Die Caritas im Erzbistum Paderborn, die seit 2016 Hilfsprojekte in Syrien unterstützt, warnt davor, Menschen aus Syrien durch vorschnelle Rückkehrforderungen zu verunsichern. "Es ist vollkommen in Ordnung, wenn die Menschen bei der Frage, ob sie gehen oder bleiben wollen, zunächst abwarten", sagt Diözesan-Caritasdirektor Ralf Nolte, der auch Flüchtlingsbeauftragter des Erzbistums Paderborn ist. "Es ist realitätsfern und alles andere als human, Menschen, die womöglich noch unter den Kriegsfolgen leiden und traumatisiert sind, voreilig zur Rückkehr in ein zerstörtes Land aufzufordern, in dem die Infrastruktur für ein menschenwürdiges Leben an vielen Stellen fehlt." Ralf Nolte ruft zudem dazu auf, Flüchtlingen aus Syrien, die sich in Deutschland sprachlich und beruflich integriert haben, Angebote zu unterbreiten, damit sie sich für einen langfristigen Verbleib in Deutschland entscheiden. "Als Fachkräfte sind sie vor allem im Gesundheitswesen eine wertvolle Hilfe."
Zudem: "Wir dürfen nicht leichtgläubig meinen, der Grund für ihren Schutz sei von heute auf morgen entfallen", warnt Ralf Nolte. Er rät zu gesunder Skepsis gegenüber den neuen Machthabern in Syrien, die bis vor kurzem noch mit allen Mitteln ein islamistisches Kalifat durchsetzen wollten und seitens der EU als Terrororganisation eingestuft sind. Die Christen und andere religiöse Minderheiten im Land schauten bei aller Erleichterung über den Sturz Assads nicht ohne Grund mit Sorge in die Zukunft. "Leider kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Erfahrungen aus anderen arabischen Ländern auch in Syrien wiederholen können. Niemandem in Syrien sind etwa die Erfahrungen im Nachbarland Irak zu wünschen", sagt Ralf Nolte. Wichtig sei deshalb, dass die deutsche und europäische Politik alles tue, um stabilisierend auf die Lage in Syrien einzuwirken.
Der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn unterhält enge Beziehungen nach Syrien. Seit 2016 hat er gemeinsam mit dem Erzbistum Paderborn bereits mehr als 1,1 Millionen Euro für kleine Hilfsprojekte zur Verfügung gestellt, rund 100.000 Euro in diesem Jahr. Unterstützt werden eine medizinische Ambulanz des Assyrischen Komitees für humanitäre Hilfe und Entwicklung im nordsyrischen Kamischli, wo Menschen kostenlos medizinisch behandelt und mit Medikamenten versorgt werden, sowie zahlreiche Hilfsprojekte von Schwester Annie Demerjian und ihrem Orden der "Sisters of Jesus and Mary" in und um Damaskus und Aleppo.
Spenden leitet der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn gern ohne jeden Abzug weiter. Spendenkonto: IBAN DE 54 4726 0307 0000 0043 00 (Stichwort: Hilfe für Nahost)