten. "Neben einem Basketball-Sommercamp, bieten wir unter anderem ein Zirkus-Projekt sowie Tickets für unterschiedliche Freizeitaktivitäten an. So kann die gesamte Familie mal für einen Tag durchatmen", so Doert.
Mit diesen kostenlosen Hilfsangeboten will der Hagener Caritasverband ein Signal senden. "Wir wollen ganz klar vermitteln, dass wir weiterhin da sind und sichtbar bleiben." Mit einem Beratungsbus besuchen die Mitarbeitenden der Fluthilfe unter anderem Wochenmärkte oder Sommerfeste in den betroffenen Stadtteilen, um vor Ort mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Ganz ungezwungen. "Die Hürde ist nicht so groß für die betroffenen Familien. Beim gemeinsamen Kaffee berichten wir dann von unseren kostenlosen Hilfsangeboten." Netzwerken sei in diesen Zeiten besonders wichtig. Auch das Hochwasserhilfe-Büro ist ein gemeinsames Projekt der verschiedenen Wohlfahrtsverbände sowie der Stadt. "Aus dieser Zusammenarbeit entstehen wichtige Kontakte, um den Menschen zu helfen", so Doert.
Mehr als 300 Familien hat der Caritasverband Hagen mit insgesamt 300.000 Euro bisher finanziell unterstützt. 360 Beratungsgespräche wurden seit dem 14. Juli vergangenen Jahres geführt. "In den Gesprächen geht es neben der psychologischen Betreuung vor allem um Beratung bei der Beantragung von Geldern, denn die Antragsformulare sind sehr umfangreich", berichtet Thomas Doert. Und auch ein Jahr nach dem Hochwasser gibt es noch viele betroffene Menschen, die bisher noch keinen Antrag gestellt haben: "Oft sind es Menschen, die trotz aller Bemühungen aus verschiedenen Gründen bisher noch nicht den Weg zu uns gefunden haben. Zum Beispiel ein Rentnerpaar, welches einen kleineren Hausratschaden hatte, den es sich nicht so recht traute zu beantragen - andererseits riss eben dieser Schaden ein Loch in die Finanzen des Paares", sagt Miriam Paulat, die seit der Katastrophe im Bereich der Hochwasserhilfe des Caritasverbandes arbeitet. Hinzu kämen dann noch vermehrt die Eigentümer von Immobilien, die bisher noch keine Zeit zur Antragsstellung hatten oder auf die Gutachter und Gutachten warten müssen oder noch in Abklärung mit ihren Versicherungen seien. Außerdem gebe es noch eine Vielzahl von sogenannten Härtefällen: "Hierunter fällt alles, was nicht so richtig in die Vorgaben der anderen Anträge passt. Beispielsweise hatten wir ein weggeschwommenes Auto, das beruflich benötigt wurde und nicht kaskoversichert war. Dieses wäre sonst nirgends erstattungsfähig gewesen", so Paulat.
Der Projektzeitraum der Fluthilfe ist bis zum 31. August 2024 vorgesehen, es wird allerdings schon jetzt davon ausgegangen, dass die Unterstützung der Betroffenen weit über diesen Zeitraum hinausgehen wird. Fünf Mitarbeitende arbeiten seit der Katastrophe beim Caritasverband Hagen im Bereich der Hochwasserhilfe. Auch ein Jahr nach der Flut gibt es noch viel zu tun, um die körperliche und die seelischen Schäden zu heilen. Umso wichtiger für den Hagener Caritasverband zu zeigen: Wir sind für Euch da!