Es ist eine Erfolgsgeschichte, die zu bald zu Ende gehen könnte: die unabhängige Arbeitslosenberatung in Nordrhein-Westfalen. "Trotz der wirtschaftlich positiven Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren steigt nach wie vor der Bedarf von Erwerbslosen nach Beratung", stellt der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig fest, der auch Vorsitzender des Ausschusses "Arbeit/Arbeitslosigkeit" der Freien Wohlfahrtspflege in NRW ist. Denn zwei Drittel der Hartz-IV-Bezieher sind Langzeitarbeitslose. Zudem sind immer mehr Menschen geringfügig beschäftigt oder befinden sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Für sie ist die unabhängige Beratung in den derzeit 73 Erwerbslosenberatungsstellen und 79 Arbeitslosenzentren in NRW eine wertvolle Unterstützung, belegte auch eine Studie zur Evaluierung der Beratung.
Paderborns Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig setzt sich für die Fortführung der unabhängigen Erwerbslosenberatung ein.(Foto: cpd)
Doch die Zukunft dieser für die Betroffenen kostenlosen Beratung ist gefährdet. Die Finanzierung durch das Land und den Europäischen Sozialfonds läuft Ende 2020 aus. "Wie es weitergeht, ist noch ungewiss", sagt Lüttig. Er hofft, dass die Landesregierung die Vorteile der unabhängigen Erwerbslosenberatung erkennt. Schließlich stelle diese ein Gegengewicht zu den Jobcentern dar, speziell im Konfliktfall. Indem sie bei Widersprüchen unterstütze und so zur Klärung und Vermittlung beitrage, leiste sie "einen wichtigen Beitrag zur Wahrung des Rechtsfriedens". Diese Beratungsleistung könne das Jobcenter wegen Interessenskonflikten nicht leisten, habe auch das Bundesverfassungsgericht festgestellt, so Lüttig. Die anerkannten und gut vernetzten Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren erfüllten zudem eine wichtige Lotsenfunktion im deutschen "Bürokratie-Dschungel".