Tobias Berghoff, Vorstand der Caritas Dortmund, ist Vorsitzender der Diözesan Arbeitsgemeinschaft Gesundheits- und Altenhilfe im Erzbistum Paderborn(Foto: cpd)
Die Träger der katholischen Altenhilfe im Erzbistum Paderborn schlagen Alarm. "Die Dienste und Einrichtungen sind über ihren Belastungsgrenzen", erklärt Tobias Berghoff, Vorsitzender der Diözesan Arbeitsgemeinschaft Gesundheits- und Altenhilfe im Erzbistum Paderborn, die rund 230 Altenheime und Tagespflegen sowie 120 Sozialstationen mit insgesamt über 13.000 Beschäftigten vertritt. "Die Schmerzgrenze ist bereits überschritten, die aktuelle Belastung, die ihnen aufgrund der sozialpolitischen Rahmenbedingungen auferlegt wird, ist für die Pflegekräfte nicht länger hinnehmbar."
Die Pflegekräfte fühlten sich von der Politik nicht wahrgenommen, sagt Berghoff, zugleich Vorstand des Caritasverbandes Dortmund. "Auch die Personalnot wird nicht gesehen." Dies zeige sich jetzt exemplarisch im neuen Infektionsschutzgesetz. "In diesem werden weitere Aufgaben auf die Einrichtungen delegiert, die bis dato bei den Impfzentren der Kommunen lagen, wohl wissend, dass dies nicht von zusätzlichen Kräften übernommen werden kann, da diese schlicht nicht vorhanden sind." Der zusätzliche Bonus, der Pflegekräften geboten werde, die diese Aufgabe neben ihrer Arbeit übernehmen wollen, sei dauerhaft keine Lösung.
Nach einer Mitgliederversammlung in Paderborn, bei der die Delegierten von Altenhilfe-Einrichtungen und -Diensten sich über die vergangenen zweieinhalb Jahre in der Pandemie austauschten, zieht Berghoff, eine ernüchternde Bilanz: "Zweieinhalb Jahre wurde unter erschwerten Bedingungen gepflegt, zusätzlicher Aufwand musste betrieben werden, geknebelt von bürokratischen Anforderungen. Wir haben getestet und mit Schutzkleidung gepflegt, und das mit dem gleichen Personal - obwohl seit Jahren bekannt ist, dass gerade im stationären Bereich Personalmangel besteht und eine Unterbesetzung festzustellen ist." So habe eine Studie der Forschungsgruppe um Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen im Zuge des Zweiten Pflegestärkungsgesetzes bereits 2020 festgestellt, dass rund ein Drittel mehr Personal in der Pflege erforderlich sei.
Ein Umsteuern seitens der Politik sei dringend nötig, um die demografische Herausforderung mit einer wachsenden Anzahl Pflegebedürftiger bewältigen zu können, sagt Tobias Berghoff. "Arbeiten im Bereich der Pflege muss attraktiv werden, die Bevormundung von Pflegekräften über immer neue Überwachungsbehörden muss aufhören, damit diese sich wieder ganz den eigentlichen Aufgaben widmen können, nämlich der Begleitung der Pflegebedürftigen."
Trotz aller Belastungen seien die katholischen Träger der Altenhilfe im Erzbistum Paderborn stetig auf der Suche nach Lösungen für die Herausforderungen. So gelte es in der ambulanten Pflege die Versorgungssicherheit der Klienten durch ein Umsteuern und eine andere Leistungserbringung zu ermöglichen, in stationären Pflegeeinrichtungen müssten mehr Mitarbeitende gefunden werden und veränderte Organisationsformen erprobt werden, waren sich die Delegierten einig.
Info
Die "Diözesan Arbeitsgemeinschaft der Gesundheits-und Altenhilfe im Erzbistum Paderborn" vertritt rund 230 Altenheime und Tagespflegen sowie 110 Sozialstationen in katholischer Trägerschaft. In diesen Einrichtungen sind insgesamt mehr als 13.000 Beschäftigte tätig. Die Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaft liegt beim Diözesan-Caritasverband Paderborn. Geschäftsführer ist Christoph Menz.