100.000 Euro überreichten Ingo Schmitz und Ulrich Windolph (hinten v. r.) vom Westfalen-Blatt an Vertreterinnen und Vertreter von Caritas, SkF, SKM, Maltesern, IN VIA und Bahnhofsmission in Ostwestfalen-Lippe. Foto: Miriam Konietzny
Es ist kalt, die Detmolder Innenstadt ist brechend voll von Menschen. Der obdachlose Bert freut sich auf einen heißen Kaffee im Malteser-Wärmebus. "Bitte mit viel Zucker", sagt er. Der 39-Jährige erzählt von Drogen, Gefängnis und davon, wo er im Leben falsch abgebogen ist.
Bert ist einer von vielen, die von der Obdachlosenhilfe der Caritas und ihrer Fachverbände im Erzbistum Paderborn profitieren. Zur Unterstützung dieser oft unterfinanzierten Hilfen hat das Westfalen-Blatt bei seiner kürzlich beendeten Weihnachtsspendenaktion insgesamt knapp mehr als 100.000 Euro gesammelt - Geld, das nun an die verschiedenen Projekte in der Region geht. "Die Hilfe ist da richtig, jeder Euro kommt an", sagte Chefredakteur Ulrich Windolph in seinem Spendenaufruf. In zahlreichen Berichten stellten die Journalisten die oft wenig beachteten Caritas-Dienste und berührende Schicksale von betroffenen Menschen vor.
Wie etwa Samantha, 20 Jahre alt, die nach einem Rauswurf bei ihrer Pflegefamilie vor dem Nichts stand. "Fast hätte ich unter einer Brücke schlafen müssen", berichtet sie. Seit September lebt sie nun in einer betreuten WG des SkF in Herford - ein in der Region einmaliges Projekt speziell für junge wohnungslose Frauen. Samantha will nicht aufgeben. Sie hofft nun auf einen Job und einen Neustart.
Mit einer großen Zahl von Hilfsbedürftigen hat die Bahnhofsmission von IN VIA und Diakonie in Paderborn regelmäßig zu tun. "Vor Corona waren es vielleicht 50 bis 60 Menschen am Tag, jetzt ist es oft das Vierfache", berichtete Leiterin Sabine Bergmaier, die sich Ende des Jahres in den Ruhestand verabschiedete. "Wir bräuchten dringend zehn Leute mehr", sagt sie.
Ähnliches schildern auch die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission Bielefeld. Neben Essen und warmen Getränken geht es dort zunehmend um soziale Kontakte. "Viele wollen einfach mal mit jemandem reden", erzählt Leiter Martin Zawieracz. Deshalb gibt es dort eine "Plauderbank" vor dem Bahnhof.
Besonders im Winter steigt die Zahl der Hilfesuchenden. Der SKM Paderborn verzeichnete mehr als 500 von Obdachlosigkeit betroffene Menschen, die 2023 Rat suchten. "Es gibt kein Elend, das wir nicht kennen", sagt Geschäftsführer Joachim Veenhof. Neben Beratungen bietet der SKM auch Wohngruppen, vier Schlafboxen und ein Tiny House für Wohnungslose an.
Die Spendenaktion hat nicht nur Geld gesammelt, sondern auch die Not vieler Menschen ins öffentliche Bewusstsein gerückt. "Obdachlosigkeit kann jeden treffen", betont Diözesan-Caritasdirektor Ralf Nolte. Die steigenden Zahlen seien alarmierend. Für die Gäste von Maltesern, SKM, SkF und Bahnhofsmission bedeutet die Hilfe mehr als nur eine warme Mahlzeit - sie gibt ihnen ein Stück Hoffnung zurück.
Markus Jonas
Alle Berichte unter www.westfalen-blatt.de/owl/weihnachten-2024-spenden-caritas